Anti-Asyl-Kampagne wegen Kita-Umzug. Bürgermeister Friedl übel beschimpft und bedroht

Euskirchens Bürgermeister Uwe Friedl
Erstveröffentlicht: 
14.07.2015
Nach der Berichterstattung über den Umzug der Kita Auenland in provisorische Container ist eine E-Mail-Kampagne über Euskirchens Bürgermeister Uwe Friedl hereingebrochen. Die Stadt erstattete Anzeige, der Staatsschutz ermittelt. Von Christoph Heup

 
 

Euskirchen

Zum ersten Mal in seinem Leben wurde Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl persönlich mit einem so genannten Shitstorm im Internet konfrontiert. Nach der Berichterstattung über den geplanten, vorübergehenden Umzug der Euskirchener Kindertagesstätte Auenland in einen provisorischen Container-Kindergarten wurde das Postfach des Bürgermeisters mit E-Mails überflutet, in denen er übel beschimpft und sogar bedroht wurde.

Dabei ist der Umzug in eine Kita in Mobilbauweise in der Kreisstadt keinesfalls umstritten. Denn auch der jetzige Standort in der früheren Matthias-Hagen-Schule, die viel zu groß für die Kinder ist, war nur als kurzfristige Übergangslösung gedacht. Im August 2016 soll die Kita ihr endgültiges neues Domizil beziehen, mit dessen Bau kürzlich begonnen wurde.

Kita ist froh über Umzug

Im Gegenteil: Über die vorübergehende Containerlösung sind der Betreiber der Kita und die Kindergärtnerinnen froh, da das Platzangebot großzügiger und die Räumlichkeiten bedarfsgerechter und barrierefrei sind.

Die durch den Umzug freiwerdende ehemalige Matthias-Hagen-Schule will die Stadt stattdessen für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen. Die zunehmende Zahl an unterzubringenden Flüchtlinge stellt – wie viele andere Städte und Gemeinden – auch die Stadt Euskirchen vor Herausforderungen. In diesem Jahr sollen der Stadt vom Land weitere 315 Flüchtlinge zugewiesen werden.

 

Doch im Internet wurde der auch online veröffentlichte Bericht vielfach durch Anmerkungen und Kommentierungen verfremdet und erhielt so eine völlig neue Richtung. Auf zahlreichen Websites im In- und Ausland sowie in Gruppen sozialer Netzwerke wurde der Sachverhalt nun so dargestellt, als müssten die Kinder weichen, da die Stadt der Unterbringung von Flüchtlingen Vorrang geben.

Stadt erstattete Anzeige

Von Friedls Angebot, dass Bürger, die Fragen zum Umzug der Kita hätten, sich gerne per E-Mail an ihn wenden könnten, machten tatsächlich mehr als 100 Schreiber Gebrauch. Doch waren es weniger Fragen als vielmehr Beleidigungen, Beschimpfungen und Drohungen, die da im elektronischen Postfach des entnervten Bürgermeisters landeten.
Friedl selbst mochte am Dienstag gar nicht mehr über den Shitstorm reden, der so plötzlich über ihn hereingebrochen war: „Dieses Thema ist für mich und die Stadtverwaltung abgehakt.“

Das ist es allerdings nicht für die Abteilung Staatsschutz der Bonner Polizei. Wie Pressesprecher Frank Piontek auf Anfrage bestätigte, erstattete die Stadt Euskirchen Anzeige. Piontek: „Wir sind derzeit dabei, uns ein Bild von den E-Mails und den Absendern zu machen.“ Genaueres könne er aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.