Der Boxsport-Jugendtrainer des Bietinger Turnvereins, Siegfried Pauly, kandidiert bei der kommenden Landtagswahl für die rechtsextreme Partei NPD. Der bekennende Nationalist ist bei der Polizei kein unbeschriebenes Blatt.
Eine Personalie sorgt derzeit im Bietinger Turnverein für Grummeln in der Magengrube: Nachdem bekannt geworden ist, dass Jugendtrainer Siegfried Pauly bei den Landtagswahlen im kommenden Frühjahr für die NPD kandidiert, besteht Gesprächsbedarf. Im Turnverein leitet er die Boxabteilung. Bemerkenswert ist, dass der deutschnationale Aktivist Kinder und Jugendliche trainiert, die zu fast 80 Prozent Migrationshintergrund haben.
Polizeibekannter Aktivist
Für die TV-Mitglieder ist deshalb schwer begreiflich, dass sich Pauly
erst kürzlich vor dem Singener Amtsgericht wegen der Verwendung von
Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu verantworten hatte.
Für Pauly, den im Turnverein alle Siggy rufen, kein ungewohnter Termin.
Immer wieder wird gegen den strammen Kameraden ermittelt, beim
Staatsschutz ist der Name bekannt; die Polizei hatte öfter mit ihm zu
tun.
Auch Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger hat bereits die
Bekanntschaft gemacht. Und das nicht nur bei Mitgliederversammlungen des
TV Bietingen. „Er war mit der rechtsgerichteten Kameradschaft
Höri/Bodensee an einer Stickeraktion 2013 in Gottmadingen beteiligt. Wir
haben damals Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet“, berichtet
Klinger auf Nachfrage des SÜDKURIER. Auch die Verantwortlichen im Verein
habe er damals informiert, so Klinger. Zu einer Verurteilung des
bekennenden NPD-Mitglieds ist es bislang aber nicht gekommen, wie
Recherchen am Amtsgericht in Singen ergeben haben.
Seit rund zwei Jahren ist Pauly als Boxtrainer für Kinder und
Jugendliche ehrenamtlich beim TV engagiert. Politisch engagiert er sich
nationalistisch. Immer wieder tritt er ans Rednerpult, wenn sich die
Rechten treffen. Zuletzt auch beim NPD-Aufmarsch im Februar in Singen. Seit 2011 ist er nach eigener Aussage Parteimitglied.
Jetzt kandidiert er in den Wahlkreisen Konstanz und Singen bei den
kommenden Landtagswahlen für die rechtsextreme NPD. Das ruft Kritiker
auf den Plan. „Pauly ist ein bundesweit bekannter Aktivist aus der
Neonazi-Szene. Aus diesem Grund werde ich meinen Sohn dort nicht zum
Training anmelden“, erklärt ein besorgter Vater, der seinen Namen nicht
in der Zeitung lesen will: „Die Einschüchterungsmethoden von Neonazis
sind leider bekannt“, sagt er.
TV-Vorsitzender Hans Auer will nun das Gespräch mit Pauly suchen. Erst dann könne entschieden werden, ob es sich der Verein weiter leisten wolle, einen Rechtsextremisten als Trainer zu beschäftigen.
Zur Person
Siegfried Pauly ist laut Kandidatenliste zur Landtagswahl 40 Jahre alt und verheiratet. Der Berufskraftfahrer nennt als Hobbys Politik und Boxsport. In Frankfurt/Oder trat er 2011 der NPD bei. „Nach fast zwei Jahrzehnten in Freien Kameradschaften, entschloss ich mich auch politisch aktiv zu werden“, lässt er sich im Internet zur Kandidatur zitieren.