Anlässlich des Tags der unsichtbaren Arbeit haben Aktivist_innen heute eine Aktion zu Care-Arbeit in Bremen durchgeführt. Hier ihre Pressemitteilung: Protestaktion zum 1. Mai - Tag der unsichtbaren Arbeit. Am 1. Mai gilt wird häufig ausschließlich auf Lohnarbeit im öffentlichen Bereich als gesellschaftlich notwendige Arbeit verwiesen. Der "unsichtbare" Bereich der reproduktiven Arbeit ("Care-Arbeit"), also jener tagtäglichen Arbeit, die die Sorge für sich selbst, für andere und für das Gemeinwohl beinhaltet, wie Erziehung, Pflege, Fürsorge, Putzen, Kochen und Waschen bleibt dabei unterbelichtet. Gleichzeitig stellt jedoch genau diese Arbeit in all ihren Facetten die Basis unsres Schaffens und Seins in der Welt dar und ist somit eine zutiefst gesellschaftliche und gesellschaftlich notwendige Aufgabe.
In diesem Zusammenhang sind die anstehende Urabstimmung der Erzieher_innen und Sozialarbeiter_innen und ihre Forderungen nach umgerechnet etwa 10 % mehr Lohn zu begrüßen, aber auch nur ein Anfang.
Im Neoliberalismus sind heute alle als arbeitsfähig deklarierten Menschen der Lohnarbeit verpflichtet. Entzieht man sich dem Aktivierungsideal, drohen Armut und Ausgrenzung. Für Sorgearbeit ist vor diesem Hintergrund eigentlich kein Platz mehr–. Dennoch wird sie erledigt: weiterhin im Privaten, weiterhin meistens von Frauen, häufig auch von Frauen aus anderen – ärmeren – Ländern, im (sozialen) Dienstleistungsbereich häufig an der Grenze zur Illegalisierung. Es ist mittlerweile ein Arbeitsmarkt globalisierter Care-Arbeitsverhältnisse entstanden - wenig reguliert, schlecht bezahlt und basierend auf Ungleichheiten in der globalen Arbeitsteilung: in Deutschland haben wir Kindermädchen aus Ecuador und eine Reinigungskraft aus Bulgarien, die Ärztin aus Polen kümmert sich als Pflegekraft um pflegebedürftige Menschen. Care weist also nunmehr nicht nur auf eine Schieflage geschlechtsspezifischer, sondern auch internationaler Arbeitsteilung hin.
Sorgearbeit im Neoliberalismus wird zunehmend zur Zerreißprobe, der in der Regel jedoch völlig individualisiert und nur mit großen Anstrengungen gelöst wird. Die politische Dimension bleibt hierbei völlig unterbelichtet. Am heutigen Tag der Arbeit wollen wir mit diversen kleinen Aktionen in der Stadt die Sorgearbeit sichtbar machen, und auf ihre politische Dimension hinweisen. Wir fordern:
» die Anerkennung von Care-Arbeit als gesellschaftliche Aufgabe, die weder Geschlecht noch Herkunft kennt
» die Neubewertung und Anerkennung von Fürsorge- und Beziehungsarbeit als zentrale Tätigkeiten, die menschliches Zusammenleben ausmachen und überhaupt erst ermöglichen
» eine Gesellschaft, die Care-Arbeit ermöglicht – ohne Armut, Exklusion, Prekarität und Existenzangst.
Gute Care-Arbeit ist die Basis für ein gutes Leben.
Care Revolution now!