Dortmund. Rund 100.000 "stille SMS" verschickte die Polizei Dortmund in anderthalb Jahren. Warum sie das tat und wen sie orten wollte, verrät die Behörde nicht.
SMS sind etwas aus der Mode gekommen, die Kreispolizeibehörde Dortmund nutzt sie aber immer öfter: Genau 107.669 "stille SMS" verschickte die Dortmunder Polizei in den letzten anderthalb Jahren, um den Standort von 220 Empfängern zu lokalisieren. Die merkten davon nichts.
Was ist eine "stille SMS"?
Für Ermittler ist die "stille SMS" eine besonders praktische Erfindung. Sie erlaubt, einen Verdächtigen zu verfolgen, ohne dass ihm tatsächlich jemand hinterher fahren muss. Die SMS, die die Polizei auf die Nummer des Verdächtigen schickt, taucht nicht auf dem Telefondisplay auf.
Beim Mobilfunkanbieter laufen aber trotzdem Verbindungsdaten ein, die anschließend ausgewertet werden können. Darunter ist auch eine genaue Angabe, wo sich der Träger des Telefons zum Zeitpunkt des SMS-Versand aufhält. So lässt sich der Standort mit geringem Aufwand feststellen.
Per Handy-Ortung Verdächtige aufspüren
Mit den "stillen SMS" spürt das Polizeipräsidium Dortmund den Standort von Verdächtigen auf. Dazu ist grundsätzlich ein richterlicher Beschluss nötig. Und: Die Methode darf nur bei schweren Straftaten eingesetzt werden. Oder, wenn "die Erforschung des Sachverhalts oder die Ermittlung des Aufenthaltsortes des Beschuldigten auf andere Weise wesentlich erschwert oder aussichtslos wäre". Genau regelt das der Paragraf 100 der Strafprozessordnung.
Polizei gibt keine Keine Auskunft über die Fälle
Exakt 107.669 "stille SMS" hat die Polizei Dortmund in den letzten anderthalb Jahren verschickt. Wie viele Rufnummern so kontaktiert worden sind, wollte sie jedoch nicht sagen. Laut Innenministerium würden aber längst nicht so viele Handys geortet, wie SMS verschickt werden. Laut einer Antwort des Innenministers auf eine Kleine Anfrage der Piraten hätten 220 Rufnummern Ortungsimpulse von der Kreispolizeibehörde Dortmund erhalten. Welche Fälle die 107.669 "stillen SMS" betrafen, sagt die Polizei nicht.
58 Funkzellenabfragen
Um herauszufinden, wie sich Personen unter Verdacht bewegen, kann auch eine Funkzellenabfrage helfen. Dabei wird von den Ermittlern erfasst, wer sich in einer räumlich begrenzten Funkzelle zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgehalten hat. 58 dieser Abfragen führte die Polizei Dortmund in den letzten eineinhalb Jahren durch. Bei acht dieser Abfragen ist ebenfalls unklar, in welchen Ermittlungsfällen sie eingesetzt wurden.