Seit heute morgen um 11:30 blockieren 40 Tierbefreiungs- und Umweltaktivist_innen die Zufahrt der Firmenzentrale der PHW-Gruppe (Marke WIESENHOF) in Visbek/Rechterfeld. Zu diesem Zeitpunkt sind auch zwei Transporter besetzt worden. Auch das auf dem Gelände befindliche MEGA-Mischfutterwerk und eine Pilzzuchtfarm, beides Unternehmen der PHW-Gruppe, sind von der Blockade betroffen.
Um den Lieferverkehr aufzuhalten, wurde ein sechs Meter hohes Dreibein errichtet und von einem Aktivisten erklettert. Weitere Aktivist_innen haben sich auf der Zufahrtsstraße mit Rohren aneinander gekettet. Auf einem der Transparente der Aktivist_innen ist „Für ein Ende der Gewalt“ zu lesen. Die lautstarke und gewaltfreie Aktion richtet sich gegen jede Form der Tierproduktion und das gewalttätige Mensch-Tier-Verhältnis in der kapitalistischen Produktion.
Mit Parolen wie „Wir sind laut und wir sind hier, für die Befreiung von Mensch und Tier“ kündigen die Blockierenden an, die Straße zur WIESENHOF-Zentrale nicht freiwillig zu verlassen. Zeitgleich zur heutigen Protestaktion findet das dritte Aktionscamp gegen Tierfabriken bei Nienburg nahe der Wiesenhof-Schlachtfabrik Holte statt, um weitere Proteste durchzuführen: Für das kommende Wochenende sind Demonstrationen in der Nienburger Innenstadt und vor der Schlachtfabrik angekündigt.
„Ich bin hier, weil ich den Betrieb Wiesenhofs direkt stören will. Wiesenhof ist der größte Hühnerfleischkonzern Deutschlands. Wöchentlich werden Millionen Küken in Mastanlagen gebracht, mit dem MEGA-Kraftfutter gemästet und nach einem Monat in einer der konzerneigenen Schlachtfabriken getötet. Die Folgen dieser gewalttätigen Industrie sind verheerend für Mensch, Tier und Umwelt“ kommentiert die Aktivistin Lena M. die Aktion.
Wiesenhof plant allein in Niedersachsen den Ausbau von zwei Schlachtfabriken. Beispielsweise soll in Holte bei Nienburg eine bestehende Schlachtfabrik erweitert werden. Dort soll die Zahl der täglich geschlachteten 120.000 Hühner mehr als verdoppelt werden.
Der Protest vor den Toren Wiesenhofs stellt auch die desaströsen Zustände für die Arbeiter_innen und die Folgen der Billigfleischexporte in den globalen Süden in den Mittelpunkt. Weiterhin kritisieren die Protestierenden die Umweltzerstörung und das Landgrabbing, die mit der Fleischproduktion einhergehen: Der größte Anteil der Rohstoffe, die im blockierten Mischwerk verarbeitet und europaweit in Mastanlagen eingesetzt werden, wird mit Importen vor allem aus Brasilien gedeckt.
Die Zertifizierung des MEGA-Kraftfutters durch den Round-Table on Responsible Soy stellt dabei einen der Versuche dar, sich als kapitalistisch produzierendes Unternehmen einen grünen Anstrich zu geben, obwohl die rücksichtslose Expansion des Anbaus, die Abholzung von Wäldern und auch der weitere Einsatz von Glyphosat von den Kriterien der Zertifizierung unberührt bleiben.
Die Tierbefreiungs-Aktivistin Anna äußert sich dazu: „Solche Siegel sind klassische Beispiele für Greenwashing. An diesem ‚Runden Tisch‘, der das Zertifikat entwickelt, sitzen auch Konzerne wie Monsanto, Shell und Nestlé. Dass ein großer Fleischkonzern genauso wenig mit Umweltschutz zu tun hat wie ein Ölkonzern, ist offensichtlich.“
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