Mit einer Kundgebung haben am Samstag, den 19. Dezember 2015, über 100 Menschen gegen die rassistische Kundgebung in Öhringen protestiert. Gegenüber der „Alten Turnhalle“ wurde in Hör- und Sichtweite mit Redebeiträgen, Transparenten und Sprechchören auf die wöchentlich stattfindende Versammlung von Rassistinnen und Rassisten der rechten Gruppierung „Hohenlohe wacht auf“ aufmerksam gemacht und gezeigt, dass die rechte Hetze nicht einfach hingenommen wird.
Bunte Kundgebung statt braunes Gelaber
Nachdem es in den vergangenen Wochen keine organisierten Proteste mehr gegen die rechten HetzerInnen gegeben hatte, rief für den 5. Dezember ein Zusammenschluss aus Parteien und Parteijugenden, Gewerkschaftgliederungen und antifaschistischen Gruppierungen zu einer großen, bunten Demonstration unter dem Motto „Kein Platz für Rassismus in Öhringen“ auf, an der sich etwa 250 Menschen beteiligten. An diesen Erfolg wollten wir am vergangenen Samstag anknüpfen und mobilisierten gemeinsam mit unseren Bündnispartner*innen zu einer Kundgebung in Hör- und Sichtweite der rechten Kundgebung. Etwa 100 Menschen aus verschiedenen Städten und politischen Spektren fanden sich ab 15 Uhr vor dem Parkhaus „Alte Turnhalle“ zusammen um gegen die Hetze der RassistInnen zu protestieren.
In Redebeiträgen gingen Vertreter*innen verschiedener Organisationen auf die Gründe für Flucht und Vertreibung, die rassistische Flüchtlingspolitik der Europäischen Union und die rechte Stimmungsmache in der ganzen BRD ein. Auch die Gemengelage aus VerschwörungstheoretikerInnen, RechtspopulistInnen und organisierten Neonazis bei den wöchentlichen Kundgebungen von „Hohenlohe wacht auf“ wurde thematisiert. Ein engagierter Öhringer Schüler kritisierte in seinem Redebeitrag zudem den Öhringer Oberbürgermeister Thilo Michler scharf. Dieser halte den Kampf gegen Nazis und Rassisten für ein größeres Problem als die regelmäßigen rechten Kundgebungen.
Rechte Demonstration durch Öhringen
Wenige hundert Meter entfernt hatten sich ein weiteres Mal die rechten HetzerInnen versammelt. Etwa 100 Rassistinnen und Rassisten waren dem Aufruf von „Hohenlohe wacht auf“ gefolgt. Gegen 16 Uhr zogen die RassistInnen darüber hinaus ungestört in einer Demonstration um die Öhringer Innenstadt. Wie zuvor angekündigt wurden dabei Weihnachtslieder gesungen, die Aufmerksamkeit der Öhringer Bürger*innen für den rechten Mob hielt sich trotzdem in Grenzen. Angeführt wurde der Aufmarsch von einem Transparent des rechtspopulistischen, islamfeindlichen Blogs „PI-News“ mit der Aufschrift „Stoppt die Islamisierung Europas“. „Politically Incorrect News“ ist einer der größten Islamhasser-Blogs in Deutschland und verfügt darüber hinaus über Aktivengruppen in mehreren Städten. Als die RassistInnen nach ihrem Rundgang auf ihren Kundgebungsplatz zurückkehrten schlug ihnen der lautstarke Protest der Antirassist*innen entgegen. Behindert werden konnte der Aufmarsch allerdings nicht. Die mangelnde Handlungsfähigkeit der antirassistischen Proteste zeigt, dass der Protest gegen die RassistInnen in Öhringen noch in den Kinderschuhen steckt. Es ist zu erwarten, dass „Hohenlohe wacht auf“ versuchen wird an das erfolgreiche Vorgehen anzuknüpfen und weitere Demonstrationen durchzuführen. Die HetzerInnen haben angekündigt, nach einer 2-wöchigen Pause ihre wöchentlichen Aktionen fortzusetzen.
Auch 2016 geht es weiter
Der Protest gegen die wöchentliche Hetzveranstaltung bleibt dringend notwendig. Vom bürgerlichen Bündnis „Öhringen ist bunt“ ist dabei leider nicht viel zu erwarten. Nach der Kundgebung am 5. Dezember beschränkt sich das Engagement der meisten Bündnismitglieder auf Lippenbekenntnisse. Aufgrund dieser Situation müssen wir darüber nachdenken, wie wir die eigenen Bemühungen in der Region nachhaltig gestalten können. Des Weiteren müssen wir gemeinsam neue Protestformen entwickeln und erproben, um der Präsenz der Rechten auf den Öhringer Straßen einen wirksamen und gleichzeitig anschlussfähigen Widerstand entgegenzusetzen. Denn es gilt das Vorgehen gegen die rassistischen Mobilisierungen in Öhringen auf breitere Beine zu stellen und besser lokal zu verankern als bisher. Auch im Jahr 2016 wird der Widerstand gegen die rechten Umtriebe in Hohenlohe weitergehen!
Einen Bericht mit Bildern und Redebeitrag findet ihr unter www.ol-hn.org