Marschieren in Heidelberg bald wieder Rechtsextreme?

Erstveröffentlicht: 
01.10.2015

"Steh auf für Deutschland" will am 24. Oktober demonstrieren (Von Micha Hörnle)

Droht Heidelberg wieder ein rechtsextremer Aufmarsch - so wie bei der NPD-Demo vor fast genau drei Jahren? Zumindest, so informierte die Antifaschistische Initiative die RNZ, ist am Samstag, 24. Oktober, eine Aktion der Gruppe "Steh auf für Deutschland" geplant. Wie Bürgermeister Wolfgang Erichson bestätigte, gab es deswegen schon etliche Vorgespräche, aber noch ist nicht klar, was der Organisator, ein gewisser Matthias Bückle aus Bruchsal, an diesem Tag vorhat - das kann von einem Infotisch über eine Kundgebung bis hin zu einem Demonstrationszug reichen. Sollte Bückle lieber marschieren wollen, dann wäre nach Polizeiangaben die Route Bahnhof, Kurfürstenanlage, Römerstraße, Alte Eppelheimer Straße, Mittermaierstraße und zurück zum Bahnhof denkbar.

Bückle versucht offenbar, gezielt in Nordbaden zu mobilisieren - wenn auch mit ziemlich bescheidenem Erfolg. Am letzten Samstag trafen in seiner Heimatstadt Bruchsal kümmerliche 41 Rechte auf 900 Gegendemonstranten. Im Rahmen dieser Demo-Tour sollen auch Waghäusel-Wiesental, Bretten, Heidelberg, Karlsruhe und Sinsheim heimgesucht werden. Weil der bisherige Zuspruch zu "Steh auf für Deutschland" so bescheiden war und in Heidelberg mit viel Widerstand zu rechnen ist, rät daher auch Bürgermeister Erichson dem Organisator Bückle, auf eine Aktion in Heidelberg zu verzichten: "Ich gehe davon aus, dass man von diesen Plänen Abstand nimmt", so Erichson zur RNZ - und er verweist auf die bisherigen Erfahrungen.

Am 3. Oktober 2012 hatte die NPD eine Demo auf dem Bismarckplatz mit 100 Teilnehmern angekündigt. Daraufhin formierte sich ein breites Bündnis fast aller politischen Parteien. Schließlich kamen 76 NPDler am Hauptbahnhof an - und wurden von 1800 Gegendemonstranten, darunter auch OB Eckart Würzner, empfangen, die die Rechtsextremen nicht durch die Kurfürstenanlage marschieren ließen. Gut zwei Stunden später untersagte die Polizei aus Sicherheitsgründen den Demonstrationszug, die NPD löste ihre Versammlung freiwillig auf. Erichson zieht daraus zwei Lehren: Wenn rechte Gruppen demonstrieren wollen, lässt sich das nicht verbieten. Aber bisher hinderte sie die Stadtgesellschaft erfolgreich daran. Zumindest die Antifaschistische Initiative hat angekündigt, sich am Samstag in drei Wochen "Steh auf für Deutschland" entgegenzustellen.

Diese Gruppierung trat erstmals Ende August in Philippsburg in Erscheinung: Damals trafen kaum zehn Teilnehmer auf 200 Gegendemonstranten. Ihre ideologischen Wurzeln sind diffus: Nach eigener Darstellung wendet sich die Gruppe gegen das "deutsche System" und fordert ein besseres Bildungswesen für Jugendliche - auch wenn Bückles Mitteilungen vor Rechtschreibfehlern nur so strotzen. Er selbst gehört wohl zum Umfeld der "Berserker Pforzheim", die vor knapp einem Jahr bei den Kölner Ausschreitungen der "Hooligans gegen Salafisten" mitmachten. Unter dem Namen "Widerstand Karlsruhe" geben die "Berserker Pforzheim" auch regionalen NPD-Größen ein Forum. So sollen auch Teile dieser rechtsextremen Partei ihre Teilnahme an der Heidelberger Demo zugesagt haben. Für die hat Bückle übrigens dieses Motto ausgegeben: "Asylflut und Islamisierung Stoppen" - das Verb "stoppen" hat er aus unerfindlichen Gründen groß geschrieben.