Mindestens 5500 Asylbewerber werden am Ende dieses Jahres in Leipzig wohnen, doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Das sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) kürzlich im Sommerinterview der LVZ.
Leipzig. Mindestens 5500 Asylbewerber werden am Ende dieses Jahres in Leipzig wohnen, doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Das sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) kürzlich im Sommerinterview der LVZ. Doch die bestehenden und von der Stadt bereits geplanten Unterkünfte reichen bislang nur für 3408 Menschen. Für mehr als 2000 Frauen, Männer und Kinder ist die Unterbringung bislang nicht gesichert.
"Es klafft eine Lücke", räumt Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst gegenüber der LVZ ein. Wie groß die genau ist, kann sie nicht beziffern. Es gebe schließlich noch die Wohnungen, die sich Asylbewerber selbst suchen oder die ihnen das Sozialamt zuweisen kann. Doch jeder, der schon mal auf Wohnungssuche war, weiß, wie lange es dauert.
Seit Monaten durchforsten die Behörden deshalb mit Hochdruck die Stadt nach neuen Quartieren. "Wir haben die Verpflichtung aufzunehmen", sagt Kador-Probst, "und wir werden unterbringen, egal wie." Denn die Unterbringung von Asylbewerbern ist eine Pflichtaufgabe für die Kommunen. Deshalb würden zurzeit "alle Optionen" geprüft.
"Erst gestern haben wir 69 Personen aufgenommen", berichtet sie. Dabei ist Leipzig noch in einer vergleichsweise komfortablen Lage. Die Behörden können die Ankunft der neuen Flüchtlinge einigermaßen planen. "Momentan haben wir noch einen Vorlauf von vier bis fünf Tagen", so die Amtsleiterin. "Wir sprechen Mittwoch bis Freitag mit Chemnitz ab, wer die Woche darauf am Mittwoch zu uns kommt." Wie lange das so bleibt, weiß niemand.
Doch je länger der Flüchtlingsstrom anhält, desto schwieriger wird die Situation. Die Zahlen ändern sich ständig. Erst in dieser Woche kündigte die Landesdirektion an, auf die kreisfreien Städte und Landkreise im Freistaat würden entgegen der Planung von vor anderthalb Monaten bis Oktober zusätzliche 870 Menschen aufgeteilt. "Es ist Massengeschäft und Sisyphosarbeit zugleich", beschreibt Kador-Probst die Lage, "aber unsere Leute tun ihr Bestes." Es sei wie ein "großes Puzzlespiel mit 100000 Teilen: Wir schauen, wo sind Plätze frei, wer passt hinsichtlich Nationalität, Alter und Geschlecht zusammen."
Außer in den fünf Massenunterkünften und sieben kleineren Wohnheimen sind derzeit 413 Menschen in Übergangswohnungen untergebracht. Für weitere 235 Asylbewerber wurden schon Zimmer in Pensionen und Motels angemietet. Ein Flüchtlingswohnheim mit 350 Plätzen will die Stadt im Leipziger Süden bauen, allerdings wird es frühestens 2017 zur Verfügung stehen. Auch Unterkünfte, die längst in Betrieb sein sollten, sind noch nicht fertig. Der Bezug der Wohnhäuser in der Blücher- und Stöckelstraße war schon fürs Frühjahr avisiert.
"Der geplante Fertigstellungstermin, der zu Beginn genannt wird, wenn ein Standort bestätigt ist, kann sich immer wieder ändern, je nachdem, welche Anforderungen sich im Laufe der Herrichtung noch ergeben", heißt es im Sozialamt. Ein Umstand, mit dem die Stadt ständig konfrontiert wird. Auch die Containersiedlungen für 600 Menschen auf der Alten Messe und im Gewerbepark Nordost, die die Situation entspannen sollen, werden anders als gedacht in diesem Jahr nicht mehr verfügbar sein. Ihre Inbetriebnahme ist nunmehr für das erste Quartal 2016 vorgesehen. Im September will das Sozialamt nun einen neuen Unterbringungsplan vorlegen.