Rassistische Konjunkturen und Kämpfe der Migration in Zeiten der Krise

System Error

Rassistische Konjunkturen und Kämpfe der Migration in Zeiten der Krise Mit Manuela Bojadžijev Zeiten der ökonomischen und sozialen Krise sind meist auch Hochkonjunkturen für rassistische Bewegungen und Diskurse. Dies zeigen in der Bundesrepublik die aktuellen Debatten über ‚Armutsmigration‘ und ‚Sozialtourismus‘, aber auch die ‚Kulturkampf‘-Rhetorik und der antimuslimische Rassismus der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes oder der Hooligans gegen Salafisten. Die Unterscheidung zwischen ‚guter‘ und ‚schlechter‘ Migration orientiert sich auch im politischen Mainstream an der ‚Nützlichkeit‘ und ökonomischen ‚Verwertbarkeit‘ von Menschen, die als Migrant_innen adressiert werden. Ein verschärfter Leistungs- und Nützlichkeitsdiskurs ist integraler Bestandteil des neoliberalen Krisenmanagements.


 

Ein Beispiel für die enge Verknüpfung von Rassismus und Klassenverhältnissen sind die ohnehin prekären Arbeits- und Lebensbedingungen vieler Arbeitsmigrant_innen und Wanderarbeiter_innen in Deutschland. In der Bauwirtschaft, dem Care-Sektor, der Fleischindustrie, der Logistikbranche oder der Werftindustrie herrscht teilweise eine extreme Überausbeutung von Arbeitsmigrant_innen. Diese extremen Ausbeutungsverhältnisse sind Ausdruck eines rassistisch segmentierten Arbeitsmarktes. Sie führen immer wieder zu kämpferischen Streiks und solidarischen Aktionen, wie zuletzt durch rumänische Arbeiter beim Bau des Einkaufszentrums Mall of Berlin.
Die Kämpfe der Migration haben in Deutschland eine lange Tradition. Migrant_innen sind nicht nur Opfer eines ‚Klassenkampfes von oben‘, sondern wichtige Akteur_innen in den sozialen Kämpfen der Bundesrepublik. Gegen alle Versuche einer strengen Regulierung der Einwanderung behauptet sich immer wieder eine Autonomie der Migration. Rassismus reagiert als ein soziales Verhältnis auf diese Bewegungen und Kämpfe der Migration.


Donnerstag, 23.04.2015, 19:30 Uhr

DGB-Haus, Gr. Saal, Schwanthalerstr. 64, München

Mit Unterstützung der ver.di-Jugend München


 


System Error
Veranstaltungsreihe zu kapitalistischer Krise, rassistischen Verhältnissen und Rechtspopulismus in Europa 


 

Im Jahr 2015 stehen mit den Protesten gegen die Eröffnung des EZB-Neubaus in Frankfurt und dem G7 Gipfel in Elmau zwei politische Großevents ins Haus, die auch einen wichtigen Kristallisationspunkt für die Bündelung des Widerstands gegen die aktuelle Krisen- und Austeritätspolitik in Europa darstellen. Vor diesem Hintergrund haben wir, die Gruppen antifa nt, Gruppe 11 und Karawane München, uns zusammengefunden, um mit einer Reihe von insgesamt fünf Veranstaltungen die inhaltliche Debatte über die herrschenden Verhältnisse in Zeiten der Krise, aber auch um linke Gegenstrategien voran zu bringen.

In weiten Teilen Europas haben sich die Lebensbedingungen im Laufe der Wirtschaftskrise seit 2008 dramatisch verschlechtert. Die Krisenpolitik in Europa wird unter deutscher Hegemonie zur Austeritätspolitik; die Spar- und Kürzungsprogramme stehen für Prekarisierung und Privatisierung. Die Politik der Troika trägt entscheidend dazu bei, dass die Menschen besonders in den südeuropäischen Ländern von wachsender Erwerbslosigkeit, brutalen Kürzungen im Sozialbereich und Verarmung betroffen sind.



Aber nicht nur die Ökonomie befindet sich in der Krise. Die Krise erfasst auch die Politik, die statt demokratischer Teilhabe auf autoritäre Lösungen setzt. Die neoliberalen Angriffe auf soziale Rechte gehen Hand in Hand mit der Verschärfung der Asylgesetzgebung und dem weiteren Ausbau des mörderischen Grenzregimes an den EU-Außengrenzen. Gleichzeitig erleben wir eine erstarkende Rechte und wachsenden Rassismus fast überall in Europa. In Deutschland drückt sich dies u.a. durch zunehmende Übergriffe auf Refugees, rassistische Formierung gegen Asylunterkünfte, antimuslimischen Rassismus und den antiziganistisch geprägten Diskurs zur sogenannten Armutsmigration aus.

Unsere Veranstaltungsreihe möchte die Zusammenhänge dieser politischen Entwicklungen beleuchten und Möglichkeiten des Widerstands gegen europäische Krisenpolitik und rassistischen Rollback diskutieren.

 

Die Reihe wird unterstützt durch Netzwerk München und den Kurt-Eisner-Verein

Übersicht:

15. April:

Alex Demirovic: Crisis? What Crisis? Multiple Krise des neoliberalen Kapitalismus und Grenzen der Austerität in Europa

EineWeltHaus, Schwanthalerstr. 80 (19:30)

23. April:

Manuela Bojadžijev: Rassistische Konjunkturen und Kämpfe der Migration in Zeiten der Krise

DGB-Haus, Schwanthalerstr. 64 (19:30)

6. Mai:
Nassim Lomani, Marc Speer: Krise als Modus des Europäischen Grenzregimes

Atelier Baumstraße, Baumstr. 8b (20:00)

21. Mai:

Andreas Kemper: Rechtspopulismus als Partei: AfD. Die Verstrickungen der Strömungen der AfD in europäische Netzwerke

Kafe Marat, Thalkirchnerstr. 102 (20:00)


27. Mai:
John Malamatinas und weitere: From Crisis to Resistance. Podiumsdiskussion zu politischen Strategien angesichts der Krise. 

Kafe Marat, Thalkirchnerstr. 102 (20:00)

http://systemerror.blogsport.eu