Die Unterbringung von Flüchtlingen spaltet die Gemeinde Kretzschau im Burgenlandkreis. Asylkritiker und -befürworter stehen sich wöchentlich gegenüber. Pfarrer Christoph Roßdeutscher versucht die Menschen wieder zusammenzubringen. Auch in anderen Orten im Burgenlandkreis sollen weitere Flüchtlinge unterkommen. Dazu werden am Montagabend Gespräche geführt.
Gut 100 Asylgegner haben am Sonntagabend in Kretzschau im Burgenlandkreis gegen die Unterbringung von Flüchtlingen demonstriert. Gleichzeitig fand in der Kirche des Ortes ein Friedensgebet statt. Die Demonstranten zogen auch um die Kirche und das Gebet wurde dadurch gestört. Es war eine Situation, die symbolisiert, wie gespalten die Gemeinde dieser Tage ist.
Die Jugendherberge in Kretzschau
soll nach und nach zu einem Aufnahmelager für 230 Flüchtlinge ausgebaut
werden. Seit einer Woche leben die ersten von ihnen dort. Im Ort stehen
sich seit Wochen Asylbefürworter und -gegner gegenüber. Besonders
deutlich wird das an den Sonntagen, wenn die Kritiker demonstrieren.
MDR-SACHSEN-ANHALT-Reporter Kan Nozawa erfuhr, dass das Thema nicht nur
die Dorfgemeinschaft spaltet. Mitunter ziehen sich die Gräben auch durch
einzelne Familien.
Das Friedensgebet ist ein Angebot von
Pfarrer Christoph Roßdeutscher. Er hofft, die Kretzschauer damit wieder
versöhnen zu können. Künftig soll das Gebet wöchentlich stattfinden. Der
Pfarrer hofft, dass der Demonstrationszug beim nächsten Mal nicht um
die Kirche ziehen darf. Dafür soll das Ordnungsamt sorgen.
Weitere Flüchtlinge kommen nach Weißenfels
In Weißenfels leben momentan 440 Asylbewerber. In den kommenden Monaten wird die Zahl wohl steigen. Die Eisenbahnerschule soll deshalb künftig als Flüchtlingsunterkunft dienen. Dort sollen schätzungsweise bis zu 200 Asylbewerber untergebracht werden. Wann genau die Flüchtlinge die Zimmer beziehen können, steht noch nicht fest. Anwohner können sich am Montagabend ein Bild von der Einrichtung machen und auf einer Einwohnerversammlung Fragen stellen.
Vereinfachte Prozedur bei Mietverträgen
Am Montagabend will der Kreistag des Burgenlandkreises über ein einfacheres Vorgehen bei Mietverträgen für Flüchtlingsunterkünfte beraten. Bisher muss immer ein Ausschuss aus mehreren Kreistagsmitgliedern zusammenkommen, um über die Mietverträge zu entscheiden. Der Burgenlandkreis muss aber in den nächsten zwei Monaten noch 2000 weitere Flüchtlinge aufnehmen. Deswegen werden täglich Gespräche mit Vermietern geführt. Damit sich der Ausschuss nicht mehrmals wöchentlich treffen muss, will der Landrat die Prozedur erleichtern und eigenständig über die Verträge entscheiden. Dem soll der Kreistag am Abend zustimmen.