Bristol, UK: Solidarität mit Emma Sheppard

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Die anarchistische Gefangene Emma Shepphard wurde am Dienstag, dem 24 Februar 2015 vom Bristol Brown Gericht in England zu zwei Jahren Gefängnis für “schwere Sachbeschädigung und fahrlässige in Gefahrbringung von Menschenleben” verurteilt.

 

Solidarität mit der anarchistischen Gefangenen Emma Sheppard

 

Die anarchistische Gefangene Emma Shepphard wurde am Dienstag, dem 24 Februar 2015 vom Bristol Brown Gericht in England zu zwei Jahren Gefängnis für “schwere Sachbeschädigung und fahrlässige in Gefahrbringung von Menschenleben” verurteilt.

 

Die Strafe bezieht sich auf die Beschädingung von Polizeiautos in Bristol.

 

Dies ist die erste Verurteilung unter der “Operation Rhone”. Eine Ermittlung, geführt von 10 CID Offizieren, um in den über hundert anonymen Aktionen in der Gegend um Bristol in den letzten vier Jahren zu ermitteln und weitreichende Informationen über das weitere anarchistische Milieu zu sammeln und außerdem den geflüchteten Kameraden Badger, der im August 2011 floh, zu finden. Emmas Verhaftung und ihr Schuldspruch wegen der Sabatage-Aktion am Silvesterabend scheint jedoch ein allein stehender Fall zu sein und war nicht das Resultat der Arbeit von “Operation Rhone” auch wenn diese im Nachhinein hinzugezogen wurden.

 

Bitte schreibt Briefe an:

 

Emma Sheppard

A7372DJ

HMP Eastwood Park

Church Avenue

Falfield

Wotton-under-Edge

Gloucestershire

GL12 8DB

Great Britain

 

Emma kann Postkarten, Briefmarken und Schreibmaterial empfangen.

Für Spenden, Informationen und Soli-aktionen mail an: bristol_abc@riseup.net

 

In Reaktion auf ihr Urteil hat Emma Sheppard einen Brief verfasst:

Samstag, 28 Februar 2015

Ich habe mich grade selbst im Fernsehen gesehen, was hoffentlich eine Erfahrung ist, die ich nie wieder machen muss. Aber es hat alle im Flügel (des Gefängnisses) aufgemuntert. Ich hab mir überlegt zu schreiben und etwas von dem Geschehenen zu verarbeiten. Ich fühle mich nicht sonderlich wortgewandt (und werde außerdem durch die Überwachung eingeschränkt), also dachte ich, ich könnte einige der Zitate verwenden, die mich inspiriert haben, seitdem ich im Gefängnis bin.

 

Dolly Parton hat gesagt: “Wenn du einen Regenbogen willst, musst du ein bißchen Regen ertragen.”

Ich schätze mich glücklich, so viele Menschen in meinem Leben zu haben, mit denen ich diese schwierige Situation durchstehen kann und ich bin glücklich, dass es weniger regnet, als ich dachte. Es macht mich traurig, dass das teilweise an meiner Darstellung als “braves Mädchen auf der schiefen Bahn” liegen mag. Warum können Empatie und Wut nicht gleichzeitig existieren? Für mich sind sie beide Teil der Solidarität. Ich bin nichts Besonderes. Ich mache einfach nur, was sich für mich richtig anfühlt. Ich denke es ist wegen meinem Gender (und vielleicht meiner gesellschaftlichen Klasse), dass diese Unterschiede gemacht werden.

 

Wenn du dich lange Zeit vor etwas Schrecklichem fürchtest

und es dann geschieht, ist dieses Schreckliche eine Erlösung.

Dann ist da endlich keine Angst mehr im Bauch”-

Lionel Shriver

 

 

Erst nach der Urteilsverkündung realisierte ich, wie sehr ich mich gefürchtet hatte. Die Medien, die schreckliche Diskussion über meinen guten oder schlechten Charakter, meine “Reue”. Das Ganze widert mich an. Aber jetzt fühle ich eine erschöpfte Ruhe.

 

Sie sagen, ich wäre “zu intelligent”, um die Polizei zu hassen und dass meine Aktionen die Polizei daran gehindert hätte, sich um Fälle häuslicher Gewalt und Kindesmissbrauch zu kümmern. Verstehen sie nicht, wie viele Frauen mit mir hier drinnen sind, weil diese Themen systematisch ignoriert werden? Das Ganze ist durch und durch schlecht!

 

Ich war nicht überrascht, jedoch wütend, zu sehen, dass das Gericht sich auf die Zeichen meiner Solidarität mit den Menschen in Jackson and Griechenland konzentrierte und meine sehr echten Probleme mit der Polizei in diesem Land ignorierte, die ich jedoch genau aufgelistet habe: die Toten in Gewahrsam und in den Straßen, die Einwanderungsgefängnisse und institutioneller Rassismus, das Anhalten und Durchsuchen der Leute, der Gebrauch von Tasern...Ich könnte immer weiter machen. Ich habe außerdem versucht, meine eigenen Erfahrungen mit Polizeigewalt (Angriffe auf mich oder Kameraden), Repression und Infiltration hervorzuheben. Aber ich sehe schon, warum sie alle diese Punkte übergehen und ihre Aufmerksamkeit auf Anderes richten.

 

Ich bereue, dass ich gefasst wurde und die Auswirkungen, die dies auf meine Familie und meine Lieben hatte. Ich bin entschlossen, nie wieder hierher zurück zu kommen, und ich weiß, dass ich als gebrandmarkte Frau, auf der “richtigen” Seite des Gesetzes stehen werden muss. Ich denke jedoch schon jetzt an zahlreiche Wege, Leute zu unterstützen, die mit dem Gefängniswesen konfrontiert sind. Und zwar nicht nur, weil ich mich um die Leute schere, sondern weil ich wütend bin.

 

Ich veranschiede mich mit einem meiner Lieblingszitate von Dylan Thomas:

 

Gehe nicht so fügsam in die gute Nacht,

Brennen soll das Alter, wennn der tag sich neigt, wüte,

ja wüte gegen das Sterben des Lichts!”

 

 

In Solidarität, Liebe, Wut und den Chip Rappers von morgen,

 

               Em X

 

Razor Wire Riddle

 

I am a terrorist, and a liberal

I am a man, and a misguided woman

I am considerate, and reckless

I am an anarchist, and not an anarchist

I am intelligent, and foolish

I am regretful, and defiant

I am alone, and well supported

I am queer, and discriminatory

I am sad, and unremorseful

 

Wer bin ich? Ich bin ich, Em (vermeintlich)

 

Seit dem Silvesterabend wurde ich alles mögliche genannt und ich bin

der Leute Urteil leid. Des kriechenden Spiels des Gerichts,

welches mich erstickt hat. Der anderen Gefangenen die mich ausfragen und

bedrohen. Meiner Kameraden, die mich abschreiben. Der Polizei, die sich um mein “Wohlergehen” sorgen.

 

Ich habe die Verachtung, die ich für die Polizei habe, nie versteckt. Ich habe

versucht, die Auswirkungen meiner Verhaftung auf meine Lieben so gering wie möglich zu halten,

ohne mich selbst zu verkaufen.

 

Ich bin nach wie vor eine wütende Anarchistin mit einem aufmüpfigen Herzen,.Aber ich bin erschöpft. Ich will kein Mitleid. Ich behalte den Kopf oben und bleibe in Deckung.