An der Anti-WTO-Demonstration in Genf kam es bereits kurz nach Beginn zu Ausschreitungen. Wegen der Gewalt haben die Veranstalter den Protestmarsch abgebrochen.
An einer Anti-WTO-Demonstration vom Samstag in Genf ist es zu Ausschreitungen gekommen. Mitglieder des «Schwarzen Blocks» schlugen Scheiben ein und zündeten Autos an. Die Polizei verhaftete 19 Personen. Eine ältere Frau wurde im Gewühl am Kopf verletzt. Die Polizei sprach von 3000 Teilnehmern, die Organisatoren von bis zu 5000.
Kurz nach Beginn der Demonstration schlugen einige Vermummte Scheiben ein, zündeten Autos an und beschädigten Gebäude und Infrastrukturen. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein und verhaftete 15 Mitglieder des «Schwarzen Blocks» sowie vier Diebe, wie Monica Bonfanti, Chefin der Genfer Kantonalpolizei, im Westschweizer Radio sagte. Um den «Schwarzen Block» von den friedlichen Demonstranten trennen zu können, habe die Polizei den Demonstrationszug unterbrechen müssen. Während bei den Demonstrationsteilnehmern und der Polizei keine Verletzten zu beklagen waren, stürzte eine rund 80-jährige Passantin im Gewühl und musste mit einer Kopfverletzung ins Spital gebracht werden.
Kundgebung gegen WTO-Ministertreffen
Die Demonstration richtete sich gegen das WTO-Ministertreffen, an dem die USA, China und andere Wirtschaftsmächte ab kommendem Montag einen Weg zur Wiederbelebung den Welthandel und aus der Rezession suchen wollen. Gemässigte Demonstranten ärgerten sich, dass das Anliegen nicht mit friedlichen Mitteln vorgebracht werden konnten. «Probleme löst man nicht mit Gewalt», sagte der Genfer SP-Nationalrat Carlo Sommaruga. Er warf der Genfer Polizei in einem Bericht von Radio DRS vor, aus den Ausschreitungen am G8-Gipfel vor sechs Jahren nichts gelernt zu haben. Die Polizei habe den «Schwarzen Block» mitten im Demonstrationszug mitlaufen lassen. Es sei Sachen der Organisatoren, eine Distanz zu den militanten Demo-Teilnehmern zu schaffen, konterte Polizeisprecher Patrick Puhl.
Die Demonstration sei ein starkes und internationales Zeichen gegen die Politik der WTO und deren soziale und ökologischen Folgen gewesen, teilten die Organisatoren im Anschluss mit. Sie bedauerten, dass die Kundgebung nicht zu Ende geführt werden konnte und nicht alle vorgesehenen Reden gehalten werden konnten. Die Organisatoren verurteilten im Communique zudem jegliche Polizeirepression gegen demokratische Rechte. Sie riefen die Genfer Regierung auf, die Einhaltung der Gesetze vorbehaltslos zu überwachen.
Einreise für koreanische Bauern
Die angespannte Stimmung hatte sich bereits im Vorfeld der Kundgebung gezeigt: Drei Bauernvertreter aus Südkorea sind am Flughafen Genf-Cointrin an der Einreise in die Schweiz gehindert worden, wie die Gewerkschaft Uniterre kritisierte. Die Genfer Polizei sagte dazu, der Entscheid komme aus Bern. Die drei Angehaltenen seien als gewalttätig bekannt, und gegen sie gebe es in mehreren Ländern ein Einreiseverbot.