Eigentlich vermarktet sich Freiburg gerne als „Green City“. Bei einem eigenen Neubau ist der Stadt das Öko-Image aber plötzlich egal.
Von Bernward Janzing
FREIBURG taz | Auf Messen rund um den Globus vermarkten Freiburgs Wirtschaftsförderer ihre Stadt – durchaus mit Erfolg – als „Green City“. Und stets treten sie dort mit dem Anspruch auf, der Welt zu zeigen, wie man es richtig macht mit dem ökologischen Bauen. Doch nun plant die städtische Gesellschaft „Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe“ (FWTM) ihr neues Verwaltungsgebäude – und zwar ganz konventionell, ohne jegliche Öko-Innovation. Von einem Passivhaus oder gar einem Plus-Energiestandard will der Aufsichtsrat der Gesellschaft nichts wissen. Zu teuer, hieß es. Der Gemeinderat nickte den ambitionslosen Bau ab.
Die versammelten Freiburger Energieexperten sind nun sauer: „Das Minimum ist nicht genug – schämt euch, Ihr Öko-Angeber!“, haben sie kürzlich einen offenen Brief überschrieben. Verfasser sind all jene Vordenker, die seit Jahren in Freiburg den Sachverstand des ökologischen Bauens repräsentieren, darunter die Energieagentur Regio Freiburg und mehrere örtliche Solararchitekten und Planer, darunter der Branchen-Pionier Rolf Disch.
„Seit Jahren wird unsere Green City weltweit vermarktet mit Projekten, die meist privat entstanden sind“, heißt es in dem Schreiben. Bei jeder Einweihung solcher von Bürgern finanzierten Projekte seien „die Herren Wirtschaftsförderer wort- und lautstark dabei“, doch nun, wo sie ihr eigenes Gebäude planen, soll es beim dürftigen Normstandard bleiben.
Im Freiburger Rathaus gibt man sich gelassen. Die Angriffe hätten „nicht überrascht“, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Schließlich ist die Stadt gewöhnt, dass ihre Bürger auf eine ambitioniertere Umweltpolitik drängen. Weiter äußern will sich die Stadt zu dem aktuellen Vorfall aber nicht – offenbar um nicht noch mehr Aufsehen um das neue Verwaltungsgebäude ihrer Tochter FWTM zu erregen.
Deren Chef Bernd Dallmann gibt sich unterdessen konziliant. Emotional könne er die Kritik der Bürger verstehen, sagt er – und dann zählt er die Sachzwänge auf, denen man bei dem Projekt unterliege, architektonisch wie finanziell. Gleichwohl will sich Freiburgs oberster Wirtschaftsförderer nach den heftigen Angriffen nun mit den zum Teil bundesweit bekannten Energieexperten aus der Stadt treffen. An dem Energiekonzept des 20-Millionen-Euro-Projekts werde ja ohnehin noch gearbeitet, sagt er. Es wird zugleich auch eine Arbeit am Renommee der „Green City“ sein.