Kommentar zu Pascha Pourians Reaktionismus

Foie Gras?

Kürzlich wurde der Koch Pascha Pourian (PP) öffentlich kritisiert, weil er Foie Gras, also die verfettete Leber zwangsüberfütterter Gänse verkauft. Die dazu veröffentlichte Stellungnahme ist ein Musterbeispiel für reaktionären Umgang mit eingebrachter Kritik und das Anzünden von Nebelkerzen, also dem Ablenken von der eigentlichen Kritik durch eine verzerrte oder verfälschte Wiedergabe dieser Kritik.

 

PP gibt an, sich der "Haltung der Tiere" bewusst zu sein, aber trotzdem entsprechende Dinge zu servieren, um eine "Gesellschaft der Unterschiede und Vielfältigkeit" zu ermöglichen, bzw. "keinen Gast bevormunden" zu wollen. Dies ist eine klassische Verkehrung der Täter*innen und der Opfer und ein Nichtbeachten antispeziesistischer Kritik. Der Vergleich mit verschieden teuren Weinen macht sichtbar, dass die Tiere, deren Leichen PP verkauft, für das Restaurant die gleiche ethische Relevanz haben, wie die für den Wein verwendeten Trauben. Bei der Auswahl eines Weines anhand des Preises ist offensichtlich, dass dies lediglich eine geschmackliche Präferenz und eine ökonomische Entscheidung ist. Es geht bei der Forderung , keine tierlichen Produkte wie etwa Foie Gras anzubieten, nicht darum eine persönliche Geschmackspräferenz anderen Personen aufzuzwingen, sondern um die Umsetzung eines fundamentalen Grundrechts von nicht-menschlichen Tieren, und zwar darauf, nicht ein Objekt zur menschlichen Ausbeutung zu sein, sondern ein Subjekt, welches um ihrer*seiner selbst Willen lebt.

 

PP sieht das Restaurant im Kontext einer "bunten Gesellschaft", in der allerdings nur Menschen das Privileg der Gleichbehandlung zugestanden wird. Um dieses Privileg in vollen Zügen ausleben zu können, ist es für PP selbstverständlich, dass nicht-menschliche, schmerzempfindsame Individuen ausgebeutet und gequält werden dürfen. Dabei ist das Argument, alle nach ihrer Façon leben zu lassen, ja gerade das, was Tierrechtler*innen fordern. Aber der Wunsch, sich zum Beispiel (!) Foie Gras einzuverleiben, erfordert, das Leben einer Gans nicht nur zu beenden sondern darüber hinaus, dass das gesamte Leben der Gans eine ununterbrochene Hölle ist. PP fährt fort mit einem Nebenschauplatz nach dem Anderen. Es hat überhaupt nichts mit dem Thema zu tun, ob die Küche raffinierten Zucker, Natursalze (was auch immer ein unnatürliches Salz sein soll), etc. verwendet oder nicht. Dies ist (bestenfalls) ein gesundheitlicher oder geschmacklicher Aspekt. Manche Menschen mögen vielleicht Dinge essen die für sie ungesund sind, aber dies nehmen sie in Kauf, weil sie es gerne essen. Andere möchten nur möglichst gesunde Nahrung zu sich nehmen. Hier wäre jetzt angemessen von "nicht bevormunden" zu sprechen. Die Entscheidung sich selbst mit ungesundem Essen zu schaden, betrifft nur eine*n selber und ist daher der Selbstentfaltung und eigenen Entscheidung anheim gestellt. Es spielt für die Ablehnung beispielsweise (!) Foie Gras anzubieten aber keinerlei Rolle, dass dies ggf. ungesund sein könnte (wovon allerdings auszugehen ist). Könnte Foie Gras synthetisch hergestellt werden, hätte niemand einen Einwand.

 

Nachdem wir also nun verstanden haben, dass die Interessen nicht-menschlicher Tiere für PP irrelevant sind, und in Bezug auf den Konsum tierlicher Produkte die persönliche Präferenz von Gästen Vorrang hat, während beim Konsum von Salzen und Pflanzen, PP entscheidet, was richtig zu konsumieren ist, wird Tierschutzunsinn von sich gegeben. Irrelevante Label werden genannt. Diese sollen den Kund*innen suggerieren, dass sie ein ruhiges Gewissen haben können, während sie in die Leichenteile eines lebenslang ausgebeuteten und ermordeten Individuums beißen. Es lenkt davon ab, dass die Forderung lautet, kategorisch mit der Ausbeutung nicht-menschlicher Tiere aufzuhören und erweckt den Eindruck, als ginge es um eine Verhandlung, wie eine gerechte Ausbeutung aussehen soll. Diese Verhandlung wurde niemals angeboten noch will sie von Tierrechtler*innen geführt werden. Nebenbemerkung: Als Veganer*in, so PP, ließe sich im Restaurant auch "viel Spaß haben". Dies verkennt die Lebensrealitiät von vegan lebenden Personen, welche definitiv keinen Spaß in diesem Restaurant hätten, selbst wenn sie das größte kulinarische Meisterwerk veganer Küche präsentiert bekommen und währenddessen tote Tiere am Nachbartisch serviert würden.

