Streik bei Amazon mitten im Weihnachtsendspurt

Erstveröffentlicht: 
21.12.2015

Mitten im Endspurt des Weihnachtsgeschäfts wird beim Online-Händler Amazon wieder gestreikt. Die Gewerkschaft ver.di hat die Beschäftigten im Versandzentrum Leipzig in der Nacht zum Montag erneut zum Streik aufgerufen. Streikleiter Thomas Schneider sagte dem MDR, von der Frühschicht hätten sich 220 Mitarbeiter am Streik beteiligt. Im Laufe des Tages würden 450 Streikende erwartet. Am Vormittag soll bei einer Streikversammlung unweit des Unternehmens über das weitere Vorgehen informiert werden.

 

Amazon: Keine Lieferverzögerungen durch Streik


Laut Gewerkschaftsvertreter Schneider könnte der Streik für verspätete Lieferungen sorgen, auch wenn der Versandhändler das zuletzt bestritten hatte. Gewerkschaftsmitglieder, die selbst bei Amazon bestellen, hätten davon berichtet, dass Kunden über Lieferverzögerungen bis nach Weihnachten informiert worden seien. Schneider sagte, unter den Streikenden seien viele erfahrene Mitarbeiter aus der Stammbelegschaft, die seit 2006 bei Amazon arbeiteten und mit ihren Erfahrungen während des Streiks im Betriebsablauf fehlten.

Amazon widersprach den Angaben der Gewerkschaft. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte, das Lieferversprechen werde eingehalten. Bestellungen würden auch von anderen Standorten aus versandt. Zudem würde ein vergleichsweise kleiner Teil der Belegschaft streiken. Die Forderungen der Gewerkschaft wies die Sprecherin abermals zurück. Amazu vertrete den Standpunkt, auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber sein zu können. Man arbeite eng mit Betriebsräten zusammen und biete mit einem Bruttolohn von zehn Euro pro Stunde am Standort Leipzig insbesondere auch für Ungelernte attraktive Einstiegskonditionen, so die Sprecherin. 

 

Entschlossenheit der Streikenden ungebrochen


Der Arbeitskampf in der Nacht-, Früh- und Spätschicht soll den Arbeitgeber zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag bewegen. Die Entschlossenheit bei den Streikenden sei ungebrochen, hieß es von ver.di. Seit Mai 2013 gibt es regelmäßig Streiks bei ver.di, zuletzt Ende vergangener Woche. Die Gewerkschaft will für die rund 10.000 Mitarbeiter des US-Konzerns in Deutschland einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Verhandlungen darüber lehnt Amazon aber ab. Die Gewerkschaft ruft deshalb regelmäßig zum Streik auf und erklärte: "1.013 Euro Weihnachtsgeld, 1.075 Euro Urlaubsgeld, eine 38 Stundenwoche und sechs Wochen Urlaub sind in der Branche üblich." Das wolle man auch bei Amazon erreichen.

In den letzten Jahren habe man bereits höhere Einstiegsgehälter und Stundenlöhne durchsetzen können, so Schneider. Als Vorbilder nannte er Ikea, H&M und Primark, wo Tarifverträge durchgesetzt worden seien. Amazon werde einsehen müssen, dass solche Tarifverträge auch für das Image eines Unternehmens von Bedeutung seien.