Wir wollen nicht ein Stück vom Kuchen Wir wollen die ganze Bäckerei 29.1.-31.1.2015: Ein Veranstaltungswochenende über Programm und Politik K9 - Kinzigstr. 9, 10245 Berlin (U-Bhf. Samariterstrasse)
Vorträge und Diskussionen werden sich mit folgenden Fragen befassen:
Brauchen wir für eine sozialemanzipatorische Politik im „Hier und Jetzt“ als Orientierung einen Entwurf für eine nichtkapitalistische Gesellschaft, der sich aus der Kritik der herrschenden ökonomischen und politischen Verhältnisse ableitet? Braucht sozialemanzipatorische Politik ein Programm, damit sie sich nicht auf eine Politik der „ersten Person“ verkürzt? Auf welche Erfahrungen der Arbeiter*innenbewegung können wir dabei zurückgreifen?
Ist die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie noch eine hinreichende Grundlage für die Arbeit am Programm? Oder muss es eine „neue Kapitallektüre“ geben? Wie verhält es sich mit den den sogenannten Haupt- und Nebenwidersprüchen? In welchem Beziehungsgeflecht stehen Marxismus und Feminismus?
Wie gehen wir mit dem Problem der Ungleichzeitigkeit von Theorieentwicklung und politischer Praxis um? Wie können wir vermeiden, dass unsere politische Praxis nicht durch programmatische Defizite zur Politikberatung der herrschenden Klasse verkommt, sondern widerständig und transformativ bleibt? Was heißt das für eine breite Bündnispolitik?
Gleichwohl wollen wir das Veranstaltungswochenende auch nutzen, um durch Erfahrungsaustausch mit anderen publizistischen Onlineprojekten unsere 20jährige TREND-Geschichte selbstkritisch zu bilanzieren.
PROGRAMM ( Betaversion Änderungen vorbehalten)
Freitag
29.1.2016
19
Uhr
Eröffnung
19.30
- 21 Uhr
Internet &
Politik
Gesprächsrunde
Georg
Klauda von BLOGSPORT wird mit Leuten von LABOURNET, MXKS und TREND
über aktuelle Webtendenzen und mögliche Auswirkungen auf linke
Netzprojekte sprechen. Dabei werden die unterschiedlichen Erfahrungen
der jeweiligen Projekte zur Diskussion stehen. Stichworte werden
dabei sein: soziale Netze, Gegenöffentlichkeit,
Veröfffentlichungsplattform, Gedächtnisspeicher. Entsprechende
Erfahrungen mit der Beteiligung an praktischer Politik jenseits der
Netze und Repression kommen ebenfalls zur Sprache.
21-22
Uhr
Ungemischt
Politische
Tracks montiert von Sebastian Stegner und Matze Schmidt
"Mixmythen des Alltags", scheinbar endlos kombinierbare Playlisten und Netze halten aktuelle und vergangene politische Topics und Verweise bereit. In Bild und Ton sind sogar reale Diskurse nachvollziehbar. Nicht frontal und ungemischt werden hier aber keine neuen Gestaltungshöhen kreiert, sondern Tracks kurz kommentiert und ihre "Ikone" bereitgestellt. Von Che Guevaras Tinnitus bis zum 'kommerzialisierten' kritischen Hip Hop.
Sonnabend
30.1.2016
13
-15 Uhr
Unklares
Programm - unklare Perspektive
Programm und Bewegung am Beispiel
DKP
Frank Braun
In
der DKP hat sich über die letzten zwei Jahre eine Führungscrew
etabliert, die sich vorgenommen hat, die DKP in Theorie und Praxis
auf den Weg zu einer Partei der Arbeiterklasse zu führen, die einen
revolutionären Bruch mit den herrschenden Verhältnissen
herbeiführen will und dies weltanschaulich gestützt auf
Marxismus-Leninismus. Was als Aufbruch daher kommt, erscheint bei
näherer Betrachtung der Beschlusslage eher fragil und unklar. Frank
Braun wird in seinem Vortrag zeigen, dass v.a. diese theoretische
Kopfgeburt die DKP anhaltend nicht befähigt, den dynamischen Teil
der antikapitalistischen und antiimperialistischen Linken in
Deutschland zu repräsentieren.
15
-17 Uhr
Haupt- und Nebenwiderspruch revisited
Georg
Klauda
Die
meisten K-Gruppen der 1970er Jahre übertrugen Maos dialektische
Kategorien von Grund-, Haupt- und Nebenwiderspruch in ihre Politik.
