Auch Antisemitismus ist Xavier Naidoo nicht fremd

Erstveröffentlicht: 
15.10.2014

Nach unseren Recherchen ist Xavier Naidoo kein “Sorgenkind” mehr, sondern ein “gefallener Sohn”. Er hat den Rahmen der “künstlerischen Provokation” verlassen und agiert politisch auf unerträgliche Weise. Er stellt sich als “Systemkritiker” dar, nutzt aber “die Systeme” egoistisch und geschäftlich bislang außerordentlich erfolgreich. Er entwickelt sich immer mehr zum geistigen Brandstifter und Mannheim ist gut beraten, sich von ihm zu trennen. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz steht mit ihm im Kontakt – zeigte sich aber fassungslos.

 

Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bei einem Hintergrundgespräch mit Journalisten. Das Thema: Der Sohn Mannheims, Xavier Naidoo. Wie soll man mit ihm und seiner “Systemkritik” umgehen?

Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bei einem Hintergrundgespräch mit Journalisten. Das Thema: Der Sohn Mannheims, Xavier Naidoo. Wie soll man mit ihm und seiner “Systemkritik” umgehen?

 

Von Hardy Prothmann

 

Wie die Jungs von der Keinherzbank, die mit unserer Kohle zocken
Ihr wart sehr, sehr böse, steht bepisst in euren Socken
Baron Totschild gibt den Ton an, und er scheißt auf euch Gockel
Der Schmock ist’n Fuchs und ihr seid nur Trottel

 

“Baron Totschild” steht klar für “Baron Rothschild”, einen jüdischen Bankier. “Schmock” ist ein aus dem jüdischen entlehntes Schimpfwort. Beide Begriffe sind klar Nazi-Jargon. Die Zeilen stammen aus dem 2009 veröffentlichen Lied “Raus aus dem Reichstag”. Ein Text mit von übelsten Beleidigungen gegen die Finanz- und Firmenwelt, gegen Politiker und gegen das politische System. Garniert mit Gewaltphantasien:

 

Ich reize euch auf’s Blut, nein, ich trinke euer Blut
Denn als Vampiranha mache ich mich echt gut
Und ihr wünscht mir den Tod wie euch das tägliche Brot
Doch unsere Fehde hat erst begonnen und ich bring euch in Not

 

Xavier Naidoo ist 43 Jahre alt und schreibt Texte wie ein verwirrter Teenager auf Drogen. Das gilt auch für das Video und den SongDie Wahrheit” – eine Antwort auf einen Artikel bei Spiegel Online:

 

Da bin ich wie ein Hund,
der sich mit viel größeren Hunden anlegt,
aber nie ohne Grund.
Vielleicht, weil er weiß, ich steh hinter ihm,
so steht Gott hinter mir
und wir wechseln interim.

 

Gott? Interimer Wechsel? Xavier Naidoo meint aktuell, er gehe “wie sein Vorbild Jesus auf Menschen zu” – “auch auf Reichsbürger und auch auf die NPD”. Hält er sich für Jesus? Genug Hinweise gibt es, denn auch Mannheim erkennt er in der Bibel und die Söhne Mannheims – am Ende seine “Jünger”?

 

Gottes Plan und Xaviers Beitrag

 

Xavier Naidoo muss man unterstellen, dass er genau plant, was er tut. Erstens, weil er ja behauptet, den “Überblick” zu haben und zweitens, weil er das auch selbst sagt, beispielsweise in einem Interview mit den “Sons of Libertas”, das wohl nicht allzu lange vor seinem Auftritt am 03. Oktober 2014 in Berlin anlässlich des Tags der Deutschen Einheit aufgezeichnet wurde. Seine erste Darstellung, er sei dort zufällig mit dem Fahrrad vorbeigekommen, hörte sich in einem Interview mit dem SWR ganz anders an – er ist gezielt hingefahren.

 

Und vor Ort wusste er angeblich nicht, zu wem er spricht: Er bedankt sich aber bei “Rüdiger” und “Thomas”. Wer ist mit “Rüdiger” gemeint? Vermutlich Rüdiger Klasen. Ein früherer NPD-Kader. Vorbestraft. Und es gibt eine Verbindung in die Region zu Günter Deckert, zu Weinheim, in unsere Region, über die der Spiegel 1995 berichtete.

