Ehemaliger AfD-Mann beschimpft Legida-Gegner

Erstveröffentlicht: 
24.03.2015

Polizei verringert ihre Präsenz / Keine ernsten Zwischenfälle beim achten "Abendspaziergang"

 

Von Klaus Staeubert


Es scheint ein Stück Normalität in den allmontäglichen Demo-Alltag in Leipzig einzuziehen. Rund um den Augustusplatz, der gestern Abend Schauplatz des mittlerweile achten Treffens der Bewegung "Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Legida) war, lief das Leben in der Innenstadt entspannt weiter. Mit jeweils knapp 1000 Teilnehmern hielten sich die Lager von Legida und NoLegida nahezu die Waage. Die Polizei hatte ihre Präsenz deutlich verringert und sprach von einem "im wesentlichen störungsfreien Verlauf". 18 Straftaten wurden registriert, zwei Personen vorübergehend in Gewahrsam genommen. Auf dem Parkplatz eines Baumarktes in Bahnhofsnähe brannte ein Auto.


Nach einer Woche Pause kehrte Legida unter dem Motto "Gemeinsam für Deutschland" auf die Straße zurück. Auffälligste Veränderung: Es waren so wenige Sicherheitskräfte da wie noch nie. Gegenüber der LVZ sprach Polizeipräsident Bernd Merbitz von neun Hundertschaften. Sonst waren weit über 1000 Beamte aus der ganzen Bundesrepublik zusammengezogen worden, um einen friedlichen Verlauf der "Abendspaziergänge" von Legida und der Gegendemonstrationen zu sichern. Erstmals blieb die Goethestraße wieder frei zugänglich. Zuletzt sie, sehr zum Leidwesen der Inhaber der dortigen Geschäfte, meist schon ab Nachmittag hermetisch abgeriegelt.


Eine halbe Stunde dauerte gestern der "Abendspaziergang" über Teile des östlichen Ringes und die Querstraße zurück zum Augustusplatz. Während des Marsches versuchten Gegendemonstranten immer wieder auf die Route zu kommen. Vergeblich. Eine Frau hielt unter Beschimpfungen ein Plakat mit einem nach unten gerichteten Daumen aus dem Fenster, vor dem der Zug vorbeizog.


Nach der Runde wurde Lutz Bachmann, der Begründer der Pegida-Bewegung in Dresden, für kurze Zeit live nach Leipzig zugeschaltet. Legida-Chef Silvio Rösler distanzierte sich von dem Anschlag auf die Geschäftsstelle und Redaktion der LVZ in Eilenburg in der vergangenen Woche.


Erstmals auf der Rednerliste stand Heiko Bernardy. Von ihm hatte sich die Thüringer AfD-Landtagsfraktion nach einem Auftritt im Januar in Suhl getrennt, um ein Zeichen gegen "fremdenfeindliche Umtriebe" zu setzen. Gestern in Leipzig diffamierte er Legida-Gegner, indem er sie als arbeitsscheu beschimpfte. "Über die Hälfte dieser Rabauken ist nicht mal erwerbstätig", schrie er unter Beifall den lautstarken Gegnern auf der anderen Seite des Platzes entgegen.


Studenten des Instituts für Soziologie der Universität Leipzig zählten im Rahmen eines Studienprojektes wieder die Teilnehmer auf beiden Seiten. 750 bis 1000 Personen waren danach bei der Legida-Kundgebung, genauso viele wie bei den Protestveranstaltungen.


Nächste Woche will Legida wieder in Leipzig laufen.