Vorfreude auf die Außenminister

Vorfreude auf die Außenminister
Erstveröffentlicht: 
14.10.2014

Bis zum April ist es zwar noch etwas hin, dennoch fiebert die Stadt dem bevorstehenden G7-Treffen schon jetzt entgegen. Bei LTM und Polizei laufen die Planungen bereits, Wirtschaft und Hoteliers hoffen auf neue Kunden.

 

Die Hansestadt wird im Frühjahr in den Fokus der Weltpolitik rücken. Am 14. und 15. April treffen sich die Außenminister der sieben wichtigsten Industriestaaten in der Hansestadt (die LN berichteten). Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) bezeichnet die Zusammenkunft als „die bedeutendste internationale Konferenz in Lübeck seit dem letzten Hansetag des Mittelalters im Jahre 1669“. Dementsprechend gefreut habe er sich über die Nachricht, als Saxe den Anruf von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erhielt. Das G7-Treffen sei eine erstklassige Tourismus- und Standortwerbung für die Trave-Stadt. Lübecks Bürgermeister fiebert bereits dem Abend entgegen, an dem er die Staatsgäste im Audienzsaal des Rathauses begrüßen kann. Saxe:

 

„Ich habe schon viele, auch internationale Gäste dort willkommen heißen dürfen, aber nie so viele Hochkaräter gleichzeitig.“ Doch die Außenminister werden nicht nur im Rathaus zu sehen sein. Steinmeier wolle sich zudem mit Schülern treffen, um sich mit ihnen über die Außenpolitik und die Rolle Deutschlands in der Welt zu unterhalten.

 

Erhoffter Tourismus-Schub


Die Rolle in der Welt ist es auch, die die Lübeck und Travemünde Tourismus GmbH (LTM) im Blick hat — allerdings aus Sicht der Hansestadt. „Das G7-Treffen der Außenminister wird unseren Bekanntheitsgrad als attraktives Städtereiseziel weiter steigern“, sagt Kerstin Neumann von der LTM. Die Agentur arbeite gerade sowieso daran, Lübeck internationaler besser zu vermarkten. „Da bildet das Forum der G7 eine ideale Plattform, da mit den Mitgliedsländern Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und den Vereinigten Staaten wichtige Quell- und Potenzialmärkte erreicht werden können.“ Deshalb gibt Neumann den Teilnehmern schon jetzt einige Sightseeing-Highlights mit auf den Weg, die sie unbedingt gesehen haben müssen . Neumann: „Von besonderem Interesse sind das Unesco- Welterbe, das Europäische Hansemuseum, das Museumsquartier St. Annen mit Blick ins ,Innere des Lübecker Weltkulturerbes‘ und unsere drei Nobelpreisträger — nicht zu vergessen Travemünde.“ Auch an einem entsprechenden Rahmenprogramm während des Gipfels will die LTM werkeln, um die Stadt in Szene zu setzen, sagt der neue LTM-Chef Christian Martin Lukas.

 

Zum Glück nicht Hauptsaison

 

Die Hoteliers freuen sich bereits auf die Staatsgäste aus Deutschland, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Japan, Italien und den USA. „Wir werden zeigen, was wir können“, sagt Jens Musche, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Lübeck (Dehoga). „Wir werden uns Mühe geben, mindestens genauso gute Gastgeber zu sein wie beim vergangenen Hansetag.“ Seitens des Hotelgewerbes hätte der Termin unter der Woche im April gar nicht besser gelegt werden können. Laut Musche liegt der Zeitraum noch vor der regulären Urlaubssaison, zudem haben alle Übernachtungsgelegenheiten voraussichtlich genug Platz — die Wochenendtouristen seien nicht in Lübeck. Durch das weltweite Interesse am G7-Gipfel der Außenminister erhofft sich Musche zudem Schubkraft für das restliche Jahr 2015. „Wir wollen doch hoffen, dass dadurch auch neue Gäste nach Lübeck kommen, die die Stadt vielleicht vorher nicht in Betracht gezogen haben.“ Selbst mögliche Gegendemonstrationen als potenzielle Abschreckung sieht der Dehoga-Vorsitzende entspannt. „Den einen mag es abschrecken, dafür kommen aber bestimmt zehn andere.“

 

Herausragender Großeinsatz

 

Damit nichts schief geht, wird die Lübecker Polizei die Großveranstaltung genauestens durchplanen. Das konkrete Ausmaß an Sicherheitsvorkehrungen und Sperrungen ist indes noch nicht bekannt. Ob etwa das Europäische Hansemuseum, in dem die Politiker nach jetzigem Plan tagen wollen, zum Beispiel weiträumig abgeriegelt wird, wird noch zu klären sein. Behördensprecherin Anett Dittmer: „Das hängt auch von den Wünschen und Vorgaben der Delegationen ab.“ Ähnliche Sicherheitsausmaße wie 2007 in Heiligendamm schließt sie aber aus, da das Treffen der Außenminister kleinere Dimensionen annehmen wird als das der G7-Staatschefs. „Auch wenn es für die Lübecker Polizei ein herausragender Großeinsatz wird.“ Deshalb steht zumindest das bereits jetzt fest: „Die Erfahrungen deuten darauf hin, dass die schleswig-holsteinische Polizei Unterstützung aus den restlichen Bundesländern benötigen wird“, sagt Dittmer. Außerdem holen sich die Ermittler im Vorfeld unter anderem Informationen ein beim Bundes- und Landeskriminalamt, dem Verfassungsschutz und dem Bundesnachrichtendienst. Ob die am Ende auch mit am Planungstisch sitzen werden, „wird später entschieden“.

 

Lübeck steht für Weltoffenheit

 

Mit an den G7-Planungstisch wollen zumindest auch Lübecks Firmen. „Viele Unternehmen werden sicherlich in die Vorbereitung des Gipfeltreffens einbezogen, von der Straßen- und Gebäudesanierung über das Catering bis zu den Hotels“, sagt Lars Schöning, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK). Gleichzeitig erhofft er sich durch die internationale Berichterstattung, dass die globale Wirtschaft „auch auf die Unternehmen in Lübeck und in der Hansebelt-Region schauen“ werden. Daher gebe es laut Schöning auch keinen besseren Ort, an dem der G7-Gipfel der Außenminister stattfinden könne. Die bald entstehende feste Fehmarnbeltquerung zeige die Weltoffenheit Lübecks „und steht geradezu symbolisch für den Geist der Kooperation im Sinne der G7-Staaten“. Damit die Region langfristig vom Treffen profitiert, wünscht sich IHK-Hauptgeschäftsführer Schöning schon jetzt Gespräche während des Gipfels mit den Teilnehmern. So sei es auch toll, wenn sogar Besuche bei Firmen der Hansestadt möglich gemacht werden können. Damit das auch klappt, wolle die IHK frühzeitig in Kontakt mit den Planern treten. Denn: „Die Termine der Teilnehmer dürften eng getaktet sein.“