 

Xaver und die Reichsbürger

 

“Thomas” scheint Thomas Mann zu sein – ein Reichsbürger vom “Freistaat Preußen”, bei dem sich Xavier Naidoo mit Handschlag nach seinem Auftritt in Berlin bedankt. Auch Thomas Mann meint, dass das Deutsche Reich noch existiere und das ein Friedensvertrag “fehlt”. In einer Videobotschaft wendet sich Thomas Mann an “alle Völker”. Wer das für Satire hält – es ist todernst gemeint.

Video: Botschaft des Freistaat Preußen an alle Völker der Welt

 

Xavier Naidoo tritt mit Oliver Janich auf, einem früheren Journalisten der “Systemmedien” (Focus Money) gegen den es Ermittlungen wegen Kursmanipulationen gab. Janich wiederum ist bestens bekannt mit Jürgen Elsässer. Der “Journalist und Aktivist” gründete 2009 „Volksinitiative gegen das Finanzkapital“. Ursprünglich aus dem kommunistischen Lager kommend, öffnete sich Elsässer nach rechts. Seit Ende 2010 ist er Chefredakteur des politischen Monatsmagazins Compact, in welchem er rechtspopulistischen und verschwörungstheoretischen Positionen ein Forum bietet. (Wikipedia)

 

Video: Sons of Libertas & Xavier Naidoo & Oliver Janich

 

Enormes durchgeknalltes Potenzial

 

Hier “schließen sich Kreise” – von durchgeknallten “Systemkritikern”. Xavier Naidoo ist mit Abstand der bekannteste von allen und hat ein enormes Potenzial aus Sicht dieser “kritischen Öffentlichkeit”: Hunderttausende von Fans, wenn nicht gar Millionen, die ihn lieben und verehren. Was, wenn sie ihm folgen?

 

Was, “wenn sie die Eier haben, ihre Meinung zu äußern, obwohl man weiß, dass sie auf einen einprügeln”? Mit diesen Worten lobt Naidoo den Rechtsaußen Thilo Sarrazin im Interview mit den “Söhnen der Libertas” und bedient wieder fremdenfeindlichen Rechtspositionen.

 

Und er redet über Haschisch-Konsum, über Abhängigkeit. In der Runde findet man das lustig. Ende 2000 war es das nicht für Xavier Naidoo. Er wurde zu 20 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt und musste 100.000 Mark Strafe zahlen.

 

Der “Systemkritiker” Naidoo nutzt übrigens, wenn es um seinen Profit geht, gerne den Rechtsstaat, der nach seiner Meinung keine Verfassung hat: Vor Gericht klagte er mehrmals erfolgreich gegen andere Musikproduktionen oder auch “User”, die seine Songs im Internet hochgeladen hatten. So schnell ist für ihn Schluss mit lustig und der Freiheit. Beim Rechtsstaat bedankt er sich durch Diffamierung, dass dieser keiner sei.

 

Schon wieder “Söhne” – diesmal Libertas

 

Im Interview mit den “Söhnen der Libertas” beschreibt er, wie “Bürgermeister” stramm stehen. Wie “geil” alles ist, wenn er überhaupt irgendwo auftaucht. Die Leute hätten “Angst” rechts zu sein, aber natürlich müsse er Israel kritisieren. Oliver Janich meint, die “Wahrheitsbewegung, die Libertären und die Spirituellen” müssten vereinigt werden und es sei fraglich, ob man diese Bewegung noch “aufhalten könne”.

 

Xavier möchte “jetzt Ordnung”, nicht “auf den Sauhaufen aufbauen”, dass “es jetzt geklärt wird”. Es gebe ein “Restitutionsproblem”. Man müsse “viel Arbeit leisten, zu den deutschen Bürgern vorzudringen und klar machen, dass keiner frei ist”.  Er liebe die Amerikaner, aber die Regierung sei “der Wahnsinn” – der Interviewer meint, dass sei eine Regierung, die eingesetzt sei “von denen, die das finanzieren”. Rothschild fällt in dem Zusammenhang nicht. Man weiß sicherlich, wen man meint.

