Sie sollen einen Bombenanschlag auf ein antifaschistisches Sommerlager für Jugendliche geplant haben: In Emmendingen stehen drei Männer wegen Baus von Sprengkörpern vor Gericht.
Von Wulf Rüskamp
Im Kreis Emmendingen waren offenbar rechtsradikale Bombenbastler am Werk, denen die Polizei im Frühherbst des Jahres 2013 auf die Spur gekommen ist. Der Prozess gegen drei Männer, die sich unter anderem wegen des unerlaubten Umgangs mit explosionsgefährlichen Stoffen verantworten müssen, beginnt am Donnerstag nächster Woche am Amtsgericht in Emmendingen.
Gewalttätig geworden war die Gruppe ein erstes Mal Ende August 2013 bei einem Umzug von Rechtsradikalen in Dortmund. Dort soll ein heute 25 Jahre altes Gruppenmitglied einen Sprengkörper gezündet haben, der mehrere Menschen, die gegen die Rechtsradikalen demonstriert hatten, verletzt hatte. Dazu zählten auch ein Polizeibeamter und ein nordrhein-westfälischer Landtagsabgeordnete der "Piraten". Sie alle erlitten entweder Knalltraumata oder in zwei Fällen blutende Wunden im Gesicht und leichte Verbrennungen an Beinen und Armen.
Über die Wirkung ihres Sprengkörpers sollen die drei Tüftler anscheinend selbst erschrocken sein. Denn die Dortmunder habe sie von einem weit verheerenderen Plan abgebracht, den sie bis dahin verfolgt haben sollen. Sie wollten nämlich, so die Darstellung der die Staatsanwaltschaft, eine Rohrbombe an einem fern gesteuerten größeren Modellflugzeug mit mehreren Metern Spannweite montieren und die Bombe dann über einem antifaschistischen Sommerlager von Jugendlichen in Bayern abwerfen. Nach der Dortmunder Tat, die ebenfalls Gegenstand des kommenden Prozesses in Emmendingen sein wird, sei den jetzt Angeklagten "die Folgen eines solchen Anschlags" erst bewusst geworden sein, so die Annahme der Staatsanwaltschaft.
Verstoß gegen das Tierschutzgesetz
Die Rohrbombe wurde im September 2013 in der Wohnung eines 44-Jährigen im Kreis Emmendingen sichergestellt – wobei die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass dieser Mann der Hauptbeteiligte an der Bombenbastelei ist. Er soll sich seit Jahren damit beschäftigt haben. Dazu hat er den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge im Umkreis seines Wohnorts verschiedene Experimente mit selbstgebauten Sprengkörpern veranstaltet und sie mit einer Videokamera gefilmt. Dazu gehörten Explosionen in kleinen Seen und Bächen, wodurch Fische getötet wurden – deshalb steht auch ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz auf der langen Liste an Vorwürfen, die die Staatsanwaltschaft erhebt.
Ende 2012 scheint die Bastelei eine politische Aufladung erfahren zu haben: Der 44-Jährige traf bei einer rechtsextremistischen Veranstaltung, einem "Heldengedenken", mit dem 25-Jährigen und dessen 26 Jahre alten Kumpel zusammen. Beide werden der rechtsradikalen Szene zumindest seit dem Jahr 2013 zugerechnet. Und die drei Männer haben dann zusammen offenbar Pläne für Sprengstoffanschläge ausgeheckt – in Bayern, aber auch in Dortmund. Das Emmendinger Schöffengericht will sich für die Verhandlung gegen die Angeklagten – alle drei mit deutscher Staatsangehörigkeit – drei Tage Zeit nehmen. Aus der Mitteilung der Staatsanwaltschaft geht allerdings nicht hervor, ob die Gruppe allein agierte oder in einem größeren Netzwerk.