Ivan Hutorskoy – Das war Mord! Solikundgebung für russische Antifas

Ivan 'Kostolom' Hutorskoy

Anlässlich der Ermordung eines weiteren Antifaschisten in Russland werden wir am Donnerstag, dem 26.11.2009 ab 17 Uhr eine Kundgebung auf der Huestraße (Nähe Bochumer HBF) abhalten. Diese soll auf die Situation in Russland aufmerksam machen, die für Nicht-Rechte ein lebensbedrohlicher Alltag geworden ist.

 

Am Abend des 16. November 2009 wurde der Moskauer Antifaschist Ivan 'Kostolom' Hutorskoy auf dem Weg zur Wohnung seiner Familie ermordet. Ihm wurde mit einer Pistole zwei mal in den Kopf geschoßen. Er verstarb an den schweren Verletzungen noch am Ort. Es war bereits der vierte Mordversuch. Auf den Todeslisten der Nazis stand er seit geraumer Zeit ganz oben. Kein Wunder, organisierte er den Schutz antifaschistischer Veranstaltungen und war mit dem ebenfalls ermordeten Anwalt der ermordeten Journalistin Politkovskaja, Stanislav Markelow, befreundet.

 

Er war nicht der erste Antifaschist der sein Engagement mit dem Leben bezahlen musste. Gerade in Russland, gerade in den Metropolen Moskau und St. Petersburg sind rechte Morde an der Tagesordnung. Fjedor Vilatov, Timor Kacharava, Stanislav Markelow, Anastasia Baburowa; die Liste der Opfer rechter Übergriffe in Russland ist lang. Sie lässt sich beliebig fortführen. Nicht zu vergessen sind dabei auch etliche ermordete MigrantInnen die, meist namenlos und ohne, dass sich jemand großartig darum schert, rechten Mördern anheim fallen. Von all diesen Morden erfährt man hier meist lediglich durch unabhängige Medien, die breite Öffentlichkeit bekommt überhaupt nichts mit. Das macht es den Feinden emanzipatorischer Bewegungen in Russland noch einfacher, diese nämlich hätten eine internationale Öffentlichkeit bitter nötig. Schließlich weht ihnen der Wind doppelt ins Gesicht. Da sind zum Einen die Faschisten die meist unbehelligt morden können. Zum anderen gibt es einen extremst repressiven Staat, der diese deckt und walten lässt, linke Bewegungen jedoch bis ans Äußerste bekämpft. Kein Wunder gibt es doch Verstrickungen mit Faschisten bis in den Kreml, ist der Rassismus gegen Einwanderer aus dem Kaukasus oder Mittelasien auch in der Normalbevölkerung weit verbreitet.


Über russische Systemkritiker mit einer gewissen Popularität und Akzeptanz seitens demokratischer Westeuropäer ist auch das ein oder andere mal etwas in den hiesigen Medien zu vernehmen. Gerne auch um zu zeigen, wie gut man es doch hier, in der ach so kuschelig aufgeklärten Gesellschaft hat, welche sich angeblich grundlegend von der russischen unterscheidet. Wenn jedoch regelmäßig AntifaschistInnen und MigrantInnen über die Klinge springen ist die besagte Aufmerksamkeit eher gering bis gar nicht vorhanden.

 

Deswegen ist es nicht zuletzt an uns eine Öffentlichkeit zu schaffen. Diese Morde mögen sich zwar über tausende Kilometer entfernt ereignen, dass jedoch macht uns nicht weniger betroffen. Es mindert nicht unsere Wut. Wir sollten das ganze auch als Warnung verstehen, denn: auch die Nazis in unserer Stadt phantasieren von der Liquidierung all derer, welche nicht mit ihrem faschistischen Weltbild konform gehen. Die rechten Morde in der BRD mögen zwar nicht ganz so zahlreich sein, wie in Russland, doch auch hier gibt es sie, auch hier sind sie nicht minder verabscheuungswürdig.

 

Am Donnerstag soll es jedoch primär um die Zustände in Russland gehen. Diese sollten uns Allen als Warnung gelten. Auch unsern MitbürgerInnen wollen wir klarmachen, dass unabhängige antifaschistische Arbeit in all ihren Facetten eine absolute Notwendigkeit darstellt. Wenn wir die Faschisten in unserer Umgebung heute unbehelligt machen lassen, so sind sie vielleicht bereits morgen gut organisierte Killer. Die ideologischen Voraussetzungen sind jederzeit vorhanden.

 

Wir verurteilen den Mord an Ivan Hutorskoy. Er ist ein Ausdruck politischen Terrors. Dieser richtet sich nicht nur gegen linke AktivistInnen, sondern auch gegen demokratische Errungenschaften, wie die der Pressefreiheit (Politkovskaja). Eine blosse Verteidigung des Status Quo einer bürgerlichen Demokratie kann und soll aber nicht unser Ziel sein. Denn auch sie beinhaltet Eine manigfache Zahl an Unterdrückungsmechanismen. Für eine bessere Welt zu kämpfen, das sind wir Ivan und all den Anderen, die bei dem Versuch umgekommen sind, schuldig.

 

Nichts wird vergeben – Nichts wird vergessen

 

Für die befreite Gesellschaft!

 

Antifaschistische Jugend Bochum