Chiapas: Anti-Minen-Aktivist hingerichtet

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Am Freitagabend, den 27.11.2009, wurde Mariano Albarca Roblero, Aktivist im Mexikanischen Netzwerk  der von Bergbau Betroffenen (Red Mexicana de Afectados por la Minería - REMA), in der chiapanekischen Kleinstadt Chicomuselo auf offener Straße hingerichtet. Das Netzwerk macht die kanadische Firma Blackfire exploration ltd. und die Landesregierung von Juan Sabines direkt dafür verantwortlich.

 

Mariano Albarca Roblero stand in eine Unterhaltung mit seinem Begleiter Orlando Velazquez vertieft vor seinem Haus auf der Straße, als ein Motorradfahrer mit großkalibriger Waffe ihn mit Schüssen in Kopf und Brust tötete. Sein Begleiter wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.

 

Das Ereignis ist vorerst der tragische Höhepunkt der Repression gegen den Bergbau-Widerstand in der Region.

Dem voraus gingen Einschüchterungen, eine Anklage und folgende polizeiliche Entführung und Verhaftung bis hin zu einer Morddrohung eine Woche vor seinem Tod, ausgesprochen von einem Angestellten der kanadischen Bergbaufirma Blackfire explorations ltd./Calgary.

 

Im Landkreis von Chicomuselo betreibt die Transnationale Blackfire explorations ltd. einen Baryt-Tagebau, beutet dort aber auch Antimon und Gold aus. Sie ist im Besitz von mindestens 10 weiteren Konzessionen im Bundesstaat Chiapas. Die kanadische Zentrale hat auch einen Ableger in Chiapas selbst, die Blackfire Exploration Mexico S de RL de CV.

 

Baryt ist ein Mineral (Bariumsufat), dass chemisch träge ist aber eine hohe Dichte besitzt. Aus diesem Grund eignet sich Baryt-Mehl in der Brunnentechnik zum Bohren vor allem nach Erdöl. Die mexikanische PEMEX importierte laut Artikel in der chiapanekischen Zeitung Cuarto Poder bisher 8000 t/Jahr Baryt aus China, was die Mine in der Ortschaft Grecia im Landkreis Chicomuselo jetzt ersetzen soll. Die Gesamtkapazität unter 14.000 Hektar Land beläuft sich laut Unternehmen auf 350.000 - 400.000 Tonnen, die auch verschifft werden sollen.

Dafür soll im Hafen Puerto Chiapas an der Pazifikküste ein Anleger von 300m Länge gebaut werden. Die chiapanekische Regierung hat dem Unternehmen laut eigener Homepage "soviel Fläche im Hafen wie nötig" zugesagt. Ein klassischer neoliberaler Kniefall, wenn die Information stimmt.

Im Mexikanischen Kongress trug der Gouverneur Juan Sabienes Guerrero gestern seinen Rechenschaftsbericht für das vergangene Jahr vor. Laut Tageszeitung La Jornada sagte er dabei: "Chiapas stellt sich gegen den Bergbau; das ist nicht unsere Berufung, wir sind weder Beute noch Raum für die Plünderung. Wir haben ein betroffene und gekränkte Bevölkerung und Opfer. Die Landesregierung sieht sich auf ihrer Seite." - Dies zwei Tage nach dem Anschlag, und keine weitere öffentliche Ächtung des Verbrechens.

Landesregierung und Bundesregierung arbeiten in allen Großprojekten Hand in Hand, das Verhältnis ist besser als beim vorherigen Gouverneur Salazar Mendiguchía. Laut La Jornada hat die Bundesregierung 54 Konzessionen für Chiapas an vor allem kanadische Bergbauunternehmen vergeben.

 

Die Firma Blackfire explorations ltd. gibt sich auf ihrer Homepage als Menschenfreund: "Jobs und Gelegenheiten schaffen für die Bevölkerung in Chiapas und lokale Geschäftseigentümer unterstützen", daneben ein Link zu einem Sozialevent:

" Blackfire begünstigt die lokale indigene Bevölkerung von Chiapas. Blackfire bezahlte für die medizinische Hilfe bei der Geburt des Babys Brad. Die Familie war so dankbar, dass sie es nach unserem Vizepräsidenten benannten."

