9.&10.Mai: WORKSHOP "Das Eigentum und die Wohnungsfrage"
zur Funktion des Grundeigentums im Kapitalismus, der Analyse der Wohnraumpolitik und den Möglichkeiten von Kämpfen gegen diese Verhältnisse.
mit Amelie Lanier, Mara Verlic, Andreas Gautsch und anderen
Sa.+So. jeweils 14.00 - 19.00 Uhr
Amerlinghaus Galerie
Stiftgasse 8
1070 Wien
ÜBERSICHT (Intro&Programm unten)
Nach einer kurzen Einführung gibt es ein paar Referate zu neueren Geschichte des Wohnungseigentums: die Siedlerbewegung und der Friedenskronenzins, sowie kurze Darstellungen des sozialen Wohnbaus in Wien und des Immobilienmarktes heute, um dann in eine Debatte zu folgenden Fragen einzusteigen:
Wie kommen eigentlich die Normalverbraucherin- nen, also Eigentumslosen heute vom Standpunkt des Grundeigentums vor?
Was für eine Rolle spielen die unterschiedlichen Protagonistinnen der Stadtpolitk in Wien bei all diesen Entwicklungen?
Was gibt es für Aktionsformen dagegen, und was bringen die oder können die bringen?
„Die Häuser und Plätze denen die sie bewohnen!“ – an wen richtet sich dieser „Reclaim the streets!“- Aufruf eigentlich?
Ziele des Workshops sind es die Funktionen von Wohnraum und Eigen- tum im Kapitalismus zu verstehen und die Tendenzen der Wohnraumpolitik in Wien und anderen Teilen Österreichs einer Analyse zu unterziehen. Auf dieser Grundlage soll mit dem historischen und aktuellen Wissen über die Möglichkeiten und Formen von sinnvollen Kämpfen gegen diese Verhältnisse im Hier und Jetzt diskutiert werden.
INTRO
Wir befinden uns im Jahr 7 oder 8 der Krise, die alle Bereiche der Wirtschaft umfaßt. Zeitungen und auch kritische Publikationen sind voll mit Berichten über Schulden, die Umtriebe des Finanzkapitals, und den Umgang der Politik mit den Währungen, die sie verwalten.
Größtenteils hat sich dafür der Begriff „Finanzkrise“ etabliert, der Kreditüber- bau des Wirtschaftssystems ist in aller Munde. Aus Flucht vor dem nervösen Finanzmarkt haben viele Anlegerinnen in „Betongold“ – in Immobilien – investiert. Dies hat nicht nur einen Bauboom ausgelöst, sondern hat an vielen Orten den Handel mit der Wohnungsnot von Menschen angekurbelt.
Linke Parteien versuchen als Reaktion darauf mit einem gerechterem Kapital- ismus zu werben, außerparlamentarische Kritikerinnen wollen ein bedingung- sloses Grundeinkommen eingeführt haben, reaktionäre Politikerinnen wollen zurück zur Sozialdemokratie für „Inländer“.
Was jedoch auch von den radikalsten Gesellschaftskritikerinnen nie thematisiert wird: Das Jonglieren mit bedrucktem Papier beruht auf die Eigentumsordnung, die weltweit mehr oder weniger rechtlich verankert ist – sie gehört zum Rechtsstaat dazu und verstößt nicht gegen die Menschen- rechte. Am schlagendsten wird die Eigentumsfrage bei den Gegenständen des täglichen Bedarfs. Bei aller Anspruchslosigkeit muß der Mensch essen, sich kleiden und wo wohnen. Für Kapitalistinnen ist unsere Abhängigkeit von diesen Gütern, die durch die Eigentumsordnung vom Rechtsstaat mit ihrer Justiz und Polizei beschützt werden, eine bewährte Methode uns im Joch der Lohnarbeit zu halten um für unser Überleben bezahlen zu können.
PROGRAMM
Samstag 9.Mai 14.00 - 19.00Uhr
Am Grundeigentum wollen wir beim Input über „Die Funktion des Grundeigentums im Kapitalismus“ von Amelie Lanier aufzeigen, dass Eigentum nichts Natürliches, sondern ein vom staatlichen Gewaltmonopol verordnetes Rechtsverhältnis ist ... ...das Eigentum Ausschluß ist, und daher einem Teil der Menschheit die Möglichkeit gibt, sich am anderen zu bereichern... ...daß die Eigentumsordnung nicht von den Individuen ausgeht, sondern vom Gesetzgeber, und... ...daß Eigentum nicht Diebstahl sein kann, weil Diebstahl als Delikt bereits die Eigentumsordnung voraussetzt.
“Einfach siedeln – Zwischen sozialer Bewegung, Politik und der Idee eines anderen Lebens in einer anderen Stadt.”
Andreas Gautsch erzählt über die Wiener Siedler_innenbewegung, als erste grassroot Bewegung der noch jungen I. Republik machte Sie einen rasanten Wandel durch. Von der wilden Phase mit ihren Besetzungen und Aneignungen hin zur regulierten Phase der Genossenschaftssiedlungen bis die Siedlungen schließlich zum kommunalpolitischen Auslaufmodell wurden.
Sonntag 10. Mai 14.00 - 19.00Uhr
Mara Verlic macht sich in ihrem Input „Gentrification in Wien?“ auf die Spurensuche nach Anzeichen für Gentrifizierung in Wien. Der Input nimmt die weitverbreitete Annahme, in Wien gäbe es keine Gentrifizierung zum Anlass einen genauere Blick auf Wiens Altbauhäuser zu werfen. Beleuchtet werden rechtliche Rahmenbedingungen des Altbausektors, Investitions- und Pre- isentwicklungen und Anzeichen für die Verdrängung einkommensschwacher Haushalte.
Beim Input aus der Forschungsarbeit von Johannes Puchleitner geht es um die Analyse eines privaten Immobilienunternehmens in Wien, unter Berücksichtigung der aktuellen politischen, ökonomischen und sozialen Prozesse in der Stadt. Private Immobilienunternehmen sind laut Johannes Puchleitner Profiteure neoliberaler Umstrukturierungen im gesamten europäischen Raum und auch in Wien stellen sie neue, relevante und vor allem aktive Akteure in der Gestaltung der „Stadt von morgen“ dar.