Referendum: Mehrheit der Hamburger sagt Nein zu Olympia

Gewonnen: Plakat von Olympia-Gegnern an der Roten Flora in Hamburg
Erstveröffentlicht: 
29.11.2015

Die Olympischen Spiele 2024 finden definitiv nicht in Hamburg statt. Die Bürger der Hansestadt stimmten bei einem Referendum gegen die Fortsetzung der Bewerbung um das größte Sportereignis der Welt.

 

Hamburg soll nicht in das Rennen um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2024 einsteigen. Beim Referendum stimmten 51,6 Prozent der Hamburger Bürger gegen eine Bewerbung. Eine einfache Mehrheit hätte den Olympia-Befürwortern gereicht.

Die Frage Olympia ja oder nein hatte die Hamburger stärker mobilisiert als andere Themen. Runde 650 000 der 1,3 Millionen Wahlberechtigten gaben in dem vierwöchigen Verfahren ihre Stimme ab. Das entspricht einer Beteiligung von etwa 50 Prozent. "Ich bin enttäuscht und traurig. Es wäre eine große Chance gewesen", sagte der Vorstandschef des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, Dietmar Beiersdorfer.

Die Teilnahme am Referendum überstieg vergleichbare Volksbefragungen in der Hansestadt deutlich. Am Volksentscheid über die Schulreform fünf Jahre zuvor hatten sich nur 39,3 Prozent beteiligt.

Falsche Prognose des ZDF

Der Abend wurde zum Zitterspiel. Gegner und Befürworter lieferten sich lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das ZDF hatte mit einer Prognose die Auszählung eingeleitet, die 56 Prozent Zustimmung ausgemacht haben wollte. Ein Fehlurteil. Tatsächlich lagen mit der Auszählung der ersten Wahllokale die Gegner knapp vorn. Das verfestigte sich auf einen Vorsprung von rund vier Prozent. "Wir haben einen Stimmungswandel in der Stadt bemerkt", sagte Florian Kasiske aus dem Lager der Initiative NOlympia. "Die Menschen sehen, dass es Sachen gibt, wo das Geld besser angelegt ist."

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bestätigte im Rathaus das Ende der Bewerbung: "Hamburg wird sich nicht um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele bewerben. Ich hätte mir eine andere Entscheidung gewünscht, aber sie ist klar, und das Ergebnis ist zu akzeptieren."

Für Scholz ist die Absage ein unerwarteter Tiefschlag. Er hatte Olympia als wichtigstes Projekt der Legislaturperiode ausgegeben. Die Stadtentwicklung sollte bis 2024 auf einen Stand gebracht werden, der normalerweise 20 bis 30 Jahre in Anspruch genommen hätte.

In Hamburg scheiterte damit insgesamt die siebte deutsche Olympia-Bewerbung, zum zweiten Mal nach Ende 2013 in München wurden die Pläne von den Bürgern gestoppt. Im März hatte sich Hamburg noch gegen Berlin als deutscher Olympia-Bewerber durchgesetzt, weil sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) an der Elbe mehr Rückendeckung durch die Bevölkerung erhoffte.

Die Kieler Bürgern haben sich dagegen für die Ausrichtung der Segelwettbewerbe ausgesprochen. Bei dem zeitgleich zur Befragung in Hamburg ausgetragenen Referendum stimmten 65,6 Prozent der Wahlberechtigten für die Fortsetzung der Bewerbung um das Sport-Großereignis.

Um die Sommerspiele 2024 bewerben sich damit nur noch Budapest, Paris, Rom und Los Angeles. Dort wird die Bevölkerung jeweils nicht gefragt. Die Entscheidung fällt das Internationale Olympische Komitee (IOC) 2017 in Lima (Peru).

krä/sid/dpa