 

Dagegen verhielt sich der Public Relations Manager von Blackfire, Luis Antonio Flores Villatoro, im Juli eher kontraproduktiv für sein Aufgabengebiet: Er reichte Klage ein gegen Mariano Albarca Roblero, wegen "Verschwörung, organisierter Kriminalität, Übergriff auf Verkehrswege, Schäden an den Vermögenswerten des Unternehmens und Anschlägen gegen den Frieden, die Integrität und das Erbe der Gemeinschaft und des Staates" (entnommen, der Übersetzung der Verlautbarung von REMA (s.u.) ).

Es folgte eine wie Entführung wirkende Festnahme am 17. August und eine Freilassung wegen Mangels an Beweisen nach 10 Tagen. Wie er in einem Interview mit der englischsprachigen Upside Down World mitteilte, holte ihn damals die Internationale Solidarität wieder aus dem Arraigo, einer Art Untersuchungshaft, in der der Betroffene keine Rechte hat und oft als "verschwunden" gilt bis er dann dem Richter offiziell vorgeführt wird - eine mexikanische Spielart von Guantanmo Bay.

 

Internationale Solidarität macht ihn jetzt nicht wieder lebendig.

Aber ein kräftiger Aufschrei könnte den Menschen vom Mexikanischen Netzwerk  der von Bergbau Betroffenen (Red Mexicana de Afectados por la Minería - REMA) und der Alianza Mexicana por la Autodeterminación de los Pueblos (Mexikanische Allianz zur Selbstbestimmung der Bevölkerung) eine Bestätigung sein für ihren Kampf.

 

Schreibt per Mail an Blackfire explorations ltd./Calgary,

 

die kanadische Botschaft in Mexiko oder Deutschland,

 

und den Gouverneur von Chiapas Juan Sabienes Guerrero.

 

Und vergesst nicht eure Solidarität zu bekunden bei Gustavo Castro von REMA

 

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Anbei die Verlautbarung von REMA und Otros Mundos zur Hinrichtung:

 

Heute, am 27. November 2009 um ca. 20:30 Uhr, wurde Herr Mariano Abarca Roblero vor seinem Haus in der Kreisstadt Chicomuselo, Chiapas/ Mexiko, feige ermordet. Laut Zeugenaussage erschoss eine Person auf einem Motorrad mit einer Schusswaffe Don Mariano. Sein Begleiter, Orlando Velazquez wurde schwer verletzt ins Krankenhaus in Comitan gebracht. Mariano Abarca hinterlässt eine Frau und vier Kinder.

Don Mariano Abarca Roblero, ein Mitglied des Mexikanischen Netzwerk von durch Bergbau Betroffenen (Red Mexicana de Afectados por la Minería - REMA) führte einen ständigen Kampf gegen die transnationale kanadische Bergbaugesellschaft, deren hauptsächliches Interesse an der Stadt Chicomuselo in der Ausbeutung von Baryt, Gold und Antimon auf Basis von 10 Bergbaukonzessionen liegt. Seit Juni unterhielten Don Mariano und andere Mitglieder des REMA ein Lager in der Kreishauptstadt, mit dem sie den Abzug der kanadischen Blackfire aus dem Landkreis forderten.

 

