Fascho-Terror in Thüringen. Zu den Angriffen auf Antifaschist_innen und Migrant_innen vom 13. Januar 2016 in Jena und Erfurt

Nazis raus!

Am 13. Januar ist es in Thüringen zu zwei Überfällen gekommen, die eine Intensivierung des bisherigen faschistischen Terrors anzeigen. Mehrere Personen mussten in der Notfallaufnahme behandelt werden. Diese Gewalt ist nicht zu trennen von der rassistischen Hetze nahezu aller politischen Parteien, der staatlichen Internierungs- und Abschiebepraxis, der extremen Abwertung der migrantischen Arbeitskraft und dem Alltagsrassismus der deutschen Gesellschaft. Diese Analyse muss jedoch an anderer Stelle ausgeführt und ausdiskutiert werden. Wir wollen im Folgenden zunächst einmal über beide Fälle informieren.

 

Gemeinschaftsunterkunft Jena-Winzerla


Am Abend des 13. Januar wurden zwei afghanische Flüchtlinge vor dem Lager in der Turnhalle in Jena-Winzerla angegriffen.1 Die zwei Täter waren mit Teleskopschlagstöcken bewaffnet und haben damit auf sie eingeschlagen. Die beiden Flüchtlinge wurden anschließend in die Notfallaufnahme eingeliefert. Dort wurden sie während der Behandlung unter Zuhilfenahme eines Dolmetschers von Bullen in voller Montur befragt. Die Geflüchteten in Winzerla berichteten heute davon, dass sie bereits in den Tagen zuvor terrorisiert worden seien. Mehrfach seien nachts unbekannte Personen zum Lager gekommen, um gegen Türen zu treten und zu klopfen. Die Menschen, die angesichts der schlechten Lebensbedingungen in der überfüllten Turnhalle sowieso schon genug Probleme haben, wurden durch diese nächtlichen Besuche und den gestrigen Überfall systematisch eingeschüchtert. Im Lager herrschen Angst und Unsicherheit.

 

Erfurter Bahnhof


Eine größere Gruppe von ca. 40 Antifaschist_innen aus Jena war am selben Tag nach Erfurt gefahren, um die antifaschistische Demonstration gegen die erste AfD-Kundgebung im Jahr 2016 zu unterstützen. Auf dem Rückweg wurde sie im Erfurter Hauptbahnhof von einer Gruppe von ca. 20 aufgeputschten und gewalttätigen Nazi-Hools angegriffen. Allem Anschein nach müssen die Hooligans diesen Angriff vorbereitet haben. Am Eingang des Bahnhofs stand eine Gruppe rechter Jugendlicher (wahrscheinlich Späher), die restlichen Hooligans standen in Kleingruppen auf dem Gleis, von dem der Zug nach Jena abfahren sollte und einer von ihnen war mit einem Elektro-Schocker bewaffnet.

 

Mehrere Genoss_innen berichten, wie ihnen kurz vor Erreichen des Bahngleises Bullen entgegenkamen. Sie müssen die Hooligans gesehen haben und der Verdacht liegt nahe, dass sie die Antifaschist_innen bewusst ins Messer haben laufen lassen. Während des folgenden Angriffs war von den Bullen, die ansonsten im gesamten Stadtgebiet von Erfurt präsent waren, keine Spur.

 

Die Nazi-Hools fingen an, einzelne Leute zu provozieren, dann zu schubsen und schließlich umzingelten sie die Gruppe und prügelten sie mit Tritten und Schlägen in den Zug. Ein älterer Hooligan drohte mehrfach, einen Elektro-Schocker einzusetzen. Obwohl die meisten der Angegriffenen bisher keine derartige Erfahrung gemacht hatten und darauf nicht vorbereitet waren, brach keine Panik aus. Die Leute blieben zusammen, passten aufeinander auf und zogen sich langsam in den Zug zurück. Gerade die Letzten, die noch auf dem Gleis standen, wurden ins Gesicht geschlagen und mit dem Kopf gegen den Zug gestoßen. Neben kleineren Verletzungen hat ein Genosse eine gebrochene Nase abgekriegt. Er wurde in derselben Nacht noch in der Notfallaufnahme operiert. Auch andere Genoss_innen gingen am selben Abend oder nächsten Tag aufgrund verschiedener Verletzungen ins Krankenhaus.

 

Nach dem Angriff tauchten die Bullen auf und wurden von verschiedenen Personen über den Angriff informiert. Einige von ihnen bestiegen den Zug, um in Eigeninitiative die Personalien der Verletzten und Zeug_innen aufzunehmen.

 

Lasst uns zurückschlagen!


Solidarität mit den Betroffenen der faschistischen Gewalt bedeutet, diese zukünftig zu verhindern. Faschismus und Rassismus lassen sich in den verschiedensten Situationen und an den verschiedensten Fronten bekämpfen. Ein erste Gelegenheit ist die AfD-Demo vom 20. Januar in Jena. Lasst sie uns gemeinsam mit allen nötigen Mitteln verhindern!