Situation in Ungarn - Flüchtlinge marschieren auf Autobahn

Nach dem Durchbruch einer Polizeiabsperrung begeben sich die Flüchtlinge aud die Autobahn M5 Richtung Budapest
Erstveröffentlicht: 
08.09.2015

Am ungarisch-serbischen Grenzübergang Röszke haben Hunderte Flüchtlinge die Registrierung verweigert und eine Polizeiabsperrung durchbrochen, um auf der Autobahn M5 Richtung Budapest zu marschieren. Auch auf der griechischen Insel Lesbos kam es zu Ausschreitungen.

 

Auf einer ungarischen Autobahn sind am Montagabend zahlreiche Flüchtlinge in Richtung der Hauptstadt Budapest marschiert. Sie kamen aus einer Erstaufnahmeeinrichtung nahe der serbischen Grenze. Die Polizei sperrte einen Abschnitt der Autobahn M5 nahe Röszke, nachdem etwa 150 bis 200 der Migranten über einen Zaun geklettert und auf die Fahrbahn gelangt waren. Die Migranten gehörten zu einer Gruppe von etwa tausend Menschen, die zuvor eine Polizeiabsperrung an einer Sammelstelle für die Registrierung von Flüchtlingen nahe dem Erstaufnahmelager in Röszke durchbrochen hatte.

 

Zuvor hatten die Flüchtlinge gegen die schleppende Registrierung demonstriert, dabei gab es auch Handgemenge. Die Flüchtlinge waren unzufrieden damit, dass sie stundenlang im Freien auf Busse warten mussten, die sie zum Erstaufnahmelager bringen sollten. Die Polizei setzte Tränengas ein, nachdem einige Flüchtlinge offenbar Gegenstände geworfen hatten. Die Situation verdeutlicht die chaotische Lage der Schutzsuchenden in Ungarn

 

Protestmarsch abgebrochen

 

Am späten Abend brachen die Flüchtlinge ihren Fußmarsch in Richtung Budapest jedoch ab. Die Polizei konnte die erschöpften Menschen überreden, in Busse zu steigen, mit denen sie in ein nahegelegenes Aufnahmelager gebracht wurden. In Röszke kommen die meisten Flüchtlinge an, die über die Balkanroute in die Europäische Union gelangen. Seit einem Monat treffen dort täglich tausende Menschen ein. Seit Jahresbeginn reisten 167.000 Flüchtlinge in Ungarn ein, allein im August waren es 50.000.

 

Inmitten der Krise trat am Montag der ungarische Verteidigungsminister Csaba Hende zurück. Der Grund wurde zunächst nicht bekanntgegeben.

 

Ausschreitungen auch auf Lesbos

 

Auch auf der griechischen Insel Lesbos ist es in der Nacht zum Dienstag zu Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Sicherheitskräften gekommen. Rund ein Dutzend Mitglieder der Küstenwache und der Bereitschaftspolizei gingen teils mit Schlagstöcken gegen aufgebrachte Migranten vor, die auf ein von der Regierung bereitgestelltes Schiff gelangen wollten. Die Flüchtlinge kritisieren, einige Menschen würden seit mehr als zwei Wochen ausharren, die Regierung würde sich jedoch nicht ausreichend um sie kümmern.

 

Der für Einwanderung zuständige Minister Giannis Mousalas warnte, Lesbos sei "einer Explosion nahe". Inzwischen seien mehr als 15.000 Flüchtlinge auf der Insel mit einer Bevölkerung von 85.000 Menschen. Die örtlichen Behörden könnten dies kaum noch bewältigen. In Griechenland kamen dieses Jahr bereits mehr als 230.000 Flüchtlinge an. Nach Lesbos kommen besonders viele Menschen von der nahen türkischen Küste. Schon in den vergangenen Tagen gab es auf der Agäisinsel gewaltsame Zusammenstöße zwischen der Polizei und Flüchtlingen sowie zwischen verschiedenen Flüchtlingsgruppen.