In Wurzen konnte Legida am letzten Montag weniger als 100 Menschen mobilisieren. Für die Stadt Leipzig konnte man am Montagabend rund 300 Personen auf die Straße bringen. Neben der neurechten Identitären Bewegung waren auch Burschenschaftler und Teilnehmer aus Dresden dabei. Aufsehenerregend ist das Treiben aber nur noch für Touristen.
Silvio Rösler geht. Legida bleibt und wird nicht mehr. Seine Ansichten wird die deutsche Bevölkerung nach wie vor zu hören bekommen, wie er am Montagabend auf der Legida-Demonstration verkündete. Er gibt den Staffelstab weiter an die verbleibenden Organisatoren. Mit einer längeren Pause hatte man sich Anfang Mai aus Leipzig verabschiedet, um über neue Strategien und Konzepte nachzudenken. Außerdem kandidierte Tatjana Festerling in Dresden als Bürgermeisterin für Pegida. Der Wahlerfolg blieb aus, Tatjana Festerling zog ihre Kandidatur für den Wahlgang am 5. Juli zurück und empfahl Dirk Hilbert (FDP) zu wählen. Ebenso aus blieb der erhoffte Schwung neuer Teilnehmer am montäglichen Legida-Spaziergang.
Knapp 300 Personen schlossen sich diese Woche dem Innenstadtlauf an. Eine Steigerung gegenüber dem letzten Mal war es nicht, trotz der langen Vorlaufphase, auch jetzt wird man erst wieder in vier Wochen in Leipzig antreten. Dass sich diese Menge eine Volksbewegung nennt, ist ein absurder Pluralis Majestatis. Erneut meldeten die Veranstalter 1.000 Teilnehmer an, eine Menge Bauzaun für nichts angesichts der eingetroffenen Neurechten.
Mit von der Partie waren dieses Mal neben Dresdnern und Burschenschaftlern auch die Identitäre Bewegung mit einer Formation. Speziell diese Bewegung kann man als neurechts charakterisieren. Sie folgt einem ethnopluralistischen Ansatz, jede Kultur soll getrennt nebeneinander existieren, wenn es nach den Identitären geht. Besonderes Augenmerk wird ebenfalls auf eine ästhetische Ausrichtung gelenkt, so wurden auch die zirka 20 Fahnenträger entsprechend hinter das Transparent „Stoppt den großen Austausch“ drapiert. Bezüge zu Rassenlehre und elitärem Totalitarismus sind hier nicht weit.
Die Legida Demonstration wurde von zahlreichen Gegendemonstranten bei ihrem Weg durch die Innenstadt begleitet. Dieses Mal ging es nicht vom Simsonplatz los, sondern vom Richard-Wagner-Platz den Ring entlang zum Hauptbahnhof und wieder zurück. Zahlreiche Polizeibeamte schirmten die Teilnehmer voneinander ab, doch die unterschiedlichen Lager befanden sich dabei fast in „Schlagreichweite“. Es kam dabei weder zu einem nennenswerten Blockadeversuch noch zu Auseinandersetzungen. In der Vergangenheit liefen die Trennungsversuche der Polizei mit weit größerem Abstand mitunter wesentlich problematischer ab.
Für die meisten Leipziger dürfte der kleiner werdende Protestzug von Legida schon Routine sein. Für internationale Besucher des Bachfestes war es heute eher eine lustige Abwechslung von der Hochkultur in Leipzig. Ein Ehepaar aus New Orleans in den USA hatte bereits beim letzten Besuch in Leipzig ein spektakuläres Erlebnis. Dutzende Feuerwehrautos verschiedener Jahrzehnte fuhren 2010 in Kolonne den Ring entlang. Die Frau wunderte sich nur über die Legida-Plakate. „US-Imperialism, we don’t do this anymore“ („US-Imperialismus, das machen wir nicht mehr“), meinte sie etwas verdutzt. „It doesn’t work.“ („Es funktioniert nicht“)
Wie lange die Legida noch fortgesetzt wird, ist zurzeit offen, der nächste Termin könnte in vier Wochen sein. Es scheint sich langsam eine gewisse Gleichgültigkeit breitzumachen. Und das auf beiden Seiten. Folklore vielleicht. Gewaltfrei heute auf jeden Fall.