St. Pauli - Innensenator in Hamburg – wer diesen Job hat, der ist nicht zu beneiden. Denn nicht etwa der Bürgermeister, sondern ebenjener Senator gilt als der am stärksten gefährdete Politiker der Stadt. Der neue Amtsinhaber Andy Grote wohnt mitten auf St. Pauli – ein Albtraum für den Staatsschutz! Der ist nämlich ab sofort für seine Sicherheit verantwortlich.
Viele Kneipen, eine Fahrradwerkstatt, ein paar Kioske – die Straße, in der Andy Grote lebt, liegt nur einen Steinwurf von der Reeperbahn entfernt. Ein Treff der linken Szene ist gleich um die Ecke.
2014 war die Gegend ein Zentrum des Protestes gegen die umstrittenen „Gefahrengebiete“ der Polizei. Ab sofort wird Grote jetzt jeden Morgen von zwei schwer bewaffneten Personenschützern abgeholt und in seine Behörde am Johanniswall in der City gefahren.
Beim Staatsschutz des Landeskriminalamts sitzen die Fachleute an einer „Gefahrenanalyse“. Die Beamten erstellen ein Schutzkonzept. Erste Maßnahme wird der Austausch der Fenster von Grotes Wohnung sein. Die wird mit „einwurfhemmendem Glas“ versehen. Auch die Wohnungstür wird gegen ein einbruchsicheres Spezialmodel ausgetauscht. Ab sofort müssen die Besatzungen der Streifenwagen des zuständigen Reviers Tag und Nacht zu unregelmäßigen Zeiten am „Schutzobjekt“ patrouillieren.
Seit 1987 hatte es in der Hansestadt immer wieder Anschläge auf Politiker und Manager gegeben. Mehrfach waren Innensenatoren betroffen. So wurde 1999 der Dienst-Mercedes von Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) vor seinem Haus auf der Uhlenhorst angesteckt.
2009 wird ein Haus am Fischmarkt mit Farbe beworfen, in dem Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) lebt. Ein BMW wird angezündet. Ahlhaus zieht daraufhin in eine Villa in den Elbvororten, die für fast eine Million Euro auf Steuerzahlerkosten gesichert wird.
2012 wird das Haus von Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) mit Steinen und Farbgläsern beworfen – die Politikerin lebt in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Innensenator Grote.