Kampagnen in Biberach: Gegenwind für die „Aufpasser“

Erstveröffentlicht: 
13.01.2016

Die Facebook-Gruppe „Biberach schützt sich 2.0“ stellt sich der Idee einer Bürgerwehr entgegen. Der Macher der Gruppe „Biberach passt auf“ will unterdessen hinschmeißen.

 

Die Gründung einer Facebook-Gruppe namens „Biberach passt auf“ schlägt weiter hohe Wellen. Wie berichtet, haben sich in der oberschwäbischen Stadt zunächst mehrere hundert Interessierte hinter die Aufforderung eines Mannes aus Ummendorf (Kreis Biberach) gestellt, ab sofort bei nächtlichen Veranstaltungen selber für „Sicherheit“ zu sorgen. Anlass sind vorgeblich die Ereignisse der Silvesternacht von Köln. Bis Mittwoch haben sich der Initiative, die es mit dem Zusatz „...passt auf“ in mehreren anderen deutschen Städten gibt, 1059 Mitglieder angeschlossen.

 

Die Gegenbewegung hat schon 63 Mitglieder

 

Während die Polizei noch eine mögliche Straffälligkeit verschiedener Einträge in der geschlossenen Facebook-Gruppe prüft, hat sich am Mittwoch eine Gegenbewegung organisiert. Es handelt sich um die offene Facebook-Gruppe „Biberach schützt sich 2.0“ , bestehend aus vorerst 63 Mitgliedern. Initiator ist Dierk Andresen, Macher des Biberacher Internet-Magazins „Weberberg“. Er halte die Idee, in Biberach eine „Bürgerwehr“ zu gründen, um angeblich Frauen besser schützen zu können, für „absurd“, so Andresen. In der kostenlosen Biberacher Anzeigenzeitung „Südfinder“, Ausgabe vom Mittwoch, rechtfertigt sich der „Aufpasser“-Gründer aus Ummendorf, er habe keineswegs vor, eine Bürgerwehr zu gründen; es gehe ihm nur darum, zusammen mit anderen Familienvätern „Zivilcourage“ zu zeigen. Andresen glaubt das nicht. „Der ganze Sprachduktus und das Verhalten erinnert halt doch an Pegida“, urteilt er in Bezug auf viele bisherige Einträge in der geschlossenen Gruppe. Die Gegenbewegung wolle sich an Menschen wenden, „die in der Flüchtlingsarbeit tätig sind“. Die „Aufpasser“ hätten dem Image der Stadt bereits geschadet, sie repräsentierten nicht die Mehrheitsmeinung. „Das ist hier kein braunes Nest, das ist Quatsch.“

Der Druck scheint zu wirken

 

Unklar ist, ob die „Aufpasser“ möglicherweise aufgeben, bevor die Idee nächtlicher Patrouillen tatsächlich umgesetzt wird. Die Polizei hatte gegenüber der StZ angekündigt, eine Bürgerwehr nicht zu dulden. Am Mittwoch postete der Gruppenadministrator, er werde das Forum„am Abend“ schließen, „da viele Leute in dieser Gruppe meine Idee völlig falsch interpretieren und irgendwelche Scheisse posten“. Als Reaktion darauf rief jedoch ein Gruppenmitglied auf; „Macht weiter!!!“ Der Aufruf war mit einer Schmähung der Polizei verbunden.