"Pegida go home!" war am Sonntag schon an der Ortseinfahrt nach Kandern
zu lesen und daran, dass die Pegida-Anhänger, die sich zu einer
Kundgebung auf dem Blumenplatz verabredet hatten, bei ihnen nicht
willkommen sind, ließen die Kanderner keinen Zweifel. Lautstark sorgten
sie dafür, dass die 40 bis maximal 60 Pegida-Anhänger sich zu keiner
Zeit Gehör verschaffen konnten.
"Ich bin heute stolz darauf, ein Kanderner zu sein", erklärte Peter Kühn
angesichts der großen Zahl an Kandernern, die der Aufforderung von
Bürgermeister Christian Renkert gefolgt waren und in der Stadtkirche,
aber eben auch am Rande des Blumenplatzes, der Intoleranz und dem
Extremismus der Pegida eine klares, vielstimmiges "Nein"
entgegensetzten.
Die Stadt und ihre Bürger hatten sich in einer Welle der Solidarität, zu
der im Laufe der Woche immer mehr Gruppierungen mit viel Fantasie
beitrugen, auf den Nachmittag vorbereitet. Auf dem Blumenplatz und im
näheren Umfeld waren alle Fensterläden geschlossen, etliche Geschäfte
hatten die Schaufenster zugehängt. Pünktlich um 15 Uhr, zum Beginn der
Pegida-Kundgebung, begannen Kirchenglocken zu läuten.
Während rund 500 Bürger in der Stadtkirche ein Fest der Solidarität
feierten, sorgten andere Kanderner dafür, dass sich die Pegida-Anhänger –
aber auch die etwa ähnlich vielen Anhänger der Antifa – auf dem
Blumenplatz kaum Gehör verschaffen konnten. Mit Trillerpfeifen,
Vuvuzelas, Waldhörnern, Hupen aber auch mit Fahrradklingeln machten sie
das Zuhören unmöglich. Statt dem Hoch auf die Internationale
Solidarität, das die Antifaschisten skandieren, war auf dem Blumenplatz
bisweilen die Europahymne zu hören.
Was sich in der Kirche abspielte, war nicht weniger beeindruckend,
aufrüttelnd und ergreifend. Vom Auftakt mit dem Kanderner Jazzchor bis
hin zum Auftritt der Stadtmusik, die mit weihnachtlichen Melodien den
Reigen schloss, von der Begrüßung durch den Hausherrn Pfarrer Matthias
Weber bis zum Schlusswort von Bürgermeister Renkert spannte sich ein
Bogen, der in Worten, in Liedern und durch mancherlei Geste belegt, wie
groß das Verantwortungsgefühl und wie tief die Verbundenheit vieler
Kanderner mit Flüchtlingen und Vertriebenen ist.
Das Kunstwerk "Hope" von Regina Baumgartner, ein mit Mohnblumen
bestückter Buchenast als Schiffsrumpf, rief Erinnerungen an die im
Mittelmeer gestrandeten Flüchtlinge wach, Frank Moll entdeckte
überraschend aktuelle Bezüge der biblischen Weihnachtsgeschichte zur
Flüchtlingssituation, Diakon Roy Paraiso musizierte mit Jugendlichen aus
dem Übergangswohnheim in Efringen-Kirchen, Christian Lais sang davon,
dass ein Nein wichtiger ist, als tausend vielleicht – allen Beiträgen
gemeinsam war die Sorge um das, "was da draußen auf dem Blumenplatz vor
sich geht und zu dem wir nein sagen", so Markus Becker.
So klang am Ende auch etwas Stolz mit, als sich Bürgermeister Renkert am
"Ende dieses Tages, der uns allen viel Sorgen und Bauchschmerzen
gemacht hat", sicher war, dass die Stadt Kandern und ihre Bürger der
Pegida klargemacht haben, "dass sie in Kandern gegen diese Welle der
Solidarität nichts ausrichten kann und hoffentlich dauerhaft fern
bleibt".
Mehrere hundert Polizisten sicherten das Szenario ab und sorgten dafür,
dass auch am Ende der Kundgebung die Pegida-Anhänger ohne
Auseinandersetzungen das Feld wieder räumen konnten.
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