Eltern sind geschockt: Boxsport-Jugendtrainer kandidiert für die NPD

  Oft mit dabei, wenn die NPD marschiert: Boxsport-Jugendtrainer Siegfried Pauly (rechts am gelben Plakat) mit rechtsnationalen Wegbegleitern beim Demonstrationszug im Februar in Singen – umringt von Polizeibeamten.
Erstveröffentlicht: 
23.11.2015

Der Boxsport-Jugendtrainer des Bietinger Turnvereins, Siegfried Pauly, kandidiert bei der kommenden Landtagswahl für die rechtsextreme Partei NPD. Der bekennende Nationalist ist bei der Polizei kein unbeschriebenes Blatt.

 

Eine Personalie sorgt derzeit im Bietinger Turnverein für Grummeln in der Magengrube: Nachdem bekannt geworden ist, dass Jugendtrainer Siegfried Pauly bei den Landtagswahlen im kommenden Frühjahr für die NPD kandidiert, besteht Gesprächsbedarf. Im Turnverein leitet er die Boxabteilung. Bemerkenswert ist, dass der deutschnationale Aktivist Kinder und Jugendliche trainiert, die zu fast 80 Prozent Migrationshintergrund haben.

 

Polizeibekannter Aktivist


Für die TV-Mitglieder ist deshalb schwer begreiflich, dass sich Pauly erst kürzlich vor dem Singener Amtsgericht wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu verantworten hatte. Für Pauly, den im Turnverein alle Siggy rufen, kein ungewohnter Termin. Immer wieder wird gegen den strammen Kameraden ermittelt, beim Staatsschutz ist der Name bekannt; die Polizei hatte öfter mit ihm zu tun.

Auch Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger hat bereits die Bekanntschaft gemacht. Und das nicht nur bei Mitgliederversammlungen des TV Bietingen. „Er war mit der rechtsgerichteten Kameradschaft Höri/Bodensee an einer Stickeraktion 2013 in Gottmadingen beteiligt. Wir haben damals Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet“, berichtet Klinger auf Nachfrage des SÜDKURIER. Auch die Verantwortlichen im Verein habe er damals informiert, so Klinger. Zu einer Verurteilung des bekennenden NPD-Mitglieds ist es bislang aber nicht gekommen, wie Recherchen am Amtsgericht in Singen ergeben haben.

 

Seit rund zwei Jahren ist Pauly als Boxtrainer für Kinder und Jugendliche ehrenamtlich beim TV engagiert. Politisch engagiert er sich nationalistisch. Immer wieder tritt er ans Rednerpult, wenn sich die Rechten treffen. Zuletzt auch beim NPD-Aufmarsch im Februar in Singen. Seit 2011 ist er nach eigener Aussage Parteimitglied.

Jetzt kandidiert er in den Wahlkreisen Konstanz und Singen bei den kommenden Landtagswahlen für die rechtsextreme NPD. Das ruft Kritiker auf den Plan. „Pauly ist ein bundesweit bekannter Aktivist aus der Neonazi-Szene. Aus diesem Grund werde ich meinen Sohn dort nicht zum Training anmelden“, erklärt ein besorgter Vater, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will: „Die Einschüchterungsmethoden von Neonazis sind leider bekannt“, sagt er.

 

TV-Vorsitzender Hans Auer will nun das Gespräch mit Pauly suchen. Erst dann könne entschieden werden, ob es sich der Verein weiter leisten wolle, einen Rechtsextremisten als Trainer zu beschäftigen.

 

Zur Person

Siegfried Pauly ist laut Kandidatenliste zur Landtagswahl 40 Jahre alt und verheiratet. Der Berufskraftfahrer nennt als Hobbys Politik und Boxsport. In Frankfurt/Oder trat er 2011 der NPD bei. „Nach fast zwei Jahrzehnten in Freien Kameradschaften, entschloss ich mich auch politisch aktiv zu werden“, lässt er sich im Internet zur Kandidatur zitieren.