Amnesty International schlägt Alarm: Auf der Flucht nach Europa erleben fast alle Frauen körperliche und sexuelle Gewalt.
Die Flucht nach Europa ist gefährlich. Für Frauen gleich doppelt. Laut einem neuen Bericht von Amnesty International auf jeder Etappe ihrer Reise körperlicher und sexueller Gewalt ausgesetzt. Betroffen seien vor allem Frauen und Mädchen, die alleine oder lediglich mit Kindern unterwegs seien, hiess es in einem veröffentlichten Report der Menschenrechtsorganisation. Demnach fühlen sie sich in Ungarn, Kroatien und Griechenland besonders bedroht. So müssten sie in diesen Ländern neben Hunderten männlichen Flüchtlingen schlafen.
Der Bericht stützt sich auf Interviews mit 40 Frauen und Mädchen in Deutschland und Norwegen, die über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute eingereist waren. Befragt wurden die unter anderem aus dem Irak und Syrien stammenden Flüchtlinge im vergangenen Monat.
«Gewalt ist schwer zu verhindern»
Frauen in Flüchtlingslager berichten zum Beispiel, sie müssten dort die gleichen Toiletten und Duschen wie die Männer benutzen. Einige sagten, sie würden nicht essen oder trinken, um sich den Gang zu den sanitären Anlagen zu ersparen.
Auch von sexueller Belästigung war die Rede. Eine 22-jährige Irakerin sagte Amnesty, ein Wachmann in Uniform habe ihr Kleidung angeboten, wenn sie im Gegenzug Zeit mit ihm alleine verbringe.
Einige Flüchtlingshelfer beklagen zudem, dass die Gewalt wegen des Ad-Hoc-Systems bei der Aufnahme und Registrierung von Flüchtlingen schwer zu verhindern sei. «Eine der Herausforderungen ist, dass die internationale Gemeinschaft - und damit meine ich die Regierungen - lange braucht, um sich dieser Krise klar zu werden und zu merken, dass man sich das nicht einfach wegwünschen kann», sagte Jenny Becker, Schutzkoordinatorin des Internationalen Rettungskomitees im Norden der griechischen Insel Lesbos.