 

Zurück zu den Ablenkungsthemen. Nun wird auch Coca Cola genannt. Es ist unklar, wie dies hier rein passt, aber kompatibel mit der Aussage, keine raffinierten Zucker anzubieten, ist diese Aussage schon einmal nicht. Die Kritik an Coca Cola wäre aber auch nicht, dass diese Zucker und Koffein enthält, sondern dass das Unternehmen an der Wasserprivatisierung beteiligt ist, weltweit alles Wasser aufkauft und aus wasserarmen Gebieten entzieht, wodurch immer mehr Gebiete desertifizieren und dadurch die Lebensgrundlage anderer Menschen zerstört wird. Auf Lebensgrundlagen kommt PP aber später nochmal zurück. Also die eigene. Zuvor werden aber noch ad hominems verteilt, also Personen angegriffen, anstatt ihre Argumente. Es ist unerheblich, ob eine Person ein öffentliches Profil anlegt, oder vielleicht keine Sozialen Medien verwendet. Es ändert nichts an der bestehenden Kritik. PP behauptet, es würde Hetze betrieben, benennt aber keine Punkte, in denen unsachliche, gehässige, verleumderische, verunglimpfende Äußerungen stehen, was Hetze konstituieren würde. Kritiker*innen der Hetze zu bezichtigen ist wiederum ein rhetorisches Ablenkunsmanöver.

 

Nun kommt PP auf die Lebensgrundlage der eigenen Familie wie auch die der Mitarbeitenden des Restaurants zu sprechen. Es sei Existenzbedrohung, und es würden alle darunter leiden, dass "ein Einzelner" etwas entschieden habe. Nun, zum letzten Punkt sei vorgeschlagen, aus dem Restaurant einen selbstverwalteten, kollektiven Betrieb zu machen, in dem alle Menschen das selbe Mitspracherecht haben und welches Entscheidungen im Konsens trifft. Dann müsste auch eine einzelne Person nicht Verantwortung für alle Anderen übernehmen. Zum anderen Punkt; Der Umstand finanzielle Verpflichtungen zu haben, die die meisten Personen in unserer Gesellschaft haben, entbindet niemanden von solidarischem und ethischem Verhalten. Wer sich also an Mord und Ausbeutung beteiligt, kann dies nicht damit entschulden, auch von irgendetwas leben zu müssen -- insbesondere da es vielfältige Alternativen gibt. Abgerundet wird Reaktionismus häufig mit Diskriminierungsformen aller Art. So findet sich auch hier Ageismus, also Diskriminierung auf Basis des Alters, indem den kritisierenden Personen eine undifferenzierte Beschäftigung mit dem Thema unterstellt wird ("pubertäre Scheiße"). In einem späteren Kommentar, relativiert PP die gegen das Restaurant vorgebrachte Kritik, indem er die Personen, die diese äußern, als "Menschenhasser" bezeichnet und dies in Beziehung dazu setzt, dass diese weiblich sind. Auch hier, nochmal, der Hinweis Kritik inhaltlich zu bewerten und nicht die Person anzugreifen oder etwa auf sexistische Weise zu diskriminieren. Letztendlich kann aber keine inhaltliche Erwiderung stattfinden, weil es schlicht keine Argumente für den Verzehr und Vertrieb von tierlichen Produkten gibt, Foie Gras eingeschlossen.

 


 

Hier noch der ursprüngliche Kommentar von PP, welcher inzwischen gelöscht wurde. Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der beteiligten Personen wurden sämtliche Namen Dritter geschwärzt.