Am 10. Juli reichte Herr Luis Antonio Flores Villatoro, Public Relations Manager von Blackfire aus Chicomuselo, eine Klage im Namen der kanadischen Firma gegen Herrn Abarca ein wegen Verschwörung, organisierter Kriminalität, Übergriff auf Verkehrswege, Schäden an den Vermögenswerten des Unternehmens und Anschlägen gegen den Frieden, die Integrität und das Erbe der Gemeinschaft und des Staates. Das Unternehmen legte eine Erklärung von zwei Personen vor, die angeblich Augenzeugen sein sollen, Frau Brenda Liliana Leon Valdez mit Wohnsitz in Kanada und mexikanischen Ursprungs, und Herrn Willis Bradley Craig, kanadischer Staatsangehöriger. Im selben Monat nahm Mariano Abarca an einer Kundgebung vor der kanadischen Botschaft in Mexiko-Stadt teil, an der von kanadischen Bergbauunternehmen Betroffene beteiligt waren wie die Organisation Breite Front der Opposition (Frente Amplio Opositor - FAO), und den Rückzug der transnationalen Firma am Cerro de San Pedro im Bundesstaat San Luis Potosi forderten. Tage später partizipierte er am Forum, das im mexikanischen Kongress zum Thema Bergbau abgehalten wurde, wo er die Schäden geltend machte, die das Unternehmen Blackfire in Chiapas erzeugt.

 

Am 17. August wurde Don Mariano Abarca auf illegale Weise von der Polizei mit extremer Gewalt entführt, um der Anklage vorgeführt zu werden. In den folgenden Tagen versuchte die Landesregierung mit Mariano Abarca zu verhandeln, seine Freilassung im Austausch für die Aufgabe des Kampfes und Widerstands gegen den Bergbau - oder die zweite Sitzung des REMA Chiapas in Chicomuselo Ende des selben Monats zu verhindern. Don Mariano Abarca blieb lieber im Gefängnis, als diese Vorschläge zu verhandeln.

Schließlich beschloss die Landesregierung auf nationalen und internationalen Druck hin und wegen Fehlens von belstendem Material, ihn zehn Tage nach seiner gewalttätigen Festnahme wieder freizulassen. Im September besuchte der Gouverneur des Landes die Stadt Chicomuselo und stellte die Ablehnung der Bewohner betreffs des kanadischen Bergbauunternehmens fest.

 

In den letzten Tagen reichte Mariano Abarca Roblero bei den zuständigen Behörden eine Klage ein mit dem Inhalt: "Verwaltungsakt gegen die mögliche Begehung von Verschwörungshandlungen und des Verbrechens der Bedrohungen und daraus resultierender Verbrechen, sanktioniert durch Artikel 227 und 228 des Strafgesetzbuches des Landes Chiapas, gegen CC. Ciro Roblero Perez und Luis Antonio Flores Villatoro (Public Relations Manager von Blackfire) und ansonsten verantwortliche Personen (...)" (...)

 

Aus all diesen Gründen, geben wir die Schuld dem Gouverneur Juan Sabines Guerrero, weil er nicht rechtzeitig gehandelt hat, um dieses Verbrechen, das den Bundesstaat Chiapas mit Blut befleckt, zu verhindern. Die Regierung hatte Klarheit über die Handlungsweisen des kanadischen Unternehmens und wusste, was für einen Konflikt sie mit den Bergbau-Konzessionen erzeugte. Wir machen das kanadische Unternehmen Blackfire, ihren Generaldirektor Artemio Avila Cervera, ihren Public Relations Manager Luis Antonio Flores Villatoro und die Landesregierung für die gewalttätigen Ereignisse gegen Aktivisten verantwortlich, die das Wasser, das Land, das Territorium und die Umwelt verteidigen.

 

Deshalb fordern wir:

 

- Sofortiger Abzug des kanadischen Unternehmens Blackfire und Rücknahme der Bergbaukonzessionen in Chiapas.

 

- Sofortige Verurteilung und Bestrafung der Täter und Drahtzieher des Verbrechens bis zur letzten Konsequenz.

 

- Schutz der Familie von Mariano Abarca Roblero.

 

- Schutz für Herrn Orlando Velazquez, seine Familie und andere Mitglieder des REMA.

 

Raus! mit Kanada und seinen transnationalen Konzernen aus Chiapas und Mexiko!

 

 

Otros Mundos, A.C./Amigos de la Tierra México

Red Mexicana de Afectados por la Minería (REMA)

 

Referenz: Chiapas.Indymedia - ASESINARON A MARIANO ABARCA ROBLERO, LIDER OPOSITOR CONTRA LA MINERA CANADIENSE BLACKFIRE