Trotz des neuen Sicherheitskonzepts für Erstaufnahmeeinrichtungen machen Subunternehmer weiter Probleme.
Dresden. Zwei Monate nach den Handgreiflichkeiten zwischen Asylbewerbern und Wachdienst in der Dresdner Erstaufnahmeeinrichtung Hamburger Straße ist der Name der damals zuständigen Sicherheitsfirma bekannt: Es handelt sich um die VP Academy GmbH aus Lucka in Ostthüringen.
Bei dem Vorfall Ende Oktober waren ein Flüchtling und ein Wachmann verletzt worden. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Dresden dazu laufen noch. Nach SZ-Recherchen hätte die Sicherheitsfirma, für die der verletzte Wachmann arbeitete, gar nicht eingesetzt werden dürfen. Zum einen ruht der Geschäftsbetrieb der VP Academy seit Juni, zum anderen ermitteln das Hauptzollamt Dresden und die Staatsanwaltschaft Leipzig gegen den Firmenchef wegen Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung. Zudem setzte die VP Academy in der Hamburger Straße mindestens zwei vorbestrafte Personen ein.
Hauptauftragnehmer für den Sicherheitsdienst in der Erstaufnahmeeinrichtung ist das Dresdner Unternehmen Ihre Wache. Dessen Chef Martin Linnemann versicherte, er habe von den Ermittlungen gegen Verantwortliche der VP Academy nichts gewusst. Die Landesdirektion Sachsen als Betreiber der Asylunterkunft teilte mit, sie habe weder die Zuverlässigkeit der VP Academy noch die ihres Geschäftsführers angezweifelt: „Die Erlaubnis, ein Bewachungsgewerbe zu betreiben, war von der zuständigen Behörde erteilt worden.“
Bei der Behörde handelt es sich um das Gewerbeamt Altenburger Land. Dessen Sprecherin teilte mit, die Erlaubnis stamme vom 10. September und beziehe sich lediglich auf den Geschäftsführer. Die Ermittlungen gegen ihn seien nicht bekannt gewesen. Bis heute habe die VP Academy „keine bestätigten Beschäftigten“. Der betroffene Geschäftsführer wollte sich nicht äußern. Die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig warnt bereits seit Längerem, dass die „Zahl der gefälschten Bescheinigungen im Bewachungsgewerbe drastisch zugenommen“ habe. Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Hartmann, sagte, es gebe in Sachsen in der Tat „Asylstandorte mit erheblichen Sicherheitsproblemen“. Vor allem die Subunternehmen verursachten „einen kaum zu kontrollierenden Wirrwarr“.
Abhilfe soll das Anfang Dezember vorgelegte neue Sicherheitskonzept schaffen. Darin sind die Zulassungsbedingungen verschärft, der Einsatz von Subunternehmen wird ausgeschlossen. Die Landesdirektion Sachsen schränkt aber ein: „Sollte sich herausstellen, dass es bei den formulierten Forderungen keine Bewerberlage mehr gibt, wird man andere Lösungen suchen müssen.“