Die Wohngemeinschaft nutzte die Ferien für schweißtreibende Arbeitseinsätze. Auf dem Dach sind nun aber Profis am Werk.
Von Nora Domschke
Das neue Domizil für die Leubnitzer Groß-WG in der Wilhelm-Franke-Straße 41/43 nimmt langsam Gestalt an. Seit einigen Tagen wird am Dach gewerkelt. Zimmerleute verstärken mit zusätzlichen Balken den Dachstuhl, denn schon bald soll eine Dämmschicht große Hitze und Kälte draußen halten. Schließlich soll der ehemalige Wäscheboden, auf dem früher die Kleidung in Bottichen gereinigt und anschließend getrocknet wurde, künftig zum Wohnen genutzt werden. Damit der Fußboden das Gewicht von schweren Möbeln tragen kann, wurde er mit weiteren Balken und dicken Dielenbrettern neu aufgebaut.
Dort, wo die schweren Metallzuber und Öfen für die Wäsche standen, ist der Boden aus Beton. Das war auch nötig – denn wie schwer die alten Gerätschaften wirklich sind, spürten die Männer der künftigen Wohngemeinschaft am eigenen Leib. „Einen der Metallbottiche haben wir selbst runtergeschleppt“, sagt Tilman Günther. Gelohnt hat es sich allemal: 140 Euro bekamen sie von einem Böttger für das historische Behältnis. Das stammt aus der Zeit kurz nach 1900, als das Haus gebaut wurde.
Doch nicht nur beim Bottich kam es auf Muskelkraft an: Auch die gesamten Ziegel wurden in Eigenregie vom Dach abgenommen. Eigens dafür mussten das Baugerüst erhöht und Fangnetze angebracht werden. In Menschenketten konnten dann die Ziegel nach unten durchgereicht werden. „Viele waren kaputt, einige haben wir weitergegeben“, berichtet Günther.
Der 41-Jährige wird gemeinsam mit seiner Frau und den beiden kleinen Söhnen Teil des Riesen-WG-Experiments sein. Bislang klappt alles ganz gut, sagt der Dresdner. Größere Meinungsverschiedenheiten gab es offenbar nicht – und kleinere werden im Gespräch geklärt. Mit ihrem Wohn-projekt „Willi 42“ sind die elf Erwachsenen und acht Kinder Teil des Mietshäuser-Syndikats. Ziel dieser Gesellschaft ist es, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten, indem sie sich am Hauskauf beteiligt. Das Syndikat ist mit 49 Prozent an einer GmbH beteiligt, die die Bewohner gegründet haben. Der GmbH gehört das Haus. Die Bewohner selbst sind künftig nur Mieter – wer es sich anders überlegt, kann also jederzeit aus der Wohngemeinschaft aussteigen.
Bevor die bunte Truppe in das Leubnitzer Mehrfamilienhaus einziehen kann, steht allerdings noch viel Arbeit an. Jetzt wird zunächst das Dach neu gedeckt, im Inneren müssen die Dielenfußböden aufgearbeitet und die Wände gestrichen werden.
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