Erfolg gegen Union Buster in Nürnberg!
In Nürnberg hat die seit Jahresbeginn bestehende „Initiative solidarischer ArbeiterInnen“ ihren ersten Erfolg zu verbuchen. Nach knapp fünfmonatiger Auseinandersetzung, vier Kundgebungen und einigem an Arbeit steht fest: die Kanzlei Schreiner und Partner, deutschlandweit Marktführer im Union Busting, wird im Nürnberger Arvena Park Hotel keine neuen Verträge mehr abschließen können. Dies gab der Geschäftsführer des Hotels der Initiative im Mai bekannt.
Druck von unten punktet gegen Klassenkampf von oben
Begonnen hatte die Auseinandersetzung mit Schreiner und Partner, und damit indirekt auch mit der Geschäftsführung des Arvena Park Hotels im Januar dieses Jahres. Eine damals noch recht lose Gruppe hatte mitbekommen, dass die Union Buster in Nürnberg Seminare zu Themen des Arbeitsrechts, vor allem aber zu Strategien gegen Betriebsräte und kämpferische KollegInnen durchführten. In den Seminaren ging und geht es letztlich darum, unliebsame ArbeiterInnen zu kündigen und den Verwertungsprozess der Arbeitskraft möglichst reibungslos und profitabel gestalten zu können. Im Januar rief deshalb ein „Bündnis aktiver GewerkschafterInnen“ zu einer Kundgebung gegen Schreiner und Partner vor dem Arvena Park Hotel auf. Motto war: „Wir kommen um zu stören – Schreiner Seminare stoppen!“ Von Anfang an wurde in den Flugblättern der Zusammenhang zwischen kapitalistischer Verwertung und den aktuell laufenden Entwicklungen in der Lohnarbeit ebenso offen benannt wie das, was all die alltäglichen Schweinereien die wir in und rund um die Arbeit erleben müssen tatsächlich sind: offensiv geführter Klassenkampf von oben, um perfekte Verwertungs- und Ausbeutungsbedingungen herbeizuführen.
Zunächst war die Kundgebung nur ein Versuch, das Thema in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken – was gründlich gelang. Circa 40 Menschen beteiligten sich an der Kundgebung, die lokale Presse berichtete ausführlich. Im Anschluss verschwanden die Termine und der Veranstaltungsort in Nürnberg erstmal von der Homepage der Kanzlei Schreiner und Partner, all zu viel Öffentlichkeit gefällt den Union Bustern offensichtlich nicht. Unwichtig, die Termine waren ja bekannt und nachdem eine zweite Kundgebung ähnlich erfolgreich verlaufen war und einige Interessierte dazugestoßen waren beschloss die Gruppe der OrganisatorInnen weiter zumachen, ausführlicher rund um Lohnarbeit und Co zu arbeiten und gab sich einen neuen Namen: Initiative solidarischer ArbeiterInnen.
Vom Desinteresse zur Einsicht? Das „Familienunternehmen“ Arvena Park
Bei den Betreibern der (kleinen) Hotelkette Arvena Park sorgten die Kundgebungen zunächst für Unverständnis, ein Aussetzen der Seminarreihe von Schreiner und Partner kam nicht in Frage. Dies änderte sich erst, als klar wurde, dass ein Ende des Drucks von der Straße nicht absehbar war und sich die Kreativität der Aktionen steigerte. Bei der dritten Kundgebung, die im März vor dem Hotel stattfand, beschloss die Initiative die Ankündigung „Wir kommen um zu stören“ in die Tat umzusetzen – und stattete der Cafeteria des Hotels während der Seminarpause einen Besuch ab. Zwar versuchten einige Hotelangestellte dies zu verhindern und der Seniorchef erlitt einen mittelschweren cholerischen Anfall, die KundgebungsteilnehmerInnen beeindruckte dies aber wenig. An die anwesenden Gäste (und TeilnehmerInnen anderer Seminare, unter anderem des Forums für Betriebsräte) wurden Flugblätter verteilt, insgesamt war die Resonanz sehr positiv. Im April rief die Initiative dann wieder vor das Hotel. Nachdem die Stadt Nürnberg vorsorgehalber von Vornherein in den Auflagen bekannt gegeben hatte, dass ein Betreten des Arvena-Geländes verboten sei wurde der Besuch dieses Mal ausgesetzt – statt dessen waren nach der Kundgebung überall in der näheren Umgebung des Hotels auffällige rote Aufkleber zu finden: „Union Busting im Arvena Park stoppen“ prangte schwarz auf rot auf den Stickern, darunter klärte ein kurzer Text über die Machenschaften von Schreiner und Partner und die Seminare im Arvena auf. Rund 250 der Aufkleber waren zu sehen, zusätzlich noch zahlreiche mit doppelseitigem Klebeband befestigte oder zwischen Laternenmasten hängende Flugblätter. Kurz darauf dann kam die Überraschung: der Geschäftsführer des Arvena Park Hotels meldete sich per Mail bei der ISA und kündigte an, keine weiteren Verträge mit den Union Bustern mehr abschließen zu wollen. Mit einer späten Einsicht hatte das ganze wohl eher weniger zu tun, als mit dem kontinuierlichen Druck und den sich steigernden Aktionen der ISA rund um die Seminarreihe.
Klassenkampf von unten – und es geht doch!
Die erfolgreich geführte Kampagne der Initiative solidarischer ArbeiterInnen zeigt, dass sich der alltägliche Klassenkampf durchaus lohnt. Denn nichts anderes als Klassenkampf von unten ist es, wenn sich Angehörige der lohnabhängigen Klasse zusammentun und beschliessen, etwas gegen die Schweinereien der herrschanden Klasse zu unternehmen. Zwar mag der Erfolg der ISA erstmal nur ein Punktsieg sein, nachdem die Seminare ja nicht sofort beendet sind sondern lediglich keine neuen Verträge zustande kommen. Und sicher ist ein Erfolg auf dieser Ebene nichts weiter, als ein Tropfen auf den heissen Stein im alltäglichen Kampf gegen die immer krasser werdende alltägliche Ausbeutung im kapitalistischen Alltagswahnsinn. Nichtsdestotrotz – eine Antwort zu geben und den Vertreterinnen und Vertretern des Kapitals eins auszuwischen geht heute schon. Und genau solche Erfolge sind notwendig, um der lohnabhängigen Klasse eines zurückzugeben, was sie durch den Kuschelkurs der Gewerkschaften und die sozialpartnerschaftlichen Verirrungen der letzten Jahrzehnte gründlich verloren hat: das Bewusstsein, als Klasse agieren zu können und das Selbstbewusstsein, das auch zu tun! Klassenkampf ist eben mehr als die Parole von Klasse gegen Klasse im Demoblock. Dabei stehen zu bleiben ist wie mit Watte gegen Panzerglasscheiben werfen. Der faktisch geführte Kampf, egal ob in den Betrieben oder auf der Straße im Kampf gegen die Strategen des Klassenkampfes von oben ist es, der das Bewusstsein der Klasse schärft. Wir lernen an jedem unserer Kämpfe und erstarken an jedem kleinen Erfolg.
Wer? Wo? Was?
Die Initiative solidarischer ArbeiterInnen jedenfalls führt ihre angefangene Arbeit weiter. Neben den Aktionen zu Schreiner und Partner sind weitere Aktivitäten geplant, um sich bei alltäglichen Arbeitskämpfen solidarisch zu zeigen, um sich gegenseitig bei Ämtergängen zu unterstützen und noch einiges mehr. Die Initiative hat dabei eines begriffen: Im Fokus muss immer stehen, die Solidarität untereinander zu organisieren und sich darüber bewusst zu sein, dass alle im selben Boot sitzen. Egal ob HartzIV Empfängerin, Leiharbeiter, kurzfristig Beschäftigter oder Festangestellte . Der permanent geführte Klassenkampf von oben ist seit spätestens zehn bis fünfzehn Jahren in eine offen geführte Konfrontation übergegangen und dabei auch noch extrem erfolgreich. Die Gewerkschaften stützen diesen Kurs oder wissen ihm nichts entgegenzusetzen, die Einheit der lohnabhängigen Klasse und das Bewusstsein über die gemeinsamen Interessen sind dank selbiger Gewerkschaften erstmal ordentlich abgestumpft. Die gelebte Solidarität und die tatsächlich geführten Kämpfe sind das Mittel, dass dem entgegengesetzt werden muss.
Die Initiative solidarischer ArbeiterInnen hat jeden ersten Montag im Monat ab 19:00 Uhr ein offenes Treffen im Stadtteilladen „Schwarze Katze“ in der unteren Seitenstraße1 in Nürnberg-Gostenhof. Im Anschluss lädt die „prekäre&friends“ Bar zum Verweilen, Erfahrungen austauschen und Ideen spinnen ein.