"Asylbewerber schnell in Arbeit bringen"

Erstveröffentlicht: 
24.09.2015

Köpping bei Treff mit Verbänden zu Integration

 

Von Jürgen Kochinke


Dresden. Beim Streitthema Asyl dreht sich derzeit alles um die Problemlagen bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Da viele der Asylbewerber aber aus Bürgerkriegsländern wie Syrien kommen, haben sie gute Chancen in Deutschland zu bleiben. Folge: In Sachsen müssen Tausende möglichst schnell die Sprache erlernen und integriert werden - am besten über einen Arbeitsplatz. Genau diesem Thema widmet sich das sogenannte "Verbändegespräch Integration", das gestern mit rund 130 Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft in Dresden stattfand. Das Ziel laut Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) ist klar. Es gehe darum, offene Frage zu klären, Hindernisse abzubauen und "das, was funktioniert, so bekannt zu machen, dass jeder es anwenden kann".


Einen entscheidenden Part dabei spielen die Stiftungen für Integration und Migration (SVR), und auch gestern fand die Direktorin des SVR-Forschungsbereichs, Cornelia Schu, klare Worte. Der Asylbereich sei ein "sehr emotionalisiertes Feld", meinte sie, deshalb sei eine Versachlichung der Debatte dringend notwendig. Dabei gelte es vor allem die Faktenlage zur Kenntnis zu nehmen. "Zuwanderung ist Realität", sagte Schu. "Vielfalt ist vielerorts Normalität." Mittlerweile hätten 20 Prozent aller Deutschen einen Migrationshintergrund, in Sachsen seien es immerhin fünf Prozent - Tendenz steigend. Und das ist nach Ansicht der SVR-Direktorin auch "gut so".


Schließlich stehe die Republik vor einem gravierenden demografischen Wandel, und in Sachsen gilt das in besonderem Maße. Wo aber die Bevölkerung überaltere, so Schu, sei Zuzug ein Gebot der Stunde. Folge: "Ein Integrationskonzept ist ebenso sinnvoll wie notwendig", und das auf vielerlei Ebenen. Zum einen sei die Bevölkerung insgesamt gefragt. "Die Flüchtlinge werden nur eine Heimat finden, wenn man sie lässt." Aber auch Betriebe müssten umdenken, "interkulturelle Öffnung" sei das Thema.


Das ist das Metier von Andreas Babuke. Als Projektvermittler bei der Bundesagentur für Arbeit in Dresden kümmert er sich um die Schnittstelle zwischen Arbeitssuchenden und Arbeitsmarkt, seit 2014 besonders auch für Flüchtlinge. "Early Intervention" heißt das Modellprojekt mit dem Ziel, qualifizierten Asylbewerbern Hilfestellung zu geben bei der Arbeitsplatzsuche. Solche Projekte gibt es bundesweit in neun Städten, Dresden ist die einzige Stadt im Osten. "Die Agenturen müssen sich darauf einstellen", meinte Babuke, "dass sie viele neue Kunden bekommen."


Nach Ansicht des Projektvermittlers sind rund zehn Prozent aller Asylbewerber sofort vermittelbar, Schwierigkeiten gebe es trotzdem reichlich. Dazu gehörten vor allem rechtliche und bürokratische Hürden. Hinzu kämen die langen Anerkennungsfristen. Folge: "Die Motivation nimmt ab, und die Asylbewerber dequalifizieren sich auch." Um das zu verhindern, sei es sinnvoll, den jeweiligen Kenntnisstand der Flüchtlinge bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu ermitteln - um sie möglichst rasch in Arbeit zu bringen.