 

Oliver Janich meint, man müsse in die Offensive gehen und Wahrheit-Mahnwachen abhalten – diese “Bewegung ist nicht mehr zu spalten”.

Xavier Naidoo kündigt in dem Video an, notfalls “mit zwei Millionen Menschen nach Berlin zu ziehen” – von Mannheim aus.

 

Mannheim in der Zwickmühle

 

Am Dienstag hat Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) vor der Gemeinderatssitzung Journalisten (die alle gelenkt sind, laut Naidoo) zu wichtigen Themen in Mannheim zum Gespräch getroffen – auch zu Xavier Naidoo. Er stehe mit dem Sänger in Kontakt, habe vergangene Woche und am Dienstag mit ihm telefoniert, es gebe aber “grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen” vom deutschen Rechtsstaat:

 

Wir haben mit dem Grundgesetz eine der weltweit besten Verfassungen, mit den größten Freiheitsrechten. Ich bin mit Herrn Naidoo im Gespräch, aber wir haben sehr unterschiedliche Auffassungen.

 

OB Dr. Kurz sei als Repräsentant dieser Staatsordnung auch direkt angegriffen und verteidige diese. Ein Künstler habe weitergehende Rechte, könne auch provozieren – aber in diesem Punkt sei eine Linie überschritten.

 

Das klingt nicht nach Konsens. Und aus dem Umfeld von Xavier Naidoo haben wir recherchiert, dass dieser “seinen Weg” gehen will, weil er überzeugt sei. Von was auch immer.

 

Distanz zur NPD – Umarmung für einen “Systemkritiker”?

 

Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) ist ein glaubwürdiger, fleißiger Demokrat und steht in der ihm übertragenen Verantwortung für 300.000 Menschen. Einer davon ist Christian Hehl, Stadtrat der NPD. Von diesem distanziert sich der Demokrat Kurz klipp und klar. Hehl ist ein vorbestrafter Schläger und kein Pop-Star. Aber auch er vertritt mit der NPD “Systemkritik” und hat zur “Solidarität” mit Xavier Naidoo, dem “Mohr”, wie er ihn nennt, aufgerufen.

 

Wie glaubwürdig kann ein Oberbürgermeister und die Stadtgesellschaft auftreten, wenn man einen NPD-Stadtrat schneidet und einem “Systemkritiker” im Namen der Kunst den brutalstmöglichen Freiraum lässt? Damit spielt der Provokateur Naidoo. Ein gefährliches und dummes Spiel. Voller Ressentiments. Aber eins, das entschieden werden muss. Konsequent und ehrlich – sonst geht man in die Naidoo-Falle.

 

Missbrauch als Leitthema

 

Xavier Naidoo wurde als Junge sexuell missbraucht. Er wuchs als “Schwarzer” in einer weißen Welt auf. Er lernte Kickboxen, “um sich wehren zu können”. Er war Türsteher vor einer Techno-Disco. Es heißt, er habe Drogengeschäfte gemacht. Er wurde wegen Fahrens ohne Führerschein und Drogenbesitz als Straftäter verurteilt. Er ist geschäftlich als Musiker sehr erfolgreich – auch, wenn man ihn als “Erweckungs-Säusler mit einem gläubig-treuen Millionenpublikum” (Spiegel online) bezeichnet und sein “Werk” als Kindermusik. Er ist ein Star. Und vielleicht bekommt ihm dieser “Weg” überhaupt nicht.

Er nimmt für sich das Recht heraus, antisemitisch sein zu dürfen. Zur Gewalt aufzurufen. Alles und jeden ohne nähere Begründung in Frage zu stellen. Jeden zu beleidigen, wie es ihm gefällt – denn das hält er für “Kunst”. Er ist ein Egomane vor dem Herrn. Einer, dessen Reich keine Grenzen kennt. Und narzisstisch genug, sich als Liebesgott zu inszenieren, der alles gut macht. Er ist gegen Rechts, aber wenn er rechts ist, dann ist es die Wahrheit und hat nichts mit Rechts zu tun – auch, wenn er sich beim Rüdiger und beim Thomas bedankt, obwohl er eigentlich nicht weiß, “wo er gerade aufgetreten ist”.

