Am 27. Juli 2015 protestierten wir in Berlin gegen die Verdrängung unseres Infoladens in Stadtfeld/ Magdeburg. Bewaffnet mit einem Megaphon und einigen Transparenten machten wir uns auf den Weg aus der Alexander-Puschkin-Straße in die Berliner Potsdamer Straße. Dort machten wir unseren Unmut über Mietsteigerung und der drohenden Verdrängung unseres Ladens Luft. Vor dem sogenannten Stadtpalais, in der Potsdamer Straße 98,( unserer neuen Hausverwaltung,) machten wir mit solidarischen GenossInnen deutlich, daß wir uns nicht ohne Widerstand verdrängen lassen werden …
Hier der Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=avlMEj0EZDA
Aufruf:
Kein Tag ohne soziale (Frei)Räume- Mieten Runter Löhne rauf!
Yuppies im Kiez …
Fehlende billige Wohnungen, steigende Mieten, Verdrängung, dass kennen wir – denn Stadtfeld (Magdeburg) wird seit vielen Jahren aufgewertet. Immobilien-, Versicherungsbüros und Luxuswohnungen prägen mehr und mehr das Kiezbild. Der öffentliche Raum ist geprägt von Verbotsschildern, Zäunen und dem patrouillierenden Ordnungsamt. Der „Kampf gegen Graffitis, Aufkläbaer und Plakate“, Evakuierungen bei „Bombenalarm“, die Mobilisierung gegen die „Wasserflut“ beim Hochwasser und die komplette Abrieglung eines Stadtteils, weil Menschen eine Facebook Party machen wollten – unser Leben wird zusehends von den Methoden der Aufstandsbekämpfung der Kapitalisten bestimmt. In allem geht es immer um eins – Profit. Anfang der 90er Jahre war Stadtfeld ein nicht saniertes Viertel, in dem wir, Arbeiterinnen und Arbeiter, Punks, Migrantinnen und Migranten, gemeinsam lebten und kämpften. Sichtbar war das an der Vielzahl von besetzte Häuser und Kneipen, unter anderem in der Immermann-, Friesen-, Uhland- und Große Diesdorfer Straße. Es wird zusehends teurer und enger für uns in Stadtfeld.
Mittelstandmieter/innen mit Mittelstandbedürfnissen im Zusammenspiel mit Kapitalisten und Hauseigentümer schaffen sich „ihr“ Viertel. Sanierung mit anschließender Mietsteigerung bis zu 100% greifen um sich und Luxusappartments sprießen wie am Schlachthof aus dem Boden. Seit dem Stadtfeld als „In-Viertel“ verschrien ist, werden selbst schlecht und oberflächlich renovierte Wohnungen für viel Geld angeboten. Dabei tritt u.a. vermehrt Schimmel in „frisch sanierten“ Wohnungen auf. Es geht durchaus noch schlimmer. Im März 2014 mussten wir erleben, dass ganze Balkonteile, auf denen sich Menschen befanden, in der Immermann Straße zusammenstürzten. Diese Menschen erlitten bleibende Gesundheitsschäden.
Soziale Wohnprojekte und Traditionskneipen, wie der „Denker“, wurden für Luxuswohnungen platt gemacht. Bezahlbare Mietwohnungen werden zur Ausnahme. Ganz Aktuell betroffen von dieser Entwicklung sind u.a. der Letzte unsanierte Block in der Goethestraße, die Wohnblöcke in der Eisner Straße sowie das soziale Zentrum in der Alexander-Puschkin str. 20. Seit dem Kauf des Gebäudes durch Berliner Spekulanten werde dem sozialen Zentrum durch Sanierung und Mietsteigerungen von nahezu 100% Stück für Stück die Raüme genommen. Das Ziel dahinter ist klar, Stadtfeld, als nahegelegenes Viertel zur Innenstadt, soll den Kapitalisten und den Mittelständigen zur Verfügung stehen, wir Prolls und „Unterschichten“ werden an den Stadtrand gedrängt.
Wohnungspolitik ist Klassenkampf …
In der globalen Krise des Kapitalismus verschärft sich die Situation. Bundesweit sind die Mieten seit den 90er Jahren um 30 % gestiegen. Soziale Zentren, Jugendclubs und andere Räumlichkeiten, in denen sich Menschen ohne kommerziellen Hintergrund treffen können, sind bedroht. Menschen unserer Klasse werden aus den Innenstädten verdrängt. In den Regionen außerhalb der großen Städte, wie Magdeburg und Halle, verschlechtert sich die Lage der Mieter/innen noch mehr. Investitionen in Immobilien galten im Kapitalismus immer schon als lohnenswert. Sie versprechen Krisensicherheit in einem System, was ohne Krisen nicht auskommt. In der aktuellen Immobilien- und Finanzkrise haben Immobilien nun mehr denn je das Image des sicheren „Betongolds“. Geld lässt sich dort nicht nur „sicher parken“. Wo Mietsteigerungspotential ist, lockt auch mehr Profit. Das hat zur Folge, dass für proletarische Mieterinnen die Lebenserhaltungskosten stark steigen, die Reallöhne jedoch gleich bleiben bzw. sinken und sie immer häufiger unfreiwillig ihre Wohnungen verlassen müssen. Dass für sie ihr Zuhause, ihr Zufluchtsort und Lebensmittelpunkt auf dem Spiel steht, hat in dieser kapitalistischen Rechnung keinen Platz. Widerstand ist machbar – Stadtfeld gehört uns den Prolls, Punks, Sprayern und Migranten!
Ein kollektiver Widerstand gegen Sozialabbau, Mietsteigerung und Verdrängung geht uns alle etwas an. Nur gemeinsam als Teil unserer kämpfenden Klasse können wir die Situation verändern. Mit unserer Fähigkeit zur Selbstorganisation werden wir an diesem kapitalistischen Normalzustand rütteln. Wir werden uns nicht aus unserem Viertel und unseren Freiräumen verdrängen lassen. Unseren Wohnraum und unsere Projekte werden wir verteidigen und unseren Widerstand mit den verschiedensten, solidarischen Formen zum Ausdruck bringen.
Die Häuser denen, die drin wohnen
Gemeinsam wollen wir weitere Mietsteigerungen in unserem Kiez verhindern und den Kampf gegen eben diese organisieren. Ebenso wollen wir den Wegzug von Menschen unserer Klasse aus unserem Viertel stoppen. Um unsere Ziele zu erreichen, werden wir uns perspektivisch in einem proletarischen Stadtteilrat organisieren. Diesen sehen wir auch als einen ersten Schritt hin zu einer Gesellschaft, in der allen gemeinsam die Häuser gehören.
Achtet auf Ankündigungen & unterstützt die Aktivitäten gegen soziale Verdrängung im Stadtteil! Wohnraum für alle und das umsonst! Das soziale Zentrum bleibt! Für die Vergesellschaftung der Häuser und Wohnungen!
Kontaktadresse
Soziales Zentrum
Alexander Puschkinstraße 20
39108 Magdeburg