Bis heute werden in linken Spektren diese Kategorien als böse
Menetekel aufgerufen, um vor einer angeblich drohenden
„Hierarchisierung der Kämpfe“ zu warnen. Dem halten die
Kritiker*innen eine Gleichordnung der Kategorien entgegen, die den
für die Produktionsweise konstitutiven Widerspruch zwischen Kapital
und Arbeit über den Begriff des „Klassismus“ in eines von vielen
unterschiedlichen Diskriminierungsverhältnissen umdeutet. Die im
Neoliberalismus auf die Spitze getriebene Dialektik zwischen
kulturellen Kämpfen und dem hinter dieser Fassade betriebenen
stummen Umbau der ökonomischen Herrschafts- und Ausbeutungsordnung
kann damit aber nicht einmal im Ansatz mehr erfasst und analysiert
werden.
17-19
Uhr
Spezifität,
Historizität und Materialität des Geschlechterverhältnisses
Detlef
Georgia Schulze
Mit
Bezug auf seinen Vortrag „Marxismus und Feminismus“ -
veröffentlicht in TREND 4/2014 - und den Anmerkungen im Editorial
dieser Ausgabe wird die AutorIn aufzeigen, dass Klassen- und
Geschlechterherrschaft und -ausbeutung unter jeweils spezifischen
historischen Umständen entstanden sind, dass sie historischem Wandel
unterliegen und prinzipiell überwindbar sind. Allerdings sie sind
nicht aus einander ableitbar. Sie sind zwar nicht von einander
getrennt, sondern beeinflussen und modifizieren sich
wechselseitig, aber sie sind Unterschiedliches und von
einander unterscheidbar. Ihre Unterschiedlichkeit ist die
Voraussetzung ihrer Wechselwirkung.
Imbiss-Time
Tresen-
und Tischgespräche
20
– 22.30 Uhr
Der
besondere Film
(wird
noch bekanntgegeben)
Sonntag
31.1.2016
13-14
Uhr
Das
Onlinearchiv des Arbeitskreises MXKS
N.N.
(www.mxks.de)
Mehr als 15 Jahre
arbeitete der Marx LeseKreis MXKS in loser Kooperation an einer
selbst organisierten Rezeption des Marxschen Kapitals. Die dabei
entstandenen Exzerpte und Konspekte der drei Kapitalbände
verdichteten sich später zu einem Versuch der Kapitaldarstellung
jenseits von Kapital.doc bzw. des von der Rosa Luxemburg Stiftung
herausgegebenen Polylux in der Auslegung Michael Heinrichs.
Die
Veranstaltung gibt einen Über- und Einblick in das Onlinearchiv von
MXKS mit umfangreichem Kursmaterial zur Kapitalrezeption, der
Handbibliothek mit Texten zur proletarischen Geschichte und dem
Medienprojekt mit Präsentationen und Videoclips zu Kategorien der
gesellschaftlichen Totalität.
14
– 16 Uhr
Krisen
verstehen – Krisen verklären
Die Marxsche Krisentheorie und
was daraus geworden ist
Günther Sandleben
In
seinem Referat wird Günther Sandleben die bürgerliche und die
Marxsche Auffassung von Krisen thematisieren und dann
schwerpunktmäßig auf die linksorientierte
Finanzmarktkapitalismustheorie (FMK-Theorie) kritisch eingehen. Seine
These wird sein, dass auch die linke FMK-Theorie ihrem Kern nach eine
bürgerlich-affirmativ ausgelegte Theorie ist, die in den Lehren von
Gesell und Keynes ihre Grundlage hat. Die Marxsche Krisentheorie wird
keynesianisiert, banalisiert und damit untauglich gemacht, Krisen aus
den Widersprüchen kapitalistischer Warenproduktion heraus zu
erklären. Die monetäre Wertlehre von Michael Heinrich hat dazu
beigetragen.
16-18
Uhr
Die Mühen der Ebenen
Gesprächsrunde
über politische Intervention in Betrieb und Stadtteil
1949 textete
Bertolt Brecht: „Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns - Vor
uns liegen die Mühen der Ebenen“ In diesem Sinne werden
Aktivist*innen von ihren Erfahrungen in der Betriebsarbeit (Amazon
und Charité) und der Stadtteilpolitik (nicht nur Neukölln)
berichten, indem sie auf das Verhältnis von Kämpfen und
Organisieren im Hinblick auf eine antikapitalistisch revolutionäre
bzw. transformative Perspektive eingehen. Das Gespräch wird von
TREND-Redakteur Karl-Heinz Schubert moderiert.
18
Uhr
Schlusswort
Weitere Infos siehe: http://www.trend.infopartisan.net/trd1215/20JahreTREND.html