Tausende setzen Zeichen gegen den Rassismus

Erstveröffentlicht: 
11.11.2015
Gedenken an Opfer der Judenpogrome von 1938 VON MARKUS GEILER

 

Dresden/Erfurt/halle. Klares Zeichen gesetzt: Mehrere tausend Menschen haben am Montagabend in Mitteldeutschland gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit demonstriert. Unter anderem in Dresden, Leipzig, Erfurt, Magdeburg und Halle versammelten sich die Menschen, um am Jahrestag der Judenpogrome vor 77 Jahren an die Opfer zu erinnern und für ein heutiges Miteinander verschiedener Kulturen zu werben. In Sachsens Hauptstadt etwa kamen laut Angaben der Initiative Durchgezählt bis zu 6000 Menschen zu einem Demonstrationszug zusammen. Er stand unter dem Motto „Herz statt Hetze“. Zeitgleich mobilisierte die fremdenfeindliche Pegida-Bewegung auf dem Theaterplatz erneut 7000 bis 8500 Anhänger.

 

Nora Goldenbogen, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden, kritisierte in ihrer Rede, dass Begriffe und Parolen aus der NS-Zeit „wieder ungeniert gesprochen werden können. Diese Sprache darf nicht mehr sein.“ Mit Blick auf Pegida sagte sie: Noch nie habe sie am Pogrom-Gedenktag am 9. November „ein so bedrückendes und erschreckendes Gefühl“ gehabt. Dresdens Stadtverwaltung war kritisiert worden, weil sie die Pegida-Kundgebung auf dem Theaterplatz erlaubt hatte – dieser diente während der NS-Zeit als Adolf-Hitler-Platz für Aufmärsche.

 

In Erfurt folgten mehrere tausend Menschen dem Aufruf des Bündnis „Mitmenschlich für Thüringen“ mit Vertretern von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden. Die Veranstalter sprachen von bis zu 8000 Menschen auf dem Erfurter Domplatz. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf rund 6000. Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erklärte, am 9. November als „dem deutschesten aller Tage“ sei es notwendig, ein „gemeinsames Zeichen für die Zukunft“ zu setzen. Der evangelische Vize-Landesbischof Diethard Kamm dankte den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern für ihren Einsatz. Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr betonte, der Not der Geflüchteten dürfe nicht mit menschenfeindlichen Parolen, Hass oder Gewalt begegnet werden.

 

Im sachsen-anhaltischen Halle protestierten am Montagabend laut Angaben der Polizei rund 470 Menschen gegen eine rechtspopulistische „Montagsdemo“ mit 320 Teilnehmern. Hier kam es laut Polizeiangaben zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten. Dabei seien mehrere Personen verletzt worden, darunter ein 49-Jähriger schwer. Auch drei Polizisten erlitten Verletzungen.