Pascha Pourian, Betreiber des K / 84 in Bonn. Ich biete in unserem Restaurant Foie Gras, Gänsestopfleber, an. Diese kommt in zwei von 20-30 Gerichten zum Einsatz. Warum ich das tue, obwohl ich mir der Haltung der Tiere bewusst bin? In unserem Restaurant leben wir eine Gesellschaft der Unterschiede und der Vielfältigkeit. Wir sind der Überzeugung, dass wir keinen Gast bevormunden müssen und jeden willkommen heißen möchten, solange keine anderen Gäste, Mitarbeiter oder Lieferanten belästigt werden. Hierzu bieten wir eine Weinauswahl vom anspruchsvollen Hauswein ab 4,-€ / Glas bis zum Penfold´s Grange für 950,-€/Flasche. Wer in unserem Haus Gast ist, der soll sich nicht genötigt fühlen, etwas zu einem Preis bestellen zu müssen, der ihm nicht gefällt. In unserer Küchenphilosophie verzichten wir auf raffinierte Zucker und verwenden ausschließlich unbehandelte Natursalze, beste Pfefferqualitäten, verzichten komplett auf Produkte, die mit Aluminiumsalzen und weiteren Hilfsstoffen versehen sind. Wir verwenden keine Aluminiumfolie. Geflügelprodukte sind alle aus Freiland- wenn nicht sogar Bio- oder LabelRouge-Haltung. Jeder, der nach etwas anderem in unserem Haus sucht, der wird nicht fündig. Als Veganer kann man in unserem Restaurant und Weinhaus sehr viel Spaß haben, da wir eine große Bandbreite an veganen Gerichten und jede Menge vegane Weine im offenen Ausschank haben. ABER: Wir bieten Coca Cola Produkte an, wir bieten Gänsestopfleber an. Warum? Weil es Teile unserer bunten Gesellschaft als etwas Erstrebenswertes, Leckeres (oder sonst irgendetwas) ansehen und aus unserer breiten Palette an Produkten gezielt diese Gerichte bestellen. Sollte unsere Gesellschaft sich dahingehend wandeln und diese Produkte nicht bestellt werden, so gibt es keinen weiteren Grund für uns diese Produkte zu verkaufen. Zu der Kritik an dieser Einstellung bin ich bereit Prügel und Schelte an dieser Stelle zu bekommen. Was ich aber nicht verstehe, ist die Tatsache, dass es Menschen gibt, die Ihre Identität auf ein Profilbild und ein Titelbild beschränken, niemanden in diese "Internet-Privatsphäre" eindringen lassen, gleichzeitig aber dasselbe Medium dazu nutzen volle Breitseite zu einem Shitstorm aufzurufen und Hetze zu betreiben. Welches Ziel verfolgen denn solche Personen wie *****, ***** und *****? Welche Form von engstirnigem kurzgedachten Protest versucht man da mit nahezu beleidigendem "Ich habe Recht und sonst niemand!" genüge zutun. Ein Restaurant ist mehr als eine Institution zur Verbreitung von tierquälerei-unterstützenden Maßnahmen. Und das möchte ich hier mal ganz klar formulieren:
Geschäftsführer: Pascha Pourian - verheiratet, 3 Kinder entscheidet über Inhalte der Speise- und Getränkekarte (lässt Tiere indirekt qualvoll töten)
Servicemitarbeiter:
***** - verheiratet
***** - Quereinsteiger
***** - verheiratet,
Azubi Küche:
***** - werdender Vater
***** - Auszubildende
***** - Auszubildender
8 weitere Aushilfen in Küche und Service u.a. Familienväter und -mütter, Studenten etc.
Durch Eure schlechte Kritik und dem Aufruf zum Boykott wegen der Entscheidung eines Einzelnen schadet Ihr vor allem einer ganzen Menge anderer Menschen. Und nehmen zu viele Menschen Eure pubertäre Scheisse zu ernst, so ist das in gewisser Art Existenzbedrohung! Und jedwede Vergleiche zu Rüstungslobby, Pharmakonzernen, etc. verbitte ich mir! Und wer sich mal länger als 10 Minuten mit mir unterhalten hat, dem sollte meine Einstellung zu bewusster, gesunder Ernährung ganz schnell klar werden. Fazit: Wenn Ihr Beleidgungen loswerden wollt, dann hier und nicht auf der FB-Seite des Restaurants. Da könnt ihr schreiben, wenn das Team versagt hat, das Essen schlecht war, die Mitarbeiter unfreundlich etc.
P.S. Fleischersatzprodukte wie "Sojaschnetzel", Sojamilch, etc. findet man bei uns übrigens auch nicht, genauso wie gehärtete Fette und viele weitere krebserregende, gesundheitsschädliche und hochgradig bedenkliche Stoffe. Und unsere Handtücher waschen wir auch mit Waschnüssen und nur wenn notwendig mit Tensiden!
Besten Dank!