Griechenland ermittelt derzeit in 38'000 Fällen von Wirtschaftsverbrechen. Auch teure Jachten geraten ins Visier der Regierung.
Durch Steuerhinterziehung und Schmuggel verliert der griechische Staat jährlich bis zu 20 Milliarden Euro. Das gab der griechische Vize-Finanzminister Trifon Alexiadis am Freitag in Athen bekannt. Die Behörde zur Verfolgung von Wirtschaftsverbrechen (SDOE) ermittelt seinen Angaben zufolge derzeit in 38'000 Fällen, in die 1,3 Millionen Einzelpersonen und Unternehmen verwickelt sein sollen.
Um weiteren Steuersündern auf die Spur zu kommen, überprüfen die griechischen Behörden derzeit auch die Bankgeschäfte von Griechen mit Grundbesitz in London und in den Niederlanden registrierten Jachten, wie Alexiadis mitteilte.
HSBC im Visier
Ausserdem will die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras demnach eine Verjährungsfrist zur Überprüfung der sogenannten Lagarde-Liste mutmasslicher Steuersünder um ein weiteres Jahr verlängern.
Auf der Liste stehen die Namen von mehr als 2000 Griechen mit zweifelhaften Konten bei der Schweizer Bank HSBC. Die damalige französische Finanzministerin und heutige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hatte die Liste 2010 ihrem griechischen Amtskollegen Giorgos Papakonstantinou zukommen lassen.
Die Daten stammten von dem früheren HSBC-Angestellten Hervé Falciani, der sie gestohlen und den französischen Steuerbehörden übergeben hatte. Papakonstantinou und sein Nachfolger Evangelos Venizelos lehnten eine Verwendung der Liste lange ab.
Bislang 136 Fälle überprüft
Unter öffentlichem Druck lenkte Athen 2012 schliesslich ein, konnte die Liste jedoch zunächst nicht mehr finden. Frankreich schickte sie daraufhin erneut nach Athen. Bei einem Abgleich mit der inzwischen wieder aufgetauchten ersten Liste kam heraus, dass auf dieser ausgerechnet die Namen von Papakonstantinous Verwandten fehlten.
Im März wurde Papakonstantinou deshalb zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Nach Angaben von Vize-Finanzminister Alexiadis wurden bislang nur 136 der mehr als 2000 Fälle von der Lagarde-Liste abschliessend überprüft.