Bei der 4. Auflage des neurechten „Zwischentags“ in Erlangen soll über „Geopolitik und Einwanderung“ gesprochen werden – mit dabei sind auch Vertreter vom äußersten rechten Rand.
Das von der Neuen Rechten genutzte Netzwerktreffen unter dem Namen „Zwischentag“ erlebt seine vierte Auflage. Nach zwei größeren Treffen in Berlin und dem Meeting im vergangenen Jahr in Bonn bei der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks ist für den 4. Juli nun Erlangen als Tagungs- und Ausstellungsort vorgesehen. Die Organisatoren bekommen dafür Obdach auf dem Gelände und im Gebäude der Frankonia-Burschenschaft, haben den Umfang der Aktivitäten aber vergleichsweise reduziert. Das Leitmotto der Zusammenkunft lautet: „Geopolitik und Einwanderung“.
Unter Verantwortung von Felix Menzel aus Chemnitz, dem Gründer der neurechten Publikation „Blaue Narzisse“, der sich nach eigenen Angaben zurzeit in Irland aufhält, reichen sich ultrarechte Messebesucher, Aussteller und Referenten die Hand, die zum Teil auch unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen. Menzel verharmlost die Veranstaltung als Büchermesse. Zielgruppe sind Vertreter stramm rechter Studentenverbindungen, jüngere rechtsintellektuelle Aktivisten aus Gruppierungen wie der selbst beteiligten „Identitären Bewegung“ und Anhänger rechtspopulistischer Strömungen.
Der offizielle „Macher“, der „Verein Journalismus und Jugendkultur Chemnitz“, kennt offenbar keinerlei Berührungsängste zu Organisationen, Projekten und Vordenkern am äußersten rechten Rand. Dabei ist beispielsweise die Zeitschrift des Midgard-Vereins „Umwelt & Aktiv“ aus Bayern oder das Monatsmagazin „Zuerst!“ um den Multiverleger Dietmar Munier aus dem schleswig-holsteinischen Martensrade. Ebenso wird ein Stand des Vereins Gedächtnisstätte e.V. beworben, der im aktuellen Verfassungsschutzbericht von Niedersachsen unter dem Kapitel rechtsextremer Geschichtsrevisionismus aufgelistet wird. Menzel & Co. behaupten allerdings, der Verein stehe auf „den Grundlagen des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland“.
Personelle Überschneidungen
Angekündigt wird bei den Vorträgen unter anderem der FPÖ-Funktionär Thomas Hüttner aus Wien, der für die Publikation „Der Eckart“ aktiv ist, die von der „Österreichischen Landsmannschaft“ herausgegeben wird. Auftreten soll ebenso Peter Feist vom Querfront- und Verschwörungstheorieorgan „Compact“, der sich selbst als Militärhistoriker bezeichnet. Als Standbetreiber hat sich auch das erst seit Februar erscheinende Magazin „Info-Direkt“ aus Österreich angemeldet, das bei einer Briefkastenadresse des „Vereins für Meinungsfreiheit und unabhängige Publizistik“ in Linz ansässig ist, inhaltlich ein Mix aus „Compact“ und „Zuerst!“. So verwundert es nicht, dass der Chefredakteur von „Zuerst!“ Manuel Ochsenreiter bei dem neuen österreichischen Medienprojekt als Autor und Interviewer auftaucht. Recherchen haben inzwischen ergeben, dass hinter „Info-Direkt“ auch die „Österreichische Landsmannschaft“ steckt, die vom DÖW (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands) als rechtsextrem geführt wird. Philip Stein ist Autor für „Info-Direkt“ wie auch die „Blaue Narzisse“ – so schließt sich der Kreis und gibt Einblick in ein publizistisches Netzwerk. Für die Präsentation des neuen Mediums hatte übrigens der Linzer FPÖ-Chef und Stadtrat Detlef Wimmer Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.
Den Anstoß für die „Zwischentag“-Reihe gab Götz Kubitschek vom Verlag Antaios und der Zeitschrift „Sezession“. Daher gibt es auch eine enge Verbindung zu den Aktivitäten des Instituts für Staatspolitik (IfS), der 2000 von Kubitschek gegründeten Denkfabrik der Neuen Rechten. Vom IfS wird die „Sezession“ herausgegeben. Personelle Überschneidungen kommen daher nicht von ungefähr.