Es ist früh, verdammt früh sogar. In einer kleinen Gruppe stehen wir vor der Unterkunft unserer Freundin K., die heute nach Norwegen abgeschoben werden soll. Von dort aus droht ihr dann eine weitere Abschiebung nach Äthiopien. Obwohl einige von uns schon bei Abschiebeverhinderungen in anderen Städten dabei waren, ist das alles doch irgendwie neu für uns. Normalerweise werden in der Region um Frankfurt nämlich keine genauen Angaben über den Zeitpunkt der Abschiebung gemacht - dann stehen die Beamt*innen einfach nachts vor der Tür. Ein unmenschliches Prozedere und doch Alltag in Deutschland.
Trotz der sehr spontanen Mobilisierung, erscheint eine Menge von ca. 50 Menschen am vereinbarten Treffpunkt. Gemeinsam stellen wir uns vor dem Eingang zu K.s Wohnung mit unseren Transparenten auf und warten gespannt. Zwei Stunden vergehen, und es passiert gar nichts. Da wir die Ausländerbehörde(sic!) am Morgen schon über unsere Aktion informiert haben, hat diese sich offensichtlich dazu entschlossen, die ganze Aktion erst einmal abzublasen. Der Pressesprecher der besagten Behörde wird noch am selben Tag versuchen, die Abschiebung als reinen Verwaltungsakt darzustellen, auf den die Sachbearbeiter*innen innerhalb der Behörde ja gar keinen Einfluss haben - die Logik eines Schreibtischtäters.
Bei uns stellt sich an diesem Morgen erst einmal Erleichterung ein, vor allem auch weil eine solidarische Kirchengemeinde in Frankfurt ein Kirchenasyl für K. in Aussicht gestellt hat. Am nächsten Tag wird K. aus ihrer Unterkunft in die Räumlichkeiten der Gemeinde umziehen, in denen sie nun Schutz findet bis die Frist für die Überstellung nach Norwegen unter der Dublin-Verordnung ausläuft.
Wir möchten uns hiermit - auch im Namen von K. - noch einmal bei allen Menschen bedanken, die sich an diesem Tag solidarisch gezeigt haben! Auch wenn es zu keinen direkten Konfrontationen kam, war unsere Aktion richtig und wichtig. Wir sehen die aktive Verhinderung von Abschiebungen als einen strategischen Akt der Sabotage. Wir wollen Sand ins Getriebe des bürgerlichen Staates und seiner durch Rassismus (und anderen Herrschaftsinstrumenten) geprägten Verwaltung streuen. Nicht weil wir glauben, dass sich so über Nacht Grundsätzliches ändern wird, sondern weil wir zeigen wollen, dass Menschen sich - zumindest temporär - gegen die Fremdbestimmung und die Gewalt innerhalb der bestehenden Verhältnisse zur Wehr setzen können. Nur so können wir der Vision einer solidarischeren Welt ein Stück näher kommen.
In diesem Sinne:
Kein Mensch ist illegal!