Köpping bei Treff mit Verbänden zu Integration
Von Jürgen Kochinke
Dresden. Beim Streitthema Asyl dreht sich derzeit alles um die
Problemlagen bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Da viele der
Asylbewerber aber aus Bürgerkriegsländern wie Syrien kommen, haben sie
gute Chancen in Deutschland zu bleiben. Folge: In Sachsen müssen
Tausende möglichst schnell die Sprache erlernen und integriert werden -
am besten über einen Arbeitsplatz. Genau diesem Thema widmet sich das
sogenannte "Verbändegespräch Integration", das gestern mit rund 130
Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft in
Dresden stattfand. Das Ziel laut Integrationsministerin Petra Köpping
(SPD) ist klar. Es gehe darum, offene Frage zu klären, Hindernisse
abzubauen und "das, was funktioniert, so bekannt zu machen, dass jeder
es anwenden kann".
Einen entscheidenden Part dabei spielen die Stiftungen für Integration
und Migration (SVR), und auch gestern fand die Direktorin des
SVR-Forschungsbereichs, Cornelia Schu, klare Worte. Der Asylbereich sei
ein "sehr emotionalisiertes Feld", meinte sie, deshalb sei eine
Versachlichung der Debatte dringend notwendig. Dabei gelte es vor allem
die Faktenlage zur Kenntnis zu nehmen. "Zuwanderung ist Realität", sagte
Schu. "Vielfalt ist vielerorts Normalität." Mittlerweile hätten 20
Prozent aller Deutschen einen Migrationshintergrund, in Sachsen seien es
immerhin fünf Prozent - Tendenz steigend. Und das ist nach Ansicht der
SVR-Direktorin auch "gut so".
Schließlich stehe die Republik vor einem gravierenden demografischen
Wandel, und in Sachsen gilt das in besonderem Maße. Wo aber die
Bevölkerung überaltere, so Schu, sei Zuzug ein Gebot der Stunde. Folge:
"Ein Integrationskonzept ist ebenso sinnvoll wie notwendig", und das auf
vielerlei Ebenen. Zum einen sei die Bevölkerung insgesamt gefragt. "Die
Flüchtlinge werden nur eine Heimat finden, wenn man sie lässt." Aber
auch Betriebe müssten umdenken, "interkulturelle Öffnung" sei das Thema.
Das ist das Metier von Andreas Babuke. Als Projektvermittler bei der
Bundesagentur für Arbeit in Dresden kümmert er sich um die Schnittstelle
zwischen Arbeitssuchenden und Arbeitsmarkt, seit 2014 besonders auch
für Flüchtlinge. "Early Intervention" heißt das Modellprojekt mit dem
Ziel, qualifizierten Asylbewerbern Hilfestellung zu geben bei der
Arbeitsplatzsuche. Solche Projekte gibt es bundesweit in neun Städten,
Dresden ist die einzige Stadt im Osten. "Die Agenturen müssen sich
darauf einstellen", meinte Babuke, "dass sie viele neue Kunden
bekommen."
Nach Ansicht des Projektvermittlers sind rund zehn Prozent aller
Asylbewerber sofort vermittelbar, Schwierigkeiten gebe es trotzdem
reichlich. Dazu gehörten vor allem rechtliche und bürokratische Hürden.
Hinzu kämen die langen Anerkennungsfristen. Folge: "Die Motivation nimmt
ab, und die Asylbewerber dequalifizieren sich auch." Um das zu
verhindern, sei es sinnvoll, den jeweiligen Kenntnisstand der
Flüchtlinge bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu ermitteln - um
sie möglichst rasch in Arbeit zu bringen.