In der vergangenen Woche fanden in Stuttgart zwei Aktionen rund um das Thema Werkverträge statt. Bereits am vergangenen Sonntag kam es zu einer spontanen Kundgebung vor einer Jobmesse im Stadtteil Bad Cannstatt. Am heutigen Donnerstag fand eine kurzzeitige Arbeitsniederlegung der Beschäftigten in den Automobilwerken „gegen den Missbrauch von Werkverträgen“ statt. Mit einer Transparentaktion und Flugblättern wurde diese mit der Forderung „Kapitalismus abschaffen“ ergänzt. Unter dem Motto „Geschäftsmodell Ausbeutung? Schluss mit Werkvertrag und Leiharbeit. Kapitalismus abschaffen!“ plant die Initiative Klassenkampf weitere Aktionen sowie eine inhaltliche Veranstaltung in den kommenden Wochen.
Bundesweit finden regelmäßig sogenannte Jobmessen statt. Wenn man sich die Liste der Aussteller anschaut, handelt es sich hier bei etwa einem Drittel um Leiharbeitsfirmen. Beachtlich viele Jobs werden außerdem von „Dienstleistungsunternehmen“ angeboten. Über sogenannte Werkverträge werden hier ArbeiterInnen – oftmals zu Hungerlöhnen – in anderen Unternehmen eingesetzt.
Am vergangenen Sonntag fand vor der Jobmesse im Carl-Benz-Center eine Kundgebung gegen die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse statt. Im Vorfeld hatten mehrere Personen Hausverbot für das Messegelände erhalten. Um Demonstrationen vor den Ständen zu verhindern, führte der Sicherheitsdienst penible Taschenkontrollen am Eingang durch.
Für den heutigen Donnerstag hatte die IG Metall zu Aktionen in der Automobilindustrie aufgerufen. Rund 1.000 ArbeiterInnen legten im Daimlerwerk Untertürkheim ihre Arbeit für eine Stunde nieder und beteiligten sich an einer Kundgebung vor dem Mercedes-Benz Achsenwerk. Das außerhalb einer Tarifrunde Streikaktionen stattfinden und das zu politischen Forderungen ist durchaus beachtlich. Die Initiative Klassenkampf verteilte ein extra für die Automobilindustrie verfasstes Flugblatt auf der Kundgebung. Außerdem wurde ein großes Transparent mit der Forderung „Schluss mit Werkvertrag und Leiharbeit. Kapitalismus abschaffen!“ am Rand entrollt. Für Stimmung bei den KollegInnen sorgte ein kleines Feuerwerk das im Rahmen der Aktion gezündet wurde.
Für Mittwoch, den 7. Oktober rufen DGB, IG Metall und ver.di zu einer Kundgebung zum „Tag für menschenwürdige Arbeit“ ab 16 Uhr auf dem Marktplatz Stuttgart auf. Diese soll auch Ausgangspunkt für Aktionen zum Thema Werkvertrag werden. Außerdem findet am Dienstag, den 13. Oktober, im Linken Zentrum Lilo Herrmann eine Veranstaltung zu der Kampagne statt. Flyer und Aufkleber zur Kampagne sind unter Anderem im Infoladen Stuttgart verfügbar.
Kampagnentext der Initiative Klassenkampf
Um die betrieblichen „Kosten zu senken“ und so den Gewinn der Aktionäre zu steigern, werden zunehmend Fremdvergabe und Werkverträge eingesetzt. So können Flächentarifverträge und Mitspracherechte der Betriebsräte umgangen werden. Schlechtere Löhne bei längeren Arbeitszeiten, sowie die Streichung von Zuschlägen sind die Folge.
In den vergangenen Jahren ist es in vielen Branchen gelungen, die Arbeitsbedingungen der LeiharbeiterInnen zu verbessern. Jetzt setzen die Bosse verstärkt auf Werkverträge und die Vergabe von Aufträgen an externe Lieferanten. In der Metallindustrie sind das beispielsweise Preymesser, Voith oder Rhenus. Zwar gibt es hier teilweise Tarifverträge, allerdings nur die deutlich schlechteren des Gebäudereinigerhandwerks.
Aber warum greifen die UnternehmerInnen immer wieder unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen an? Sie verhalten sich so, weil die Konkurrenz der Konzerne untereinander sie dazu zwingt. Wir kritisieren nicht allein das profitgierige Verhalten einiger Spitzenmanager, sondern das wirtschaftliche System, das sie dazu zwingt, so zu sein. Das Problem heißt Kapitalismus.
Uns geht es nicht nur darum, die Errungenschaften der ArbeiterInnenbewegung zu verteidigen. Wir wollen, dass der Gewinn der Unternehmen nicht nur wenigen sehr reichen Menschen zugute kommt, sondern allen. Allerdings gibt es soziale Gerechtigkeit und gute Jobs nicht von selbst. Hierfür müssen wir selbst aktiv werden und uns gemeinsam organisieren!
Termine
- Kundgebung & Aktionen: Antikapitalistische Beteiligung an DGB-Kundgebung zum Welttag für menschenwürdige Arbeit. Mittwoch, 7. Oktober 2015 | 16 Uhr | S-Marktplatz
- Veranstaltung: Diskussionsveranstaltung mit einem Gewerkschaftssekretär zu Werkverträgen und dem politischen Widerstand. Dienstag, 13. Oktober | 19 Uhr | Linkes Zentrum, Böblingerstr. 105, S-Heslach
- Aktiv werden: Die Initiative Klassenkampf ist ein offenes Treffen für alle die zu sozialen Kämpfen politisch arbeiten möchten. Jeden 2. Mittwoch im Monat | 19 Uhr | Linkes Zentrum, Böblingerstr. 105, S-Heslach