Solidaritätsmarsch in Assamstadt: Ein Zeichen für den Frieden

Erstveröffentlicht: 
04.01.2016

Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte - "Nicht mit uns!", sagten sich die Bürger in Assamstadt. Über 1.000 Menschen trafen sich dort am Sonntag zu einem spontanen Solidaritätsmarsch.

 

Es war eine riesige Menschenmenge, die sich da am Abend im Dunkeln, mitten in Assamstadt (Main-Tauber-Kreis) zusammengefunden hatte. Über 1.000 engagierte Bürger waren gekommen, um gemeinsam mit Kerzen, Laternen und Fackeln durch die Straßen zu ziehen. Sie wollten damit ein Zeichen setzen gegen wiederholte Angriffe auf die hiesige Flüchtlingsunterkunft.


Der Grund: Kurz vor Silvester hatte eine Gruppe junger Männer an der Flüchtlingsunterkunft in Assamstadt randaliert, trommelte gegen die Wände und schmierte ein Hakenkreuz an die Tür. In der Silvesternacht bewarfen Unbekannte eine junge Mutter durch ein Fenster mit einem Stein. In der Folgenacht gab es ähnliche Angriffe. Die rund 35 Bewohner, Familien mit Kindern, waren in Panik.

 

Tränen der Rührung


Dagegen marschierten die Menschen aus Assamstadt und der Umgebung am Sonntag an. Vom Solidaritätsmarsch ahnten die Flüchtlinge nichts. Sie hatten Tränen der Rührung in den Augen, als sich die über 1.000 Menschen der Unterkunft näherten. Sie luden die Assamstadter spontan in ihre Unterkunft ein.


Bürgermeister Joachim Döffinger fand nach dem Marsch dann klare Worte: "Wir dulden keine rechtsradikalen Parolen, keinen Rassismus." Döffinger zeigte sich begeistert, dass so viele Menschen in Assamstadt Flagge gegen Fremdenfeindlichkeit zeigen.


Über soziale Netzwerke und Nachrichtendienste


Die Idee zu dem Solidaritätsmarsch wurde so schnell in die Tat umgesetzt, wie sie geboren wurde. Am Samstagmorgen nach dem letzten rechtsradikalen Vorfall wurde der Entschluss gefasst. Am Sonntagmorgen dann wurde die Aktion in den Gottesdiensten verkündet – und verbreitete sich innerhalb weniger Stunden über soziale Netzwerke und Nachrichtendienste.

 

Einstehen für Flüchtlinge

 
Der Pfarrer der Seelsorgeeinheit Bernhard Metz zeigte sich von so viel Anteilnahme wenig überrascht: "Ich weiß, dass das, was hier passiert ist, nicht Assamstadt ist und dass die Assamstadter Courage haben und nicht nur schwätzen. Sie stehen für die Flüchtlinge ein."


Seit den Vorfällen ist an der Assamstadter Flüchtlingsunterkunft ein Sicherheitsdienst eingesetzt, um das Sicherheitsgefühl der Asylsuchenden wieder zu stärken.