Während die Polizei drei Sperrzonen einrichtet, ziehen sechs Gegendemonstrationen durch die Stadt. Die Bewohner müssen sich auf Einschränkungen einstellen.
Die Hansestadt ist Mitte April fest in der Hand von Polizei und Demonstranten. Während des G7-Gipfels herrscht Ausnahmezustand in der Innenstadt und entlang der Wallhalbinsel. Die Außenminister von Deutschland, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien, Japan und den USA treffen sich am 14. und 15. April zum G7- Gipfel. Nach derzeitiger Planung beschützen 3500 Polizisten das Treffen, ihnen stehen um die 3000 Gegendemonstranten gegenüber. „Die Polizei und Stadt versuchen den Eindruck zu erwecken, die Konferenz verlaufe ganz einfach“, sagt Christoph Kleine vom Bündnis „Stop G7 Lübeck“. Er erwartet dagegen „eine Stadt im Belagerungszustand“. Bei G7 würden „Zäune, Absperrungen, Wasserwerfer und vermummte Polizisten“ das Stadtbild dominieren. Die drei Sperrzonen mit Ausweiskontrolle und beschränkter Zufahrt rund um das Hansemuseum, die südliche Wallhalbinsel und das Rathaus würden das belegen. Auf dem Volksfestplatz entsteht zudem ein Containerdorf für die eingesetzten Polizisten.
Lübecks Polizeichef Heiko Hüttmann widerspricht: „Es gibt keinen Ausnahmezustand, und die Stadt wird zu keiner Festung.“ Allerdings: Die Untertrave ist zwischen Große Altefähre und Hubbrücke tabu, die Zufahrt zur Willy- Brandt-Allee auch. Die Alternative ist vom Sperrbezirk ausgeklammert, sie bleibt über die Marienbrücke erreichbar. Den Rest der Innenstadt legen voraussichtlich die Gegendemos lahm. Olivia Kempke, Chefin des Lübeck-Managements: „Das macht die Situation nicht gerade leichter.“
Den Auftakt bildet am 13. April ab 17 Uhr eine Nachttanzdemo vom Lindenplatz durch die Innenstadt, dort wird gegen die Flüchtlingspolitik protestiert. Am Gipfel- Dienstag, 13 bis 20 Uhr, veranstaltet „Stop G7 Lübeck“ auf dem Klingenberg Kundgebungen und eine Demonstration bis vor das Hansemuseum. Andere Kritiker planen auf der nördlichen Wallhalbinsel ein Friedensfest (14 bis 22 Uhr), die Linke demonstriert zwischen 7 und 14 Uhr an der Drehbrücke, der DGB ist von 15 bis 18 Uhr am Gewerkschaftshaus aktiv. Zudem äußert die Deutsche Kommunistische Partei von 7 bis 13 Uhr am Gustav- Radbruch-Platz ihren G7-Unmut. Hinzu kommt „Block G7 Lübeck“, das vor dem Rathaus und Hansemuseum stören will. „Der Bürgermeister hat nicht gefragt, ob Lübeck den Gipfel haben will“, sagt Aktivistin Maren Janotta, „jetzt bekommt er trotzdem die Antwort.“
Um die Innenstadt-Bewohner jederzeit zu informieren, plant die Polizei ein Bürgertelefon, Facebook- Hinweise und Flugblätter. Rüdiger Hinrichs von den Freien Wählern kritisiert das allerdings, er verlangt eine Info-Veranstaltung: „Direkter Kontakt und direkte Antworten auf drängende Fragen sind besser als ein Stück Papier im Briefkasten.“