Neuruppins Innenstadt wird lahmgelegt

Erstveröffentlicht: 
04.06.2015

Der geplante Aufmarsch Hunderter Neonazis und Tausender Gegendemonstranten wird am Sonnabend einen großen Teil von Neuruppin lahmlegen. Wer mit dem Auto in die Innenstadt will oder aus ihr hinaus, sollte weite Umwege einplanen. Die genaue Route ist noch immer nicht bestätigt.

 

Auch zwei Tage vor dem geplanten Aufmarsch der Neonazis gibt es keine offizielle Aussage, welche Route der Umzug nehmen wird. Die Polizei lehnt es ab, Informationen dazu öffentlich zu machen. „Das ist Sache des Veranstalters“, sagt Bernd Halle. Der Leiter der Polizeidirektion Nord wird am Sonnabend den Einsatz von weit über 1000 Polizisten in Neuruppin führen, die das große Familienfest auf dem Schulplatz und die Demonstrationen über in der Stadt absichern sollen. „Wenn der Veranstalter entscheidet, die Route nicht zu veröffentlichen, dann können wir das auch nicht tun“, sagt Polizeichef Halle.

 

Mit „Veranstalter“ sind in diesem Fall die Rechtsextremen gemeint, die schon im März 2014 eine Propagandaveranstaltung zu ihrem sogenannten Tag der deutschen Zukunft angemeldet hatten. Die Polizei erwartet am Sonnabend mindestens 500 Neonazis aus ganz Deutschland.

 

Mit offiziellen Aussagen halten sich die Organisatoren aus der rechten Szene bisher zurück. Im Internet haben sie mehrere Videos veröffentlicht, in denen sie für das Treffen in Neuruppin werben. Konkrete Informationen gibt es dort aber nicht. Auf einer Internetseite heißt es lediglich, dass sich die Rechtsextremen um 12 Uhr treffen wollen.

 

MAZ-Information: Route läuft durch Präsidentenstraße


Nach MAZ-Informationen wollen sie vom Bahnhof West aus zunächst durch die Präsidentenstraße in Richtung Neubaugebiet ziehen. Bestätigt ist das bisher aber nicht. Die Polizei hat lediglich erklärt, dass eine Kundgebung am Flüchtlingswohnheim in Treskow nicht infrage kommt.


Mitarbeiter des Stadtbauhofes sind dabei, in vielen Straßen Halteverbotsschilder mit einem Hinweis auf den 6. Juni aufzustellen. Trotzdem ist die Stadtverwaltung nicht bereit, die voraussichtliche Route des Neonazi-Aufzugs zu bestätigen. Ohne die Zustimmung der Polizei sei das nicht möglich, sagt Rathaussprecherin Michaela Ott.

 

Wer also wissen will, was auf ihn zukommt, muss sich an die Schilder halten: Halteverbot gilt demnach am Sonnabend ab 6 Uhr unter anderem in der Karl-Marx-Straße, der Fehrbelliner Straße, der Rudolf-Breitscheid-, der Präsidenten-, der Schiffer-, der Feldmann- und der Karl-Liebknecht-Straße. Demonstrationen sind laut Polizei für die Zeit von 10 bis 20 Uhr angemeldet. Die gesamte Innenstadt und etliche Straßen rundherum dürften weitgehend gesperrt sein. Wer sein Auto nicht wegfährt, muss damit rechnen, dass es abgeschleppt wird.

Wo Anwohner ihre Fahrzeuge aber dann abstellen sollen, ist offen. Der einzige große Parkplatz – der am Einkaufszentrum Reiz – wird schon von der Polizei mit genutzt. Centermanager Frank Nieguth sieht wenig Möglichkeiten, darüber hinaus viele Flächen für alle Anwohner aus der Innenstadt bereitzustellen. Am Oberstufenzentrum in der Alt Ruppiner Allee gibt es noch größere Parkflächen. Von dort soll am Sonnabend sogar ein Busshuttle in die Innenstadt fahren. Doch diese Plätze werden auch von den anreisenden Gegendemonstranten und den vielen Besuchern des geplanten Familienfestes auf dem Schulplatz genutzt.