Jahrestag des 73. Ferman an den Êzîden

Eziden-Flucht

Die Glaubensgemeinschaft der Êzîden spricht von 72 Ferman -Völkermorden -, denen sie in ihrer langen Geschichte ausgesetzt waren. Am 03. August des vergangenen Jahres wurden die Êzîden mit der Eroberung Şengals (Sindschar) durch den sog. Islamischen Staat (IS) einem weiteren Völkermord, dem 73. Ferman, überlassen.

 

Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 02. August 2015

 

Die Glaubensgemeinschaft der Êzîden spricht von 72 Ferman -Völkermorden -, denen sie in ihrer langen Geschichte ausgesetzt waren. Am 03. August des vergangenen Jahres wurden die Êzîden mit der Eroberung Şengals (Sindschar) durch den sog. Islamischen Staat (IS) einem weiteren Völkermord, dem 73. Ferman, überlassen. Besonders tragisch bei dem aktuellsten Völkermord gegen die Êzîden ist, dass sie von den kurdischen Peshmerga-Einheiten der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) schutzlos der Barbarei des IS überlassen worden sind. In einer Nacht und Nebelaktion verließen die KDP-Einheiten die Stadt und am nächsten Morgen waren die Islamisten schon vor den Toren der Stadt Şengal. Wer sich retten konnte, flüchtete in die Şengalberge. Auf dem Weg dorthin verdursteten unzählige Kinder und ältere Menschen. Wer es nicht mehr aus der Stadt schaffte, wurde vom IS bestialisch ermordet. Tausende junge êzîdîsche Frauen wurden entführt und werden bis heute auf den Sklavenmärkten des IS verkauft, misshandelt und vergewaltigt. Die auf den Şengalbergen eingeschlossenen Flüchtlinge konnten allein durch das schnelle Einschreiten der Volksverteidigungskräfte (HPG), die den bewaffneten Arm der PKK darstellen, und den Volksverteidigungseinheiten der YPG aus Rojava gerettet werden.

 

Gegenwärtig ist Şengal weiterhin umkämpft. Das wirkliche Ausmaß des Völkermords an den Êzîden lässt nicht vermutlich erst nach der Befreiung von Şengal feststellen. Und für ihre Befreiung haben die Êzîden mit den Widerstandeinheiten von Şengal (YBŞ) ihre eigenen Kampfeinheiten nach dem Vorbild der YPG in Rojava aufgebaut und leisten aktiv Widerstand gegen den IS. Die in die Şengalberge zurückgekehrte êzîdische Bevölkerung versucht gleichzeitig mit dem Widerstand von Şengal zugleich auch ihre eigenen Selbstverwaltungsstrukturen in Form eines Kantons aufzubauen. Nie wieder soll das Schicksal der Êzîden einer anderen „Schutzmacht“ überlassen werden, die dann wohlmöglich, wie die KDP im vergangenen Jahr, sie hintergeht und den Feinden ausliefert. Die Êzîden wollen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, damit der 73. Ferman endgültig der letzte an ihnen verübte Völkermord bleibt.

 

Wir unterstützen diesen notwendigen Schritt der Êzîden und möchten anlässlich des Jahrestages des Völkermords mit folgenden Artikeln, an die schrecklichen Geschehnisse vom 03. August 2015 erinnern und auf die aktuelle Situation der Êzîden aufmerksam machen:

 

Erklärung und Forderungen der Föderation der Êzîdischen Vereine e.V. (FKE) anlässlich des Jahrestages des Genozids von Şengal

 

Zur Situation der ezidischen Flüchtlinge in Nordkurdistan/Türkei von Dr. Leyla Ferman

 

„Sie haben die Eziden schutzlos zurückgelassen“ – Interview mit Sêid Hesen

 

Der 73. Völkermord an die EzidInnen in Shengal durch den IS muss von der UN als solches anerkannt werden! – Erklärung von NAV-DEM

 

Stehe zu Şengal – Li Şengalê xwedî derkeve – Erklärung von YXK