Unbekannte haben das künftige Asylbewerberheim in Malterdingen demoliert. Dabei hat sich einer der Täter möglicherweise verletzt – und eine Blutspur hinterlassen. Steckt Fremdenhass dahinter?
Von: Patrik Müller, Felix Held, Charlotte Janz
Sonntagmorgen. Kurz vor neun Uhr. Ein Mitarbeiter der Malterdinger Firma Ferromatik Milacron in der Nähe des Bahnhofes legt einen Wochenenddienst ein – und bemerkt etwas: Beim Gebäude auf dem Nachbargrundstück hat jemand im ersten Obergeschoss die Scheiben eingeschlagen. "Der Mann war aufmerksam. Er hat den Malterdinger Bauhof angerufen, der hat dann uns informiert", sagt Dirk Klose, Polizeisprecher in Freiburg.
Die Täter haben gezielt einen Wasserschaden produziert
Die Polizei ermittelt, sie hat einen Zeugenaufruf gestartet. Der Vorfall ist heikel, die Tat hat möglicherweise einen ausländerfeindlichen Hintergrund – das Gebäude hätte nach BZ-Informationen in den kommenden Tagen von Flüchtlingen bezogen werden sollen.
Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler sind die Täter über die Feuerleiter auf den Balkon geklettert und haben dort eine Glastür eingeschlagen. In der Gemeinschaftsküche und dem Gemeinschaftsbad drehten sie zwei Wasserhähne auf – und rissen die Abflussrohre weg. "Sie haben die Abläufe so manipuliert, dass das Wasser ungehindert auslaufen konnte", sagt Klose. "Ich würde schon sagen, dass die Täter gezielt vorgegangen sind."
Bei der Frage, ob die Tat einen ausländerfeindlichen Hintergrund hat, hält er sich zurück. "Konkrete Hinweise", sagt er, "haben wir nicht. Es gibt keine Hakenkreuze, keine Schmierereien, keine Slogans. Wir haben halt ein Gebäude, bei dem bekannt war, dass Flüchtlinge reinkommen sollen."
Blut am Balkon: Kann der Täter so überführt werden?
Aber die Polizei hat etwas anderes gefunden: Profi-Kriminaltechniker haben den Tatort untersucht und sind im Bereich der Balkontür auf eine Blutspur gestoßen – es ist möglich, dass einer der Täter sich verletzt hat. Klose: "Die Blutspur wird jetzt untersucht."
Hartwig Bußhardt ist nicht so zurückhaltend wie die Polizei. Der Bürgermeister von Malterdingen ist sich sicher, dass die Tat einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat. "Für einen gewöhnlichen Einbrecher gibt es hier ja nichts zu holen", sagt er. Und: "Was hier passiert ist, macht mich wütend."
Moni Schöchlin empfindet etwas anderes. Die Frau engagiert sich für Flüchtlinge in Malterdingen. Bei der Begehung des demolierten Hauses, das bald Asylbewerber beherbergen sollte, fühlt sie sich vor allem traurig.
Aber Hartwig Bußhardt hat eine gute Nachricht: Laut Einschätzungen eines hinzugezogenen Architekten liege der Schaden des Vandalismus nur zwischen 6000 und 8000 Euro, so der Malterdinger Bürgermeister. Die Polizei hatte ihn zunächst mit etwa 50.000 Euro beziffert. Das Haus muss nun trockengelegt werden. Binnen drei Wochen sollten die ersten Flüchtlinge dort einziehen können. Das würde eine Verzögerung von zwei Wochen bedeuten. Das Haus ist für 20 Personen ausgelegt.
Die Polizei bittet um Hinweise. Zeugentelefon: 0761/XXXXXXX.