Der Masterplan könnte Armageddon sein

 

Xavier Naidoo plant nach eigener Darstellung alles, hat die Medien im Griff, denen er gleichzeitig vorwirft, dass sie lügen. Er wittert staatliche Komplotte und nutzt den Rechtsstaat zu seinem Vorteil. Er hält Deutschland für nicht frei und besetzt und hat doch gerade hier Karriere gemacht. Er glaubt anscheinend, dass Mannheim ihm viel zu verdanken habe und denkt dabei nicht an alle anderen Institutionen, Geschäfte und Menschen, die genauso Mannheim sind.

 

Wird sich Xavier Naidoo läutern? Wird er einkehren, in den gesellschaftlichen Konsens der Demokratie in Deutschland zurückkehren? Eher nicht. Xavier Naidoo plant alles, hat einen Auftrag und sucht die Entscheidung.

 

Xavier Naidoo ist kein Sohn Mannheims, er fühlt sich als der Erlöser. Wenn sein Irrsinn Methode hat, sollte sich Mannheim vorsehen, dass es nicht nach der Bibel geht. Denn dann droht die Apokalypse.

 

Bevor das passiert, sollte Mannheim den Sohn ziehen lassen – auf seinen harten und steinigen Weg raus aus der Stadt. Auch, wenn bereits an einem Projekt namens “Mediapark” gearbeitet wird.

 

Klar, er könnte sich läutern. Aber sicher wird sich ein Xavier Naidoo nicht als “dummer Bu” outen, nix gescheites gelernt und so, abgebrochene Kochlehre und dann Glück mit der Stimme gehabt. Das wäre schlecht für sein Geschäft.

 

Xavier Naidoo muss Antworten liefern – nicht nur dem Oberbürgermeister im “persönlichen Gespräch”, sondern allen, die ihm nicht “blind” folgen, sondern aufgeklärte Menschen sind. Er muss sich kritischen Fragen stellen und diese überzeugend beantworten – sonst muss man ihm selbst den Vorwurf machen, dass er Medien lenkt, auf seinen Vorteil bedacht ist, auf Regeln scheißt und alle verarscht. Das hat er nicht bedacht.

 

Eine Interviewanfrage an ihn von unserer Redaktion ist seit Tagen unbeantwortet – wir gehen davon aus, dass auch keine Antwort kommt. Schade. Wir sind vermutlich zu klein und unwichtig für das System Naidoo.

 

Aktualisierung:
Die Berliner Zeitung berichtet über die Schleife, die Naidoo in Berlin bei seinem Auftritt vor den Reichtsbürgern getragen hat:

 

Er trug eine kurze graue Hose und ein hellblaues Hemd und hatte sich an die Brust eine schwarz-orange-gestreifte Schleife geheftet; dabei handelte es sich um das sogenannte Sankt-Georgs-Band, das einstmals vom Russischen Zaren an besonders tapfere Soldaten vergeben wurde und heute in Russland und der Ukraine als Erkennungszeichen der prorussischen Separatisten genutzt wird. Wie man der Webseite „staatenlos.info“ entnehmen kann, dienen die schwarz-orangen Streifen zugleich als Erkennungszeichen der „Nationalen Befreiungsbewegung Deutschland“, nach deren Ansicht „der Faschismus“ sowohl in Deutschland wie auch in der Ukraine bekämpft werden muss, und zwar in beiden Fällen unter Führung von Wladimir Putin.

 

 

Video: Xavier Naidoo vereint 2 Friedensbewegungen Staatenlosinfo und die Friedensmahnwachen

 

Hinweis: Hardy Prothmann im Interview mit Deutschlandradio Kultur.

 

Anmerkung der Redaktion: Wir weisen die Leser/innen, insbesondere Xavier Naidoo-Fans darauf hin, dass wir ein Medium sind. Vermutlich ein “Systemmedium”. Wir sind “fremdgesteuert” und von Rothschild finanziert. Außerdem von diversen Geheimdiensten. Sie sollten definitiv genau gar nichts glauben, was wir berichten. Sämtliche Links auf andere oder Videos mit Xavier Naidoo sind umgeleitet. Wir berichten täglich einem Reptiloiden, was wir gemacht haben.