Sachsen-Anhalt plant Container für Flüchtlinge

Erstveröffentlicht: 
13.05.2015

Halberstädter Aufnahmestelle mit 500 zusätzlichen Plätzen

Von Doreen Hoyer und Rochus Görgen


Magdeburg. Die zentrale Aufnahmestelle Sachsen-Anhalts für Asylbewerber in Halberstadt soll durch Wohncontainer erweitert werden. Damit würden 500 zusätzliche Plätze geschaffen, sagte gestern Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Insgesamt könnten dadurch dann 1700 Asylsuchende in der Erstaufnahmestelle im Landkreis Harz untergebracht werden. Die Kosten belaufen sich auf knapp sechs Millionen Euro.


Durchschnittlich blieben die Flüchtlinge drei Wochen bis drei Monate in der Halberstädter Anlaufstelle, bevor sie auf die Landkreise verteilt würden. In den Containern würden die Flüchtlinge nicht schlechter untergebracht als im festen Gebäudekomplex der Zentralen Anlaufstelle, sagte der Minister. "Container ist nicht gleich Container", so Stahlknecht. In den Plänen seien 5,5 Quadratmeter Platz für jede untergebrachte Person vorgesehen. Die Flüchtlinge behelfsmäßig in Turnhallen unterzubringen, schloss Stahlknecht aus. "Das ist das letzte, was ich möchte." Nach der jüngsten Schätzung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge dürften dieses Jahr rund 11430 Asylbewerber nach Sachsen-Anhalt kommen, im Vorjahr waren es rund 6600. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 wurden in Sachsen-Anhalt 817 Anträge auf Asyl gestellt.


Neubau soll 2016 Provisorium ablösen


Angesichts der steigenden Zahlen suche man nach einem geeigneten Ort, um in einem anderen Landkreis eine zweite Anlaufstelle für Asylbewerber in Sachsen-Anhalt zu bauen, sagte Stahlknecht. Wo diese Einrichtung gebaut werden soll, sei noch unklar. Sie werde voraussichtlich Mitte 2016 fertig und solle mindestens Platz für 500 Personen bieten. Die gemieteten Container seien ein Provisorium, bis es bessere Unterkünfte gebe. Stahlknecht kündigte zudem an, Asylbewerber aus sicheren Herkunftsländern künftig nicht mehr von der Zentralen Anlaufstelle auf die Landkreise verteilen zu wollen. Der Großteil der Asylanträge dieser Menschen werde abgelehnt, sagte der Minister zur Begründung.


Grüne und Linke im Landtag reagierten empört auf diese Pläne. "Container sind angesichts der Enge und der mangelnden Privatsphäre wahrlich keine gute Lösung", sagte die Linken-Politikerin Henriette Quade. Durch die Containerunterbringung müssten Tausende Menschen leiden und die Qualität der Asylverfahren werde sinken, sagte Sören Herbst von den Grünen.