Wehrmachtsdenkmal in Karlsruhe markiert

Wehrmachtsdenkmal in Karlsruhe markiert 1

Passend zu Weihnachten haben wir dem Wehrmachtsdenkmal der 35. Division in Karlsruhe einen neuen Anstrich geschenkt. Dieses Denkmal so unkommentiert, im öffentlichen Raum stehen zu lassen, war für uns nicht weiter hinnehmbar!

 

Wir entschieden uns zu dieser Aktion, da die Stadt Karlsruhe am 30. Mai 1964, auf Forderung alter Kameraden der 35. Division ein Denkmal im öffentlichen Raum aufstellen ließ. Bis heute steht dieses Denkmal unkommentiert in unmittelbarer Nähe des Haydnplatzes. Trotz diverser Anstöße von AntimilitaristInnen, FriedensaktivistInnen und KriegsgegnerInnen findet bis heute keine kritische Auseinandersetzung mit dem Denkmal und dessen Aussage statt.

 

Den Einheiten dieser 35. Division lassen sich konkret Verbrechen nachweisen.
Beispielhaft seien hier erwähnt:
- 23. November 1941, Miltschkino, Kreis Istra, Erschießung kriegsgefangener russischer Soldaten
durch Angehörige des Teilverbandes 109. Infanterieregiment.
- Dezember 1941 vor Moskau vom Pionierbataillon der 35., Knielingen, Dörfer niedergebrannt,
Häuser mit Zivilisten angesteckt, z.B. Ljalowo, 25 km vor Moskau.
- Füsilierbataillon der 35. aus Bruchsal, Dezember 1943 Tötung von Zivilisten beim Durchkämmen
eines Waldgebiets. Unterwegs wurden gefangene Frauen, Kinder und Männer nachts beim
Lagerfeuer geschlagen, getreten und erschossen. Vergewaltigung russischer Frauen durch
deutsche Soldaten.
- Größtes Kriegsverbrechen, das unauslöschlich mit der 9. Armee und ihrem Teilverband 35. ID
verbunden ist, geschah während des Rückzuges der Heeresgruppe Mitte 1944, als im März 1944
über 40.000 Zivilisten bei minus 10 Grad in drei mit Stacheldraht abgesperrte Sumpfgebiete nahe
der weißrussischen Ortschaft Osaritschi getrieben wurden. Während Arbeitsfähige mitgenommen
wurden, wurden deren nichtarbeitsfähigen Angehörigen - so im Kriegstagebuch der der 35.
Infanteriedivision übergeordneten 9. Armee - "Seuchenkranke, Krüppel, Greise und Frauen mit
mehr als zwei Kindern unter zehn Jahren sowie sonstige Arbeitsunfähige" – „nutzlose Esser“
zusammengetrieben, um zugleich den Vormarsch der Roten Armee während einer gleichzeitigen
Frontbegradigung zu verlangsamen. In 7 Tagen kamen mindestens 9.000 Menschen ums Leben,

andere Quellen geben 14.000 an.

 

Der Kameradendienst der 35er drückte in der verbreiteten Widmung für dieses Ehrenmal ihr

Verständnis von der eigenen militärischen Vergangenheit als Forderung an die Gegenwart aus:

„Wir haben damit den Lebenden und Toten unserer Division einen kleinen Teil des Dankes
abgestattet, den ihnen das deutsche Volk in so großem Maße schuldig ist.“

Aufgrund dieses untragbaren Zustandes entschieden sich verschiedene Friedensinitiativen am 08.05.2015 zu einer

Verhüllung und dem aufstellen einer Infotafel um einen kritischeren Blick auf das Denkmal zu ermöglichen.

Rede zum 08. Mai bezüglich der Verhüllung

 

Noch in der selben Nacht wurde die Verhüllung von Wehrmachtssympathisanten entfernt, die Infotafel zerstört und ausgelegte Gedenksteine entwendet. Auch ein zweiter Versuch eine Gedenktafel aufzustellen scheiterte, da wiederum in der darauf folgenden Nacht diese zerstört wurde.

 

Daufhin entschieden wir uns, einen hoffentlich etwas bleibenderen Eindruck zu hinterlassen und eine Kritik dieses Denkmals über längere Zeit im öffentlichen Raum zu platzieren. Wir sind uns im Klaren das dies kein Ersatz für eine kritische, konstruktive Auseinandersetzung ist. Denoch haben wir uns  für diese Aktionsform entschieden, da die momentane Lage uns keine andere Wahl ließ. 51 Jahre Glorifizierung von Wehrmachtssoldaten sind genug!