Wittenberg. Auf die ehemalige Karl-Marx-Schule in Wittenberg-West wurde in der Nacht zum Montag ein Anschlag vermutlich mit Buttersäure verübt. Kurz vor 7 Uhr morgens wurde die Polizei am Montag von einem Mitarbeiter darüber informiert, dass Fenster und Türen des Gebäudes offenstünden und ein "merkwürdiger Geruch" herrsche. Die stark unangenehm riechende Flüssigkeit wurde nach Angaben der Polizei im Gebäude ausgebracht. Außerdem wurden Aufkleber mit fremdenfeindlichen Parolen an einem Absperrgitter neben dem Schulgelände angebracht. Die hauptamtliche Wachbereitschaft der Wittenberger Feuerwehr rückte aus. Die Kriminalpolizei in Wittenberg und auch der Staatsschutz ermitteln. "Es wird geprüft, ob es Zusammenhänge zu den Ereignissen in Gräfenhainichen gibt", erklärte Maik Strömer, Pressesprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost in Dessau-Roßlau auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung. Außerdem sei ein Diensthund im Einsatz gewesen, um eventuelle Spuren zu verfolgen.
Erst am vergangenen Donnerstag hatten Unbekannte auf eine geplante Gemeinschaftsunterkunft in Gräfenhainichen einen Anschlag verübt. In der Nacht waren sie in das ehemalige Schleifer-Gebäude in der Heidestadt eingedrungen und hatten das Haus von oben nach unten unter Wasser gesetzt. Es ist auf unbestimmte Zeit nicht mehr nutzbar. Am Sonnabendmorgen dann musste die Polizei wieder in Gräfenhainichen aktiv werden. In der Nacht zum Samstag hatten Unbekannte Pferdemist auf dem Marktplatz ausgebracht, an dem am Nachmittag eine Demo von Rechtsextremen und "besorgten Bürgern" stattfand. Gegen 10 Uhr am Sonnabendmorgen musste dann die Feuerwehr anrücken, weil auf den Kirchplatz in Gräfenhainichen ein Buttersäure-Anschlag verübt wurde. Dort fand wenige Stunden später ein Bürgerfest für Toleranz und Weltoffenheit statt.
Der Geruch, der am Montagmorgen an der ehemaligen Karl-Marx-Schule herrscht, ähnelt dem Geruch, der am Sonnabend in Gräfenhainichen auf dem Kirchplatz herrschte. Butter- oder Butansäure ist eine bei Zimmertemperatur farblose Flüssigkeit, die im Wesentlichen den unangenehmen Geruch in Erbrochenem oder ranziger Butter ausmacht. Ihre Dämpfe reizen Augen und Atemwege.
Das Gebäude der ehemaligen Karl-Marx-Schule soll zur Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 222 Flüchtlinge hergerichtet werden. Der Kreistag hatte Anfang Dezember die außerplanmäßige Ausgabe von 1,67 Millionen Euro dafür genehmigt. Wenn das Schulhaus zu Asylzwecken nicht mehr gebraucht wird, soll es als Übergangslösung bei der Sanierung der Pestalozzi-Schule voraussichtlich 2018/19 dienen.