Geflüchtete in Rodby interniert +++ Freie Weiterreise nach Schweden gefordert +++ Lübeck bleibt in der politischen und moralischen Veranwortung
Die Lösung für die Gruppe von Geflüchteten, die gestern am Lübecker Hauptbahnhof aufgehalten worden waren, hat sich nicht tragfähig erwiesen. Zurzeit sind mehr als 200 Menschen in einer Schule im dänischen Rodby festgesetzt. Unterstützer_innen des Lübecker Flüchtlingsforums vor Ort wird der Kontakt zu den Menschen verweigert.
Der ICE von Hamburg über Lübeck nach Kopenhagen war zunächst ohne größere Probleme auf die Fähre von Puttgarden nach Rodby gefahren. Dann wurde der Fähre jedoch das Anlegen in Rodby zunächst verweigert. Auch zahlreiche Reisende mit EU-Pässen wurden stundenlang bis etwa 2 Uhr nachts aufgehalten.
Etwa 150 Geflüchtete wurden noch in der Nacht mit Bussen in eine nahegelegene Schule (Havnegade 101, 4970 Rodby) gebracht, die jedoch eher ein Gefängnis als eine Unterkunft ist. Die Geflüchteten dürfen die Schule nicht verlassen und Unterstützer_innen wird der Zugang verweigert. Auch Presse wird weitgehend fern gehalten.
Ein Teil der Refugees, etwas 80 Personen, vor allem Minderjährige und Familien mit kleinen Kindern, weigerte sich in der Nacht, den Zug zu verlassen. Heute morgen gegen 10 Uhr wurden auch diese Menschen unter Gewaltandrohung von der dänischen Polizei in Schule verbracht. Ob es die Absicht der dänischen Behörden ist, die Geflüchteten in Dänemark zu registrieren oder nach Deutschland zurück zu schieben, ist zur Stunde unklar. Anfragen der anwesenden Unterstützer_innen werden nicht beantwortet.
„Die untragbare Situation in Ungarn droht sich jetzt an der dänischen Grenze zu wiederholen. Die Menschen wollen zu Freunden und Verwandten nach Schweden. Es sind nur die unmenschlichen Dublin-Regelungen, die dies untersagen. Wir fordern freie Reisemöglichkeiten für alle Menschen und sicheres Geleit der Refugees nach Schweden.“, erklärt Heike Behrens vom Lübecker Flüchtlingsforum, die die Refugees auf ihrer Fahrt nach Rodby begleitet hat.
Das Lübecker Flüchtlingsforum sieht die Lübecker Politik weiterhin in der Verantwortung. „Es war die Darstellung von innensenator Möller, dass eine Lösung gefunden sei und der Transit mindestens bis Kopenhagen sicher sei, der Refugees zum Einsteigen in den ICE bewegt hat. Andere, direkte Wege nach Schweden wurden wegen dieser informellen Zusage nicht weiterfolgt. Nun stellt sich heraus, dass die dänischen Behörden von keiner Absprache wissen und auch alle deutschen Verantwortlichen zurückrudern. Dieses Umgehen mit den Nöten und Hoffnungen der Geflüchteten, die zum Teil seit 4 Wochen auf der gefährlichen Reise von Syrien oder Afghanistan nach Europa sind, ist moralisch nicht zu akzeptieren.“, sagte Heike Behrens dazu.
Das Lübecker Flüchtlingsforum fordert von Bürgermeister Saxe und Innensenator Möller:
- sich gegenüber der Landes- und Bundesregierung für eine humanitäre Lösung für diese Flüchtlingsgruppe und den Transit nach Schweden insgesamt einzusetzen
- im Falle der Abschiedung der Refugees aus Dänemark, diese Menschen in Lübeck menschenwürdig und ohne Registrierung unterzubringen, bis ihre Weiterreise an den Ort ihrer Wahl